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Die Himmelfahrt der Oktavia Schlüter

Ein Lustspiel in vier Akten von Horst Helfrich

Aufführungen am 22. und 23. September 2006
in der Aula des Mädchengymnasium Borbeck,
Essen

Im „Konrad-Plüsch-Theater“ mangelt es an Resonanz. Als bei der Aufführung der jüngsten Komödie die Zuschauer während der Vorstellung das Theater verlassen, kritisieren die Schauspieler trotz ihrer schlechten Leistungen das ständige Spielen von seichtem Bauerntheater. Auf Wunsch der Schauspieler soll die Tragödie „Blut für Borislav“ aufgeführt werden. In diesem Stück geht es um die verbotene Liebe der Gräfin Malenka zu ihrem Fuhrknecht Gilbert. Auch Graf Borislav, der sich des nachts in einen Vampir verwandelt, liebt die Schöne und will sie zu einer der Seinen machen. Direktor Plüsch testet seine weiblichen Darstellerinnen, ob sie in der Lage sind, überzeugend eine Leiche zu spielen. Plötzlich kommt die Schauspielerin Oktavia Schlüter auf die Bühne. Plüsch verliebt sich spontan in die attraktive Oktavia. Er gibt ihr die Rolle und beschließt selbst den männlichen Hauptdarsteller Gilbert zu verkörpern, damit er in den Genuss von den vorgegebenen Liebesszenen kommt. Als Plüsch, in der Rolle des Gilbert, Gräfin Malenka küsst, stellt er fest, dass Oktavia Schlüter tatsächlich tot ist …

Inhalt

Erster Akt

Ein ganz normaler Tag im „Konrad-Plüsch-Theater“. Zum 100. Mal steht am heutigen Abend die Komödie „Tausche meinen Hochzeitsschleier gegen frische Hühnereier“ auf dem Programm, welches Direktor, Intendant und Regisseur Konrad Plüsch selbst geschrieben hat. Auch zu dieser Aufführung kommen die Schauspieler wieder auf den letzten Drücker, Puder-Bernd ist die weiße Schminke ausgegangen und Beleuchter Ampeer und Bretter-Schorsch wollen das im Stück vorkommende Gewitter vom ersten in den vierten Akt verlegen. Hinzu kommt, dass die beiden Schauspieler Lilo und Hupfer die Finger nicht voneinander lassen können. Weder neben, geschweige denn auf der Bühne.

So nimmt das Chaos seinen Lauf: Während der Anmoderation von Plüsch öffnet sich schon der Vorhang und es wird wieder einmal fleißig improvisiert. Neben den üblichen Texthängern kracht im weiteren Verlauf auch noch der Tisch zusammen. Schon zum Ende des ersten Aktes haben die Zuschauer das Theater verlassen.

Zweiter Akt

Von den jüngsten Ereignissen total entnervt, erfährt Konrad Plüsch, dass sein Ensemble entschlossen hat, seine Komödie nicht mehr spielen zu wollen. Die sofort herbeizitierten Schauspieler verkünden, dass sie statt dessen nun die Tragödie „Blut für Borislav“ aufführen wollen. Plüsch lässt sich darauf ein, besteht aber darauf, zunächst eine Schauspielerin zu suchen, die perfekt eine Tote verkörpern kann, die für dieses Stück benötigt wird. Bei der ersten Probe stellt sich für Konrad Plüsch schnell heraus, dass keine seiner Schauspielerinnen dazu in der Lage ist. Er lässt den Werbefachmann Litfaß nach Schauspielerinnen Ausschau halten, doch auch die sich eiligst meldenden Damen können den Theaterdirektor nicht überzeugen.

Da erscheint Oktavia Schlüter – und Plüsch ist sofort hin und weg. Ohne weiter zu testen engagiert er Oktavia für die Rolle der Gräfin Malenka und beschließt, selbst die männliche Hauptrolle zu spielen, den Geliebten der Gräfin. Trotz vehementen Einspruchs aller Beteiligten, insbesondere seiner Ehefrau, hält er an seinem Vorhaben fest.

Dritter Akt

Premiere der Tragödie „Blut für Borislav“: In der Pause bittet Konrad Plüsch Oktavia noch einmal eindringlich, sich gleich als Tote nicht mehr zu bewegen. Das restliche Ensemble lästert natürlich über das mögliche Verhältnis zwischen Plüsch und Oktavia und tatsächlich kommt es in der Umkleide zwischen Lilo und Oktavia zu einer handfesten Auseinandersetzung, in die Plüsch gerade noch eingreifen kann.

