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Bunbury oder Ernst sein ist alles

Eine leichte Komödie für ernsthafte Leute von Oscar Wilde

Original-Titel: The Importance of Being Earnest

Übersetzung von Christine Hoeppener und Rainer Kohlmayer

Bearbeitung von Claudia Rupp und Thomas Krieger

Aufführungen am 12. und 19. Mai 2000
in der Aula der Geschwister-Scholl-Realschule,
Essen
sowie am 19. Juni 2000
im Bürgerhaus Langenberg,
Velbert

John Worthing führt ein Doppelleben: Auf der einen Seite ist er der streng-moralische Onkel Jack, auf der anderen Seite gibt er vor, einen lasterhaften Bruder namens Ernst zu haben, den er regelmäßig aufsuchen muss. In Wirklichkeit fährt er jedoch nach London, gibt sich selbst als Ernst aus und macht der ehrenwerten Gwendolen Fairfax den Hof. Sein Freund Algernon, überdies Gwendolens Vetter, hat seinerseits einen Dauerkranken namens Bunbury erfunden, den er immer dann besuchen muss, wenn er der Gesellschaft seiner Verwandtschaft, insbesondere seiner Tante Lady Bracknell, überdrüssig ist. Als Algernon herausbekommt, wo sich Jacks geheimgehaltener Wohnsitz auf dem Lande befindet, reist er dort hin, gibt sich als dessen Bruder Ernst aus und erobert das Herz von Jacks Mündel Cecily. Das Spiel um Verwechselungen und überraschende Verwicklungen nimmt seinen Lauf …

Inhalt

Erster Akt

John Worthing führt ein Doppelleben: Auf der einen Seite ist er der streng-moralische Onkel Jack, auf der anderen Seite gibt er vor, einen lasterhaften Bruder namens Ernst zu haben, den er regelmäßig aufsuchen muss. In Wirklichkeit fährt er jedoch nach London, gibt sich als selbst als Ernst aus und macht der ehrenwerten Gwendolen Fairfax den Hof. Sein Freund Algernon, überdies Gwendolens Vetter, hat seinerseits einen Dauerkranken namens Bunbury erfunden, den er immer dann besuchen muss, wenn er seiner Verwandtschaft, insbesondere seiner Tante Lady Bracknell, Gwendolens Mutter, überdrüssig ist.

Als sich Jack entschließt, seiner geliebten Gwendolen endlich einen Heiratsantrag zu machen, muss er feststellen, dass Gwendolen ihn hauptsächlich wegen seines Namens Ernst liebt – ein anderer Name käme für ihren Ehemann nicht in Frage! Überdies ist Lady Bracknell mit der Verbindung zwischen beiden nicht einverstanden, insbesondere, nachdem sie erfährt, dass Jack ein Findelkind ist und es keine Hinweise gibt, aus welchem Hause er stammt.

Zweiter Akt

Nachdem Algernon endlich herausgefunden hat, wo sich Jacks geheimgehaltener Wohnsitz auf dem Lande befindet, beschließt er, Jacks Abwesenheit auszunutzen und sich als dessen Bruder Ernst auszugeben. Unter diesem Namen macht er Bekanntschaft mit Cecily Cardew, Jacks Mündel. Algernon verliebt sich in sie und auch die etwas einfältige Cecily scheint die Gefühle zu erwidern. Diese hat sich nämlich schon vor drei Monaten mit Ernst verlobt: Zum einen wegen der Erzählungen Onkel Jacks, zum anderen wegen des unwiderstehlichen Namens.

Als Jack überraschend früh aus London zurückkehrt, gibt er der Gouvernante Miss Prism und dem Pfarrer Dr. Chasuble die Auskunft, dass sein Bruder Ernst plötzlich verstorben sei. Als dann Algernon Hand in Hand mit Cecily hereinspaziert kommt, sich immer noch als Ernst ausgibt und Cecily bereits von Bunbury erzählt hat, flippt Jack beinahe aus. Zwar gibt er vor, sich mit Ernst versöhnen zu wollen, doch schmeißt er Algernon förmlich raus, was diesen jedoch nicht davon abhält, weiter zu „bunburysieren“. Auch Algernon beschließt, sich taufen zu lassen.

