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Die Kluge

Eine Produktion des
Mädchengymnasium Borbeck und Gymnasium Borbeck

Die Geschichte von dem König und der klugen Frau

Eine Oper in einem Akt von Carl Orff

Aufführungen am 21. und 22. März 1991
in der Aula des Mädchengymnasium Borbeck,
Essen

„Oh hätt‘ ich meiner Tochter nur geglaubt…“, so beginnt der Bauer im Kerker zu lamentieren. Er erzählt, wie er auf seinem vom König gepachteten Acker einen Mörser, allerdings ohne den dazugehörigen Stößel, gefunden und seiner Tochter erklärt hat, dass er ihn dem König verkaufen wolle. Doch die Tochter warnte ihn: „Geh nicht zum König, sei kein Narr, er glaubt dir nicht, was du erzählst und wird nur nach dem Stößel fragen und sagt, du hättest ihn gestohlen und dann…“, ja dann warf der König den Bauern tatsächlich in den Turm, wie die Tochter dies vorausgesehen hatte. Das Geschrei macht den König neugierig, und er befragt den Bauern nach seiner Tochter. Von den Prophezeiungen der „klugen Tochter“ überrascht, befiehlt er dem Bauern, diese zu holen…

Inhalt

„Oh, hätt‘ ich meiner Tochter nur geglaubt…“, so beginnt der Bauer im Kerker zu lamentieren. Er erzählt, wie er auf seinem vom König gepachteten Acker einen Mörser, allerdings ohne den dazugehörigen Stößel, gefunden und seiner Tochter erklärt hat, dass er ihn dem König verkaufen wolle. Doch die Tochter warnte ihn: „Geh nicht zum König, sei kein Narr, er glaubt dir nicht was du erzählst und wird nur nach dem Stößel fragen und sagt, du seist ein Dieb, du hättest ihn gestohlen und dann…“ – ja dann warf der König den Bauern tatsächlich in den Turm, wie die Tochter dies vorausgesehen hatte.

Das Geschrei macht den König neugierig und er befragt den Bauern nach seiner Tochter. Von den Prophezeiungen der „klugen Tochter“ überrascht, befiehlt er dem Bauern, diese zu holen.

Nachdem der Bauer seine Tochter gebracht hat, stellt der König ihr drei Rätsel, die sie auch prompt und richtig löst. Darauf beschließt der König, die „Kluge“ zur Frau zu nehmen.

Eines Tages wird ein ungewöhnlicher Streitfall vor den König gebracht: Der Besitzer eines Maulesels beansprucht ein Füllen für sich, das eine Eselin in der Nacht geboren hat, nur weil es näher beim Maulesel gelegen hat. Dabei bedient er sich der (natürlich falschen) Zeugenaussagen von drei Strolchen.

Doch der König ist so in das Zabelspiel mit seiner Frau vertieft, dass er den Betrug nicht durchschaut, noch nicht einmal, als der Eselmann erklärt, dass Maulesel überhaupt nicht werfen können. So teilt der König also dem Mauleselmann das Füllen zu.

Die Kluge jedoch lässt sich nicht täuschen und sie rät dem enttäuschten Eselmann heimlich, sich aufs trockene Land zu setzen und dort zu fischen. Als der König ihn entdeckt und nach dem Sinn fragt, antwortet der Eselmann: „Die Welt hat längst sich umgedreht: Maulesel kriegen jetzt die Jungen, und ist ‚mal solch ein Wurf gelungen, was sollt‘ ich auf dem Land nit fischen?…“

Der König erkennt nun, dass eine solche List nur seine Frau erdacht haben kann. Da er weniger vernünftig als emotional veranlagt ist, schickt er seine Frau enttäuscht davon. Lediglich das ihr Liebste darf sie mitnehmen…

Andreas Döring

Fotos

Besetzung

REGIEFranz-Josef Gründges
MUSIKALISCHE LEITUNGMonika Twiehaus
GESAMTLEITUNGArne Kovac
  
Der KÖNIGOliver Schürmann
Der BAUERAndreas Döring
Des Bauern TOCHTERKerstin Wilde
Der KERKERMEISTERMichael Jansen
Der MANN MIT DEM ESELMartin Schaefer
Der MANN MIT DEM MAULESELThomas Roth
ERSTER STROLCHSascha Lintermann
ZWEITER STROLCHStephan Müller
DRITTER STROLCHFranz-Josef Gründges
MUSIKANTENHolger Kelm, Patrick Kresse, Sven Schönfeld
  
FLÖTEAndreas Hausmann
KLARINETTEAngela Dahl, Anette Heuser
1. VIOLINEGerald Angstmann, Udo Bauer, Christina Detscher, Christina Kallabis
2. VIOLINEJagna Witkowski, Judith Peter
3. VIOLINEYvonne Dahl, Margarete Junk
VIOLONCELLOCordelia Linnenborn, Christina Rother
SCHLAGWERKKatrin Ermert, Sandra Mishra, Sabine Quadt, Katrin Stakemeier, Frank Wieschenberg
1. KLAVIERArne Kovac
2. KLAVIERJoanna Lazar
  
KORREPETITIONArne Kovac, Stephan Müller, Monika Twiehaus
TECHNIK UND BELEUCHTUNGSimone Kolodziej, Sascha Lintermann, Torben Reinhard, Tanja Schloßnikl, Simone Treske
MASKESandra Dungs, Kirsten Jäger, Simone Krämer, Michaela Mitar, Melanie Schilloweit
BAUTENOliver Baum, Dominika Bohackowa, Daniel Freier, Michaela Moedder, Kerstin Runkel, Catrin Schardt, Madeleine Strasdat