Als es im Stück zu der Szene kommt, in der der Fuhrknecht Gilbert, gespielt von Konrad Plüsch, feststellen muss, dass Gräfin Malenka tot ist, macht der Theaterdirektor eine erschreckende Entdeckung: Oktavia Schlüter ist tatsächlich tot. Nach dem ersten Schrecken und der Freude von Pauline wird die Polizei gerufen. Alle – auch die Zuschauer – sollen bis zum Eintreffen von Kriminalinspektor Fassihn im Theater bleiben.

Vierter Akt

Nach mehreren Stunden erscheint Fassihn – und ist sich offensichtlich nicht im Klaren darüber, dass er sich in einem Theater befindet. Dafür meint er, er befinde sich in einem Irrenhaus, und dafür gibt es viele Anzeichen: Lilo und Hupfer haben sich inzwischen in dem Bett amüsiert, in dem die Tote lag, Pauline berichtet, wie sie sich am Anblick der Leiche geweidet hat und mit Graf Borislav steht der Täter im Endeffekt fest, auch wenn Alex, der Graf Borislav spielt, alles abstreitet. Und dann auch noch so viele Zuschauer bei der Morderei.

Gerade als Fassihn zu verstehen beginnt, wo er sich befindet, erscheint die vermeintliche Tote. Sie wollte nur alle von ihrer Schauspielkunst überzeugen.

Thomas Krieger

Fotos

Besetzung

INSZENIERUNG UND BÜHNENBILDThomas Krieger
GESAMTLEITUNGRené Böminghaus
  
Konrad PLÜSCH, TheaterdirektorTim Meier
PAULINE Plüsch, die Frau des TheaterdirektorsAntonia Metken
OKTAVIA Schlüter, SchauspielerinPia Sollmann
ALEX, SchauspielerJonas Ecker
KNUTH, SchauspielerThomas Krieger
HUPFER, SchauspielerConrad Baege
MARGIE, SchauspielerinSabrina Seyfferth
LILO, SchauspielerinClaudia Rupp
CHARLOTTE, SchauspielerinSabine Drees
BRETTER-SCHORSCH, BühnenarbeiterJörg Weitkowitz
HANNEMANN, BühnenbauerMarco Heckhoff
AMPEER, BeleuchterMarc Weitkowitz
FLÜSTERTÜTCHEN, SouffleuseJanine Cresnik
PUDER-BERND, MaskenbildnerOliver Schürmann
LOTTE, GarderobiereLisa Mathofer
WALDEMAR, KassiererAndré Remy
LITFAß, WerbemannRené Böminghaus
GRETA Bachmann, SchauspielerinClaudia Thierbach
ILSE Stunkert, SchauspielerinSandra Schmitt
ALWINE Ratz, SchauspielerinAnika Winter
NASSTASSJA Nass, SchauspielerinAnnika Rupp
FASSIHN, KriminalinspektorMarian Ferlic
HANDEISEN, PolizistRobert F. Birg
DOMINIC, Enkel von PlüschTim Wälscher
ANNE, Enkelin von PlüschJulia Thelen
JONAS, Enkel von PlüschJulian Tschech
ein ZUSCHAUERChristoph Maaßen
  
BELEUCHTUNGBurkhard Angstmann
MASKEFrauke Krüger
BAUTENConrad Baege, Jörg Weitkowitz
MALEREIENJennifer Choryan
REQUISITEClaudia Rupp
KOSTÜMETim Meier
SOUFFLEUSEJennifer Choryan
ABENDKASSEAndrea Böminghaus, Jennifer Choryan

Autor

Horst Helfrich

Horst Helfrich wurde am 31.10.1939 in Freiendiez in Rheinland-Pfalz geboren.

Unter anderem war er Verfasser von 57 aufgeführten Bühnenstücken, darunter Lustspiele, Komödien, Schauspiele und Einakter.

Er hatte die Idee und war Mitbegründer des Freilichttheaters „Abdeck-Burg-Festspiele“, Holzheim sowie der „Theodissa-Bühne“ in Diez. Hier war er in der Regie und Aufführung eigener Stücke tätig. Weiterhin war er Autor sämtlicher Stücke für die „Bühne 800 Staffel“, Limburg-Staffel.