Plötzlich taucht unerwartet Gwendolen auf, die im Garten auf Cecily trifft. Zunächst entsteht der Eindruck, beide seien mit derselben Person – Ernst – verlobt, doch dieses Missverständnis kann durch das Auftauchen von Jack und Algernon schnell aufgeklärt werden. Als sich herausstellt, dass es gar keinen Ernst gibt, sind beide Damen beleidigt und gehen ins Haus, während Jack und Algernon im Garten sich gegenseitig die Schuld an der Misere zuschieben.

Dritter Akt

Nachdem Jack und Algernon Gwendolen und Cecily erklärt haben, dass sie bereit sind, sich taufen zu lassen, scheint alles in bester Ordnung. Da taucht plötzlich Lady Bracknell auf, die heimlich ihrer Tochter gefolgt ist. Sie will weiterhin die Heirat zwischen Gwendolen und Jack unterbinden. Auch der Heirat zwischen Algernon und Cecily stimmt sie zunächst nicht zu. Als sie jedoch erfährt, dass Cecily ein großes Vermögen besitzt, lassen sich ihre Zweifel an der Verbindung schnell beseitigen. Jedoch verweigert Jack seine Zustimmung, solange Lady Bracknell nicht der Heirat zwischen ihm und Gwendolen zustimmt.

Kurz vor der Abreise der verärgerten Lady Bracknells taucht Miss Prism auf. Diese hatte vor vielen Jahren ein Baby verloren, wie Lady Bracknell zu berichten weiß. Bald stellt sich heraus, dass es sich bei diesem Kind um Jack handelte, der nun endlich das Geheimnis seiner Eltern gelüftet hat. Er ist Algernons Bruder uns somit Lady Bracknell Neffe. Dem Glück zwischen ihm und Gwendolen scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Nur Gwendolen möchte noch den Taufnamen Jacks erfahren – und dieser lautet zur allgemeinen Freude Ernst. Endlich haben alle Paare – unter ihnen auch Miss Prism und Dr. Chasuble – zueinander gefunden und können endlich ihre gemeinsame ernste Zukunft planen.

Thomas Krieger

Fotos

Besetzung

INSZENIERUNG UND BÜHNENBILDClaudia Rupp, Thomas Krieger
GESAMTLEITUNGThomas Krieger
  
John Worthing, genannt JACK, FriedensrichterThomas Krieger
ALGERNON Moncrieff, sein FreundMarc Weitkowitz
Dr. CHASUBLE, PfarrerMarc Hurlebusch
MERRIMAN, Mr. Worthings ButlerJörg Weitkowitz
LANE, Mr. Moncrieffs DienerMarc Hurlebusch
LADY BRACKNELL, Algernons TanteAntonia Metken
Die ehrenwerte GWENDOLEN Fairfax, ihre TochterTanja Wördehoff
CECILY Cardew, John Worthings MündelClaudia Rupp
MISS PRISM, ihre GouvernantePamela Maler
ADRIENNE, Mr. Worthings HaushälterinAnnika Rupp
  
BELEUCHTUNGBurkhard Angstmann
MASKEPamela Maler, Frauke Krüger
BAUTENJörg Weitkowitz, Marc Weitkowitz
REQUISITEBjörn Krüger, Jörg Weitkowitz
KOSTÜMEGisela Rosenblatt, Hannelore Weitkowitz
KLAVIERBjörn Huestege, Wolfgang Steiger
GARDEROBE UND GETRÄNKEVERKAUFAndré Remy, Heike Rupp
ABENDKASSEBjörn Krüger, Frauke Krüger

Autor

Oscar Wilde

Oscar Wilde wurde am 16.10.1854 in Dublin in eine angesehene protestantische Familie hineingeboren.

Am Trinity College in seinem Geburtsort begann er ein Studium der klassischen Sprachen, das er schließlich in Oxford fortsetzte und mit Auszeichnung abschloss.

Die Folgezeit seines Lebens verbrachte er zunächst in London, wo er in der literarischen Gesellschaft durch sein extravagantes Auftreten auffiel und sein Leben als englischer Dandy genoss.