Darüber hinaus war er als Romanautor, Schreiber von Kabarett-Texten, Märchen, Erzählungen und Gedichten aktiv. Auch als Mundartschreiber war er bekannt. So gibt es 1000 veröffentlichte Mundartgedichte von ihm.

Zudem war er bis zum Jahre 2000 Mitarbeiter beim Südwestrundfunk. Hier wurden 260 von ihm verfasste und gesprochene Beiträge in der Sendung „Guten Morgen aus Mainz: Erster Gedanke“ übertragen.

In der sechsteiligen Fernseh-Serie „Wellerod Alaaf“, einer Satire über den Karneval, war er ebenfalls aktiv.

Auch als Liedtexter machte er sich einen Namen. Unter anderem stammen von ihm die Idee, das Buch und die Songtexte des Musicals „Oskar“ nach Erich Kästners „Konferenz der Tiere“. Auch für das Musical „Flowergreen“ lieferte er die Vorlage. Er arbeitete bei der Erstellung von verschiedenen Spielfilmen mit, führte Interviews und zeigte Personen-Portraits im Fernsehen. Weiterhin lieferte er Veröffentlichungen in Zeitschriften, Anthologien und Jahrbüchern.

Zudem war er mehrfacher Preisträger bei Mundartwettbewerben und Kulturpreisträger im Jahre 1993.

Horst Helfrich starb nach längerer Krankheit am 20.07.2006 in Altendiez in Rheinland-Pfalz.

Abschließend kommt der Autor selbst zu Wort.

René Böminghaus

Der Tod ist nicht das Ende.
Er ist der Anfang eines neuen Daseins,
in dem die unsterbliche Seele aller Geschöpfe
ihren Ursprung hat.
Diese Pforte hat euer treuer Wegbegleiter
nun beschritten.
Trauert nicht um ihn,
es liegt an uns euch zu beweinen,
ist er doch nun von euch gegangen.
Aber glaubt mir, er ist in heilsamen Händen
und trotzdem bei euch,
so wie ihr bei ihm seid.
Wenn einst die Zeit gekommen ist,
da der Schmerz nicht mehr eure Brust beengt
und ihr das Leben wieder leben wollt,
wird er lächelnd aus den
unendlichen Gefilden sagen:
„So ist’s gut, ich will es so,
und ich kann ungetrübt
auf euch schauen.

Horst Helfrich, 16.12.2004

Aus dem Programmheft

Foyer

Meine Herrschaften,

ich freue mich sehr, Sie heute Abend als Gast des TheaterLaien e.V. begrüßen zu dürfen.

Wir präsentieren Ihnen das Lustspiel „Die Himmelfahrt der Oktavia Schlüter“ von Horst Helfrich. Ursprünglich ein Stück geschrieben für eine große Freilichtbühne, welches wir, hoffentlich zu Ihrer Zufriedenheit, an unsere Gegebenheiten angepasst haben.

Hierbei zeigen wir Ihnen, was so alles hinter und vor der Bühne passieren kann. Und glauben Sie mir, die eine oder andere Parallele haben wir schnell erkannt. Mal sehen, ob es auch Ihnen gelingt!

Und nun seien Sie unser Gast und lassen sich durch unsere humoristische Darbietung mitnehmen in die teilweise chaotische Welt des Schauspiels.

Bedanken möchte ich mich bei allen Beteiligten, die durch ihr Engagement zur Umsetzung des Stückes beigetragen haben. Sowohl die Darsteller sind hier gemeint, wie auch die Personen (Doppelbesetzungen sind möglich!), die durch ihre Kompetenz hinter der Bühne aktiv sind und zur Gestaltung eben dieser beigetragen haben. Mag es um das Bühnenbild, die Lichtgestaltung oder auch Kostüme und Requisiten gehen, alles hat mal wieder einwandfrei funktioniert.

Auch die Public Relations (Plakate, Vorberichte etc.) möchte ich lobend erwähnen, denn ohne diese wäre ein Teil des heutigen Publikums nicht bei der Aufführung.

Ebenfalls gilt mein Dank denen, die es uns ermöglicht haben, unsere Probenarbeit durchzuführen: der Katholischen Kirchengemeinde St. Franziskus, der Tuttmann-Grundschule in Essen-Stoppenberg, dem Schulverwaltungsamt der Stadt Essen und dem Ort des Geschehens: dem Mädchengymnasium Borbeck.