Nach einer Vortragsreise durch die USA 1882 heiratete er am 29. Mai 1884 Constance Lloyd, die mit seiner Hilfe zwei Kinder in die Welt setzte. Sein Lebensmotto war das Posieren. Er betrachtete es als erste Pflicht im Leben, eine Pose zu ergreifen; dabei stellte er die Moral des viktorianischen Englands seiner Zeit in den Hintergrund. Das mutete in der Gesellschaft zwar eher seltsam an, wurde aber ob Wildes amüsanter und ungewöhnlich gut gestalteter Theaterstücke großzügig übersehen. Zwar waren die Inhalte seiner Stücke auch häufig von Unmoralität geprägt, doch behielten sie insgesamt einen für die Gesellschaft akzeptablen moralischen Rahmen bei.

Sein vielleicht großartigstes Stück, „The Importance of Being Earnest“ oder „Bunbury“ schrieb Oscar Wilde während eines mehrmonatigen Aufenthaltes mit seiner Familie im Jahre 1894 in einem ruhigen Badeort namens Worthing. Dieser Name sollte schließlich Bestandteil besagter Komödie werden, indem er als Nachname eines der Hauptdarsteller eingesetzt wurde, ohne dabei seinen realen Bezug zu verlieren (Jack: „Der verstorbene Mr. Thomas Cardew, ein älterer Gentleman von sehr barmherzigen und gütigem Wesen, fand mich und gab mir den Namen Worthing, weil er damals zufällig ein Erster-Klasse-Ticket nach Worthing in der Tasche hatte. Worthing ist ein Ort in Sussex. Es ist ein Badeort.“).

Der Arbeitstitel von „Bunbury“ war „Lady Lancing“, ein Name, der zumindest noch in einer von Lady Bracknells zahlreichen Ausführungen über die Werte der Gesellschaft Erwähnung findet (Lady Bracknell: „Ein geschicktes französisches Dienstmädchen vollbringt in kürzester Zeit wahre Wunder. Ich erinnere mich, der jungen Lady Lancing eines empfohlen zu haben, und nach drei Monaten erkannte sie ihr eigener Gatte nicht mehr.“).

Neben diesen beiden gibt es noch weitere Übereinstimmungen und Anspielungen, die Teile Oscar Wildes Biographie widerspiegeln. So erhält der Butler Algernon Moncrieffs den Namen Lane, womit sich Wilde an seinem früheren Verleger John Lane rächt. Auch der Name Lady Bracknells erinnert an eine persönliche Beziehung Oscar Wildes. Bracknell ist ein in Berkshire gelegener Landsitz der Mutter von Lord Alfred Douglas, Oscar Wildes Freund.

Seine Bindung zu Alfred Douglas sollte Wilde wenig später nach der Uraufführung von „The Importance of Being Earnest“ am 14. Februar 1895 zum Verhängnis werden. Lord Alfred Douglas Vater, Marquess of Queensbury, der die Entwicklungen zwischen seinem Sohn und Oscar Wilde mit Abscheu beobachtet und beiden jeden weiteren Kontakt miteinander, jedoch ohne Erfolg, untersagt hatte, beabsichtigte, Oscar Wilde mit dem Vorwurf der Sodomie vor Gericht zu bringen. Dieser klagte, auch auf Drängen Lord Alfreds, den Marquess of Queensbury schließlich wegen Verleumdung an. Die folgenden Gerichtsverhandlungen senkten das Ansehen Wildes rapide bis er letztendlich nach verlorenem Prozess zu zwei Jahren Zuchthaus und Zwangsarbeit verurteilt wurde.

Ein Rückblick auf Oscar Wildes Leben vor den Jahren im Holloway Prison deckt eine weitere Gemeinsamkeit zwischen „Bunbury“ und Wildes Realität auf. Wie die beiden Hauptfiguren der Komödie sich durch die angebliche Sorge um fiktive Personen ein angenehmes Leben zu verschaffen suchen, um dem Ernst und der Verantwortlichkeit ihres eigenen Lebens zu entkommen, so führte auch Oscar Wilde ein Doppelleben. Er bewahrte sich sein Ansehen in der Gesellschaft durch geschicktes Posieren und floh gleichzeitig in eine andere Welt, in der er sich seinen Genüssen hingab, welche die von ihm gehasste Gesellschaft nicht gestattete. Der Konflikt löst sich allerdings nicht wie in der Komödie positiv auf, sondern bedeutet den Abgrund des Dichters.

Das Theater holt die Wirklichkeit schließlich nicht ganz ein. Eher folgt Oscar Wilde der Fiktion, wenn er, gleich dem erfundenen Bruder Algernon Moncrieffs, am 30. November 1900 in Paris verstirbt.

Claudia Rupp

Aus dem Programmheft

Foyer

Lieber Zuschauer,

ich freue mich, Sie heute Abend als Gast des TheaterLaien begrüßen zu dürfen.

Heute Abend präsentieren wir Ihnen die wohl erfolgreichste Komödie Oscar Wildes „Bunbury oder Ernst sein ist alles“, besser bekannt unter dem Originaltitel „The Importance of Being Earnest“.

Nachdem wir im letzten Jahr mit Goethes „Faust“ ein eher ernstes Stück präsentiert haben, wollten wir uns wieder einmal an eine Komödie heranwagen. Wenn ich hier heranwagen schreibe, so hatten wir natürlich alle unseren großen Erfolg „Der Tolpatsch“ aus dem Jahre 1998 im Kopf, der bei den damaligen Zuschauern (vielleicht waren Sie darunter?) für schiere Begeisterung sorgte. Dennoch oder gerade deshalb wollten wir einmal eine ganz andere Art von Humor zeigen. Und so sind hier keine Anspiele auf Borbecker Persönlichkeiten zu sehen, sondern – natürlich in der deutschen Übersetzung – der Origialhumor Wildes, der hauptsächlich aus einer überaus spitzfindigen und von Wortspielen durchsetzten Sprache besteht. Dieses – um ein wenig Slapstick ergänzt – wird heute auf Sie losgelassen. Und wir sind schon auf Ihre Reaktion gespannt.

Hinter uns jedenfalls liegen wieder einmal rund neun Monate Probenzeit, die mal lustig, mal anstrengend, mal mehr, mal weniger produktiv waren. Und doch, so hoffe ich, kann jeder der Beteiligten sein Positives aus diesem Projekt ziehen – ich jedenfalls habe es bereits getan. Auch wenn die Aufführungen – die Rosinen, wie mein lieber Kollege und Freund Marc Weitkowitz zu sagen pflegt – noch vor uns liegen und mancher sein Resümee erst nach der Absolvierung derselben ziehen will, so habe ich einmal mehr erkannt, wie wichtig mir das Theater im Laufe der vielen Jahre geworden ist, und das ich dieses auch in den nächsten Jahren nicht missen möchte. Und wenn ich an die vielen, vielen Helfer denke, die auf der Bühne oder hinter den Kulissen ihr Engagement gezeigt haben, so denke ich, dass ich damit nicht alleine stehe.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich all denen danken, die sich an diesem Projekt in welcher Form auch immer beteiligt haben. Auch wenn ich es möglicherweise an vielen Stellen nicht gezeigt habe: Ich weiß eure Beteiligung wirklich zu schätzen und bin dafür sehr dankbar!

Dankbar bin ich auch Ihnen: Dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben, das Ergebnis unserer Arbeit zu begutachten und auch zu würdigen. Und natürlich auch dafür, dass Sie uns womöglich schon seit vielen Jahren die Treue halten.

Ich hoffe, dass sich ihr Kommen für Sie gelohnt hat und Sie viel Freude mit unserem „Bunbury“ und diesem Abend haben.

Es grüßt sie herzlichst

Ihr Thomas Krieger

Unsinniger Blödsinn?!

Oscar Wildes Komödie „Bunbury“ zeichnet sich vor allem durch ihren feinen Sprachwitz aus.