Während Sie diese Zeilen lesen (vorausgesetzt, Sie haben das Programmheft vor der Aufführung erworben und sitzen nun in einer der Reihen des Zuschauersaales), wird hinter und später auch auf der Bühne geschaut, ob alles stimmt: Make-up, Kostüm, Text, Bühnenbild und vieles mehr. Und dann heißt es auch schon: Vorhang auf, aber bitte nicht zu früh!

Genießen Sie nun, was wir in den letzten dreieinhalb Monaten für Sie auf die Beine gestellt haben.

Viel Spaß!

René Böminghaus

Da brennt doch die Kulisse!

Konrad Plüsch, Direktor des Konrad-Plüsch-Theaters, das von ihm in der fünften Generation geleitet wird, ist gelinde gesagt, sehr leicht reizbar. Um ehrlich zu sein, ist er ein ziemlicher Choleriker, der in seinem Theater die zugegeben meist unfähig agierende Truppe zusammenstaucht.

Wie viele andere Menschen hat auch Herr Plüsch seine ganz eigene Art zu fluchen, besser gesagt, seinen eigenen Spruch, der sein Markenzeichen ist und gleichsam auch einen Bezug zur Theaterwelt herstellt. Wie schon die Überschrift dieses Artikels vermuten lässt, lautet dieser Spruch: „Da brennt doch die Kulisse!“

Im Laufe des Lustspiels werden Sie eben diesen fünfzehnmal aus dem Munde des Herrn Theaterdirektors hören können.

Jedoch muss der anfangs genannte Verwendungszweck dieses Ausrufs ein wenig erweitert werden. So wird er zwar bevorzugt bei Wutausbrüchen oder in abgeschwächter Weise bei kleineren Ärgernissen verwendet, doch eben auch bei großem Erstaunen und einmal selbst bei schwärmerischer Entzückung.

Die Vorstellung eines Kulissenbrandes dient also als Kommentar für etwas Unerwartetes.

Doch woher nimmt Konrad Plüsch dieses Bild der in Flammen stehenden Kulisse? Handelt es sich um reine Fiktion oder steht eine „lodernde“ Erfahrung dahinter. Hat womöglich die Kulisse des Konrad-Plüsch-Theaters, das immerhin schon seit fünf Generationen besteht, schon einmal gebrannt?

Da es weder Konrad Plüsch noch sein gleichnamiges Theater außerhalb von Horst Helfrichs Lustspiel „Die Himmelfahrt der Oktavia Schlüter“ gibt, wird diese Frage unbeantwortet bleiben. Möglich wäre ja aber, dass der Charakter des Konrad Plüsch eine vielleicht etwas überzogene Projektion der Person Horst Helfrich ist. Womöglich wurde der Spruch „Da brennt doch die Kulisse!“ von Herrn Helfrich selbst benutzt.

Doch woher nimmt er diese Redewendung?

Es ist ja durchaus möglich, dass er sich gut in der Theatergeschichte auskennt und somit weiß, dass am 14. Januar 1823 die Kulisse des Münchener Nationaltheaters während einer Opernaufführung Feuer gefangen hat, woraufhin das ganze Theater niedergebrannt ist. Dazu würde jedenfalls der Ausspruch von Margie, einer Schauspielerin des Konrad-Plüsch-Theaters, passen, der lautet: „…dann brennt nicht nur die Kulisse, dann steht das ganze Theater in Flammen.“

Ein, wenn man davon bei einem Theaterbrand reden kann, lustiger Aspekt dieses Ereignisses ist die Art und Weise, wie dieser Brand gelöscht worden ist. Da nämlich alle Teiche, aus denen üblicherweise das Löschwasser geschöpft wurde, zugefroren waren, nahm man kurzerhand Bier aus der gegenüberliegenden Brauerei. Man stelle sich einmal vor, die Aula des MGB würde brennen und müsste mit Borbecker Dampfbier gelöscht werden…

Doch wir können wohl dank der ausreichenden Brandschutzbestimmungen hier davon ausgehen, dass es weder zu einem Kulissen- noch zu einem Aulabrand kommen wird.