Hierzu zu zählen ist auf jeden Fall das Wortspiel „Ernst – ernst“, das sich wie ein roter Faden durch das gesamte Stück zieht und durch die Verbindung mit dem Wort „Bunbury“ zusätzlich ergänzt wird („Jack: Ernsthafter Bunburyist! Du meine Güte!). Auch das Gegensatzpaar „Ernst – Spaß“ bzw. „Vergnügen“ schleicht sich in diese Komik wirkungsvoll ein und erzeugt mitunter paradox scheinende Aussagen („Algernon: Für die eine oder andere Sache muss man etwas Ernst aufbringen, wenn man etwas Spaß im Leben haben will.“).

Gerade diese Gegenüberstellung ist aber keineswegs bloßer Unsinn, sondern reicht tatsächlich an die Wirklichkeit heran. Die Realität des Stückes trifft sie schon allein dadurch, dass die beiden Hauptfiguren durch die Vorgabe, Ernst zu heißen, ihren Vergnügungen nachzukommen wissen. Aber auch außerhalb der Komödie bewirkt erst ein gewisser Ernst, dass Spaß genügend zur Geltung kommen kann, sowie auch Spaß mit angemessener Ernsthaftigkeit betrieben werden muss, um zum wirklichen Vergnügen zu werden.

Im gesamten Verlauf von „Bunbury“ fallen immer wieder Aussagen auf, die einerseits als „bedeutende Wahrheit“ deklariert und andererseits als „Blödsinn“ abgetan werden. Sie klingen auf den ersten Blick meist ungewöhnlich, der einen oder anderen Aussagen wird man aber unweigerlich zustimmen müssen.

Im folgenden werden einige „Weisheiten“ aus „Bunbury“ herausgelöst, um sie an dieser Stelle einmal kontextungebunden wirken zu lassen bzw. in einen neuen Zusammenhang zu setzen: Wussten sie zum Beispiel schon, dass Frauen nie die Männer heiraten, mit denen sie flirten? Vielleicht liegt das an der Tatsache, dass ihnen ja schon nicht frühzeitig gewahr wird, mit wem sie sich verloben werden, da „eine Verlobung über ein junges Mädchen als etwas Unerwartetes hereinbrechen [sollte], angenehm oder unangenehm, wie der Fall nun liegen mag“. Das sollte auch jeder Mann berücksichtigen, der weiß, dass „die einzige Art und Weise sich gegenüber einer Frau zu benehmen“, die ist, „sie zu verführen, wenn sie hübsch ist, und eben eine andere, wenn sie hässlich ist“.

Schade ist dabei nur, dass wohl keine Frau jemals erfahren wird, dass sie hübsch ist, denn „die Wahrheit ist nicht gerade das, was man einer hübschen, süßen, gebildeten Frau erzählt“. Wahrscheinlich wird aber doch viele Frauen ohnehin nicht tangieren, wie sie aussehen, da doch die Ansicht herumkreist, „dass gutes Aussehen ein Fallstrick ist“. Insgesamt trifft man es ohnehin nicht sehr gut, wenn man beabsichtigt zu heiraten und dabei nur auf Genuss aus ist, denn „Leute, die nur an Genuss denken, sind meistens unverheiratet“. Hieraus ergibt sich wiederum ein Appell an die betroffenen männlichen Leute: „Die Männer sollten bedachtsamer sein, gerade diese Ehelosigkeit führt schwächere Naturen vom rechten Wege ab“.

Aber nicht nur Frauen haben mit ihrer schwachen Natur zu kämpfen, „selbst Männer von erhabener moralischer Gesinnung sind äußerst empfänglich für die physischen Reize anderer“. Dabei sollte man sich doch wirklich ausreichend gut überlegen, ob man das Risiko eingehen will durch eine Heirat verstärkten Kontakt zur Verwandtschaft zu bekommen. „Verwandte sind einfach eine langweilige Bande von Leuten, die nicht im entferntesten wissen, wie man leben muss und nicht den geringsten Instinkt besitzen, wann man zu sterben hat“.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer in dieser Problematik gäbe es noch, wenn nicht „Krankheit, gleich welcher Art, […] schwerlich etwas [wäre], das man bei anderen ermutigen sollte“. „Gesundheit ist die erste Pflicht im Leben“. Das fängt schon beim richtigen Verzehr der Butterbrote an. „Man sollte Butterbrote stets ganz ruhig essen. Es ist die einzige richtige Art und Weise, sie zu essen“. Des weiteren soll auch die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, der Gesundheit förderlich sein, denn „Unschlüssigkeit jeder Art ist bei jungen Menschen ein Zeichen geistigen Verfalls, physischer Schwäche bei alten“. Auch die psychischen Schwächen älterer Menschen, auch „Eltern“ genannt, sind nicht zu übersehen. „Wenige Eltern nehmen heutzutage Rücksicht auf das, was ihnen ihre Kinder sagen. Der gute, alte Respekt vor der Jugend stirbt fast aus“. Hoffentlich bleiben wenigsten die obersten Prinzipien erhalten, obwohl es ja bekanntlich auch schon daran krankt. „Die zwei schwachen Punkte unseres Zeitalters sind sein Mangel an Prinzipien und sein Mangel an Profil“.

Trotzdem stehen immer wieder „Prinzipien auf dem Spiel, die man nicht aufgeben kann“. So zum Beispiel „in Dingen von schwerwiegender Bedeutung“. Dort ist „Stil das Wesentliche, nicht Aufrichtigkeit“. „Stil hängt weitgehend davon ab, auf welche Weise das Kinn getragen wird“, womit doch schon gleichzeitig ein Beitrag zur Profilbildung in der Gesellschaft geleistet wäre. Wie schwer muss es aber für einen unbewusst ehrlichen Mann sein, nach solchen Prinzipien zu leben. „Es ist eine schreckliche Sache für einen Mann, plötzlich zu entdecken, dass er sein ganzes Leben lang nichts gesagt hat, als die reine Wahrheit“. Dabei ist doch „die Wahrheit […] selten rein und niemals einfach. Unser heutiges Leben wäre sonst sehr langweilig und unsere moderne Literatur schlechthin eine Unmöglichkeit“.

Die Existenz der Literatur scheint uns hiermit zu beweisen, dass zumindest die letzte „Weisheit“ einen gewissen Wahrheitsgehalt hat. Ob das auch auf weitere Aussagen zutrifft, mag ein jeder selbst entscheiden. „Bunbury“ hält bei aufmerksamem Lauschen noch viel weiteren (Un)sinn bereit …

Claudia Rupp

Zitate aus der Probenarbeit

Thomas Krieger:
„Du sollst die Sätze nicht rüberbringen, als wären sie auswendig vorgelesen.“

Presse

Eine leichte Komödie für ernsthafte Leute

Borbeck. Nach rund neun Monaten Probenzeit und mitt­lerweile zwei gelungenen Auf­führungen im Mai in Borbeck spielt das TheaterLaien am kommenden Montag, 19. Juni, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus Langenberg in Velbert. Prä­sentiert wird die wohl erfolg­reichste Komödie Oscar Wil­des „Bunbury oder Ernst sein ist alles“, besser bekannt unter dem Originaltitel „The Impor­tance of Being Earnest“. Tho­mas Krieger, der zusammen mit Claudia Rupp die Bearbei­tung übernommen hat, erläu­tert die Hintergründe: „Nach­dem wir im letzten Jahr mit Goethes „Faust“ ein eher ern­stes Stück präsentiert haben, wollten wir uns wieder einmal an eine Komödie heranwagen. Wenn ich heranwagen sage, so hatten wir natürlich alle unse­ren großen Erfolg „Der Tol­patsch“ aus dem Jahre 1998 im Kopf, der bei den damali­gen Zuschauern für schiere Begeisterung sorgte. Dennoch oder gerade deshalb wollten wir einmal eine ganz andere Art von Humor zeigen. Und so sind hier keine Anspiele auf Borbecker Persönlichkeiten zu sehen, sondern – natürlich in der deutschen Übersetzung – der Originalhumor Wildes, der hauptsächlich aus einer überaus spitzfindigen und von Wortspielen durchsetzten Sprache besteht. Dieses – um ein wenig Slapstick ergänzt – wird auf die Besucher losge­lassen.“

Borbeck Kurier vom 14.06.2000

Lachmuskeln wurden strapaziert bei Komödie „Ernst sein ist alles“

TheaterLaien überzeugten mit neuem Programm in Scholl-Realschule

Kaum ein Auge blieb trocken. In der Tat: Die Premiere der TheaterLaien in der Geschwister-­Scholl-Realschule war ein voller Erfolg Mit der leichten Komödie „Bunbury“ oder „Ernst sein ist al­les“ von Oscar Wilde überzeugten sie die Besucher.