Und so können Sie sich zurücklehnen und sich frei von Befürchtungen freuen auf fünfzehn Mal „Da brennt doch die Kulisse!“ von Herrn Theaterdirektor Konrad Plüsch.

Tim Meier

Zitate aus der Probenarbeit

Thomas Krieger:
„So, jetzt das vierte Aktbild!“

Marian Ferlic:
„Thomas, du willst die Menschen verändern! Das ist mir schon öfter aufgefallen.“

Oliver Schürmann:
„Ich muss die Fummellotte schminken … ääh … Fransenlotte!“

Thomas Krieger:
„Selbst wenn du keinen Text hast, musst du trotzdem in der Rolle bleiben.“ –
Marian Ferlic:
„Das gehört auch zu deinem Psychoterror, mir das immer zu sagen, oder?!“

Oliver Schürmann (in seiner Rolle):
„Der Chef ist sauer, Lotte.“ –
Claudia Rupp (in ihrer Rolle als Lilo):
„Was erzählst du mir das?“ –
Oliver Schürmann:
„Ach, Lilo … Lotte … kennste eine kennste alle.“

Presse

TheaterLaien in MGB-Aula

Am Freitag, 22. September, feiern die TheaterLaien um 19 Uhr Premiere des Stückes „Die Himmelfahrt der Oktavia Schlüter“ von Horst Helfrich. Um 19 Uhr hebt sich der Vorhang in der Aula des Mädchengymnasiums Borbeck, Fürstäbtissinstraße 52. Es geht um das „Konrad-Plüsch-Theater“, dem die Zuschauer nach und nach verloren gehen. Die Schauspieler nehmen sich vor, keine seichten Stücke mehr zu spielen und entscheiden sich für die Tragödie „Blut für Borislav“. Theaterdirektor Plüsch verliebt sich in die Hauptdarstellerin, die bei der Aufführung plötzlich stirbt. Eine weitere Aufführung findet am Samstag, 23. September, statt. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.

Borbeck Kurier vom 20.09.2006

Humorvolles Spiel mit dem Stück im Stück

Theaterlaien zeigen „Die Himmelfahrt der Oktavia Schlüter“ im Mädchengymnasium. Komödie nimmt skurrile Wendungen

Borbeck. „Ich weiß inzwischen schon nicht mehr, was gespielt ist und was nicht“, schmunzelt Thomas Krieger und lehnt sich in seinem Regiestuhl zurück. Mit 27 Schauspielern vom Verein „Theaterlaien“ probt er das Lustspiel „Die Himmelfahrt der Oktavia Schlüter“ von Horst Helfrich. Premiere ist am Freitag, 22. September, in der Aula des Mädchengymnasiums Borbeck, Fürstäbtissinstraße 52.

„Es ist ein lustiges Stück mit viel Klamauk, aber auch subtilem Humor“, erklärt der Regisseur und fügt hinzu: „Wenn man selbst schon einmal Theater gemacht hat, kann man besonders darüber lachen.“ Der Grund: „Die Himmelfahrt der Oktavia Schlüter“ handelt von einer Theatergruppe, die ein neues Stück einstudiert. „Und dabei geht alles schief, was schief gehen kann“, erzählt Krieger.„Manches ist übertrieben, aber vieles kommt mir doch sehr bekannt vor.”

Die Handlung lässt sich allenfalls grob umreißen – auch, um nicht zu viel vorweg zu nehmen, betont Krieger. Sein Ensemble, zusammengewürfelt aus spielfreudigen 13- bis 34-Jährigen, mimt eine Gruppe von Schauspielern, die gegen die ewigen, viel zu seichten Bauernstücke im „Konrad-Plüsch-Theater“ meutert und auf eigene Faust eine Tragödie inszenieren will: „Blut für Borislav“. Da gibt es eine Gräfin Malenka, unsterblich verliebt in den Fuhrknecht, und den Grafen Borislav, der sich des nachts in einen Vampir verwandelt und durch das Fenster der Schönen einsteigt.

Ein liebestoller Theaterdirektor, eine tote Hauptdarstellerin, ein tolpatschiger Fledermausmann – das Stück nimmt skurrile Wendungen und hält für den Zuschauer manche Überraschung parat. Mit dem „Theater im Theater“ lässt sich eben herrlich spielen. Damit das aber für den Zuschauer nicht allzu verwirrend ist, hat Krieger die Bühne in der Mitte geteilt: Rechts die Garderoben und Schminkräume des Plüsch-Ensembles, links deren Bühne für das Stück im Stück.