Die Verwechslungskomödie spielt im England des Jahres 1895. Stil ist hier alles, was zählt. John Worthing (Thomas Krieger) führt ein Doppelleben. Auf der einen Seite ist er der hochmoralische Onkel Jack, der die schwere Verantwortung für sein hübsches Mündel Cecily (Claudia Rupp) ausübt. Auf der anderen Seite gibt Onkel Jack vor, einen lasterhaften Bruder na­mens Ernst zu haben, den er regelmäßig aufsuchen muss. In Wirklichkeit fährt er jedoch nach London, spielt selbst den leichtlebigen Lebenskünstler Ernst und flirtet mit der ehrenwerten Gwendolen Fairfax (Tanja Wördehoff).

Sein Freund Algernon, von Marc Weitkowitz als Genießer und Mann von Welt dargestellt, ist ähn­lich veranlagt. Sein Vorwand heißt Bunbury, ein unschätzbarer Dauerkranker, der nicht recht weiß, ob er leben oder sterben will und ganz entsprechend der Dringlichkeit von Algernons Reiselust gesundet.

In Unkenntnis des anderen Ich scheint beider Lügenspiel zu funktionieren, wäre da nicht ein harmloses Zigarettenetui. Dieses kleine Ding bringt nicht nur ein Leben aus den Fugen…

Als Algemon heraus bekommt, wo sich Jacks geheimer Wohnsitz auf dem Land befindet und dort das hübsche Mündel Cecily kennen lernt, kennt seine Reiselust keine Grenzen mehr…

Ein nicht nur doppelbödiges Spiel voller Wortwitz, Ironie, bril­lanten Verwicklungen und absurden Wandlungen nimmt seinen Lauf. Hier nimmt sich jeder ernst, denn: Ernst ein ist alles!

er das Stück noch nicht gese­hen hat, der sollte sich Freitag, 19. Mai, 19:30 Uhr mit den TheaterLai­en in der Geschwister-Scholl-Realschule vormerken. Es lohnt sich al­lemal. Der Eintritt kostet acht Mark, ermäßigt fünf Mark.

Borbecker Nachrichten vom 18. Mai 2000

Lachmuskeln strapazieren bei „Ernst sein ist alles“

TheaterLaien mit neuem Programm in Scholl-Realschule

„Bunbury“ oder „Ernst sein ist alles“ von Oscar Wilde steht auf dem Programm der TheaterLaien. Premiere der leichten Komödie für ernsthafte Leute ist am Freitag, 12. Mai, um 19.30 Uhr in der Aula der Geschwister-Scholl-Real­schule, Hülsmannstraße 46.

Die Verwechslungskomödie spielt im Jahre 1895 in England. John Worthing (Thomas Krieger) führt ein Doppelleben: Auf der ei­nen Seite ist er der streng-morali­sche Onkel Jack, auf der anderen Seite gibt er vor, einen lasterhaften Bruder namens Ernst zu haben, den er regelmäßig aufsuchen muss. In Wirklichkeit fährt er jedoch nach London, gibt sich selbst als Ernst aus und macht der ehrenwer­ten Gwendolen Fairfax (Tanja Wördehoff) den Hof.

Sein Freund Algernon (Marc Weitkowitz), überdies Gwendo­lens Vetter, hat seinerseits einen Dauerkranken namens Bunbury erfunden, den er immer dann besu­chen muss, wenn er der Gesell­schaft seiner Verwandschaft, insbe­sondere seiner Tante Lady Brack­nell (Antonia Metken), überdrüssig ist.

Als Algernon durch einen Zufall herausbekommt, wo sich Jacks ge­heimgehaltener Wohnsitz auf dem Lande befindet, reist er dort hin, gibt sich als dessen Bruder Ernst aus und erobert das Herz von Jacks Mündel Cecily (Claudia Rupp).

Das Spiel voller Wortwitz, Ironie und brillanten Verwicklungen nimmt seinen Lauf. Hier nimmt sich jeder ernst, denn: Ernst sein ist alles!

Wer also einmal einen herrlich amüsanten Theaterabend erleben möchte, der hat dazu mit den Thea­terLaien Möglichkeit. Neben der Premiere am Freitag, 12. Mai, gibt es noch eine weitere Aufführung in der Geschwister-Scholl-Realschule am Freitag, 19. Mai, ebenfalls um 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet acht Mark, ermäßigt fünf Mark.

Borbecker Nachrichten vom 11.05.2000

Theater als Hobby und aus Liebe zur Schauspielerei

„Theater Laien“ startet bald in die fünfte Spielzeit

Seit 1996 gibt es in Essen die Theatergruppe „Theater Laien“. Pro Jahr studiert die Gruppe ein Stück ein, das dann in der Aula der Geschwister-Scholl-Schule und demnächst auch an anderen Orten aufgeführt wird.

„Die Gruppe besteht aus Freunden und Kollegen, die Lust am Theaterspielen haben,“ erzählt Marc Weitko­witz, Mitgründer und Schau­spieler im „Theater Laien“, und ergänzt: „Das Theater ist sehr vom Schultheater geprägt, seit 1996 sind wir allerdings selbständig und seit 1997 nennen wir uns Theater Laien.“

Der Name ist Programm. Als Hobby und aus Liebe zur Schauspielerei trifft sich die Gruppe zweimal die Woche. „Im Moment sind wir zwölf Leute. Die Besetzung ändert sich von Saison zu Saison, weil manche jetzt auch schon berufstätig sind oder aus ande­ren Gründen keine Zeit mehr haben.“

Dienstags und mittwochs sind die beiden Probentage, an denen die Schauspieler drei Stunden lang in die Charakte­re ihrer Rollen schlüpfen.

„Kurz vor Auftritten kann sich das Probenpensum schon erhöhen,“ erklärt Marc Weit­kowitz, „dann treffen wir uns teiweise vier mal in der Woche. Vor der Premiere legen wir außerdem meist noch ein ganzes Probenwo­chenende ein.“ Trotz des kurzen Bestehens kann das Theater bereits auf ein reichhaltiges Repertoire zurückblicken.

In der ersten Spielzeit zeig­te die Gruppe ein Stück namens „Mord inklusive“. In den folgenden Jahren folgten Klassiker wie „Cyrano de Ber­gerac“ von Edmond Rostand, „Der Tolpatsch“ von Moliere und im vergangenen Jahr Johann Wolfgang Goethes Drama „Faust“. Für die Spielzeit 2000 haben sich die zwölf Schauspieler auf die Komödie „Bunbury“ von Oscar Wilde geeinigt.

„Mit unserer Leistung sind wir sehr zufrieden,“ meint Marc Weitkowitz. Eine Ausdehnung des Lai­entheaters zum Beruf sieht der Geographie-Student aller­dings nicht als Perspektive: „Wie der Name schon sagt ist unser Theater mehr ein Hob­by. Wir versuchen die Stücke für uns selbst perfekt aufzu­führen und sind mit den Pro­ben voll ausgelastet.“

Für die neue Spielzeit ist auch eine Ausdehnung der Aufführungsorte geplant. Marc Weitkowitz: „Neben der Geschwister-Scholl-Schule in Borbeck haben wir schon in der Gemeinde St. Bonifacius in Huttrop gespielt, was wir auch weiterhin pflegen wollen. Außerdem stehen wir gerade in Verhandlungen mit der Casa Nova.“ Im Moment laufen die Pro­ben des „Theater Laien“ auf Hochtouren.

Im Mai diesen Jahres soll die Premiere von „Bunbury“ stattfinden.

Borbeck Kurier vom 19.01.2000