„Eine Herausforderung ist, dass so viele Leute mitmachen“, erklärt der Regisseur.„Das Lustspiel war ursprünglich für eine Freilichtbühne geschrieben, und hier in der Aula haben wir nur begrenzt Platz.“ Keine leichten Probenbedingungen also. Doch die Theaterlaien nehmen es gelassen, und vor allem: mit Humor. „Wer schaupielern will, muss einfach einen Hau haben“, sagt Thomas Krieger. „Die Schauspieler im Stück haben einen, die echten Akteure haben einen, und ich hab‘ den größten Hau von allen.“

Termine: Freitag, 22., und Samstag, 23. September, jeweils 19 Uhr, Karten unter 61 41 645, www.theaterlaien.de oder Abendkasse

Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 19.09.2006

Da brennt doch die Kulisse: Theater im Theater im Theater

Wortwitz und Slapstick bei den TheaterLaien

„Die Himmelfahrt der Oktavia Schlüter“, ein Lustspiel in vier Akten, ist das nächste Projekt der TheaterLaien. Am 22. und 23. September jeweils um 19 Uhr stehen die Borbecker Schauspieler in der Aula des Mädchengymnasiums wieder auf der Bühne.

Erst im Mai bewies das eingespielte Ensemble mit der erfolgreichen Inszenierung von Bertolt Brechts Klassiker „Das Leben des Galilei“ sein Können.

Nach dieser Tragödie sollte nun wieder etwas Fröhlicheres her. Die große Zahl von 27 Schauspieler machte die Suche nach einem passenden Stück jedoch nicht einfacher. Mit Horst Helfrichs „Die Himmelfahrt der Oktavia Schlüter“ haben die Borbecker dann aber genau das Richtige gefunden: Theater im Theater.

Zur Geschichte: Auch die jüngste Aufführung des „Konrad-Plüsch-Theaters“ entwickelt sich zu einem Reinfall: Seichtes Bauerntheater gepaart mit schlechten Leistungen der Schauspieler kommt beim Publikum einfach nicht gut an. Auf Wunsch der Schauspieler soll etwas ganz Neues her: die Tragödie „Blut für Borislav“. Die verbotene Liebe der Gräfin Malenka zu ihrem Fuhrknecht Gilbert wird gestört durch Graf Borislav. Der treibt nachts als Vampir sein Unwesen und möchte die schöne Gräfin an seiner Seite haben. Als Gilbert sich eines Nachts wieder bei seiner Gräfin einfindet, ist die tot.

Für Theaterdirektor Plüsch (Tim Meier) ist die Besetzung der Gräfin zunächst das Hauptproblem. Als dann die attraktive Schauspielerin Oktavia Schlüter (Pia Sollmann) auftaucht, verliebt sich Plüsch in sie, gibt ihr die Rolle und spielt selbst ihren Geliebten Gilbert. Doch als er sie endlich küssen darf, ist Oktavia Schlüter tot. Das Stück wird Realität und die Suche nach dem Täter beginnt.

Wortwitz, ein wenig Slapstick und besonders die teilweise bizarren Charaktere garantieren viele Lacher. Außerdem versprach der 2006 verstorbene Kulturpreisträger Horst Helfrich selbst eine „verblüffende Auflösung“.

Konzentrierte Probenarbeit und schauspielerisches Talent tragen ihren Teil dazu bei – und wenn selbst Regisseur Thomas Krieger, der seit 1991 dabei ist, manchmal Realität und Gespieltes in seinem Theater nicht mehr auseinanderhalten kann, darf man auf einen unterhaltsamen Theaterabend gespannt sein.

1991 als Schülerinitiative entstanden, bringt der Verein TheaterLaien, der aus dem Jungen Borbecker Musiktheater und den TheaterLaien hervorgegangen ist, immer wieder Komödien und Tragödien, Schauspiel und Musiktheater von Shakespeare über Cole Porter bis Goethe auf die Bühne. An Nachwuchs mangelt es nicht: Von den 69 Mitgliedern ist ungefähr die Hälfte regelmäßig aktiv dabei.

Karten für das neue Projekt gibt es unter 6141645, auf www.theaterlaien.de und an der Abendkasse.

Borbecker Nachrichten vom 14.09.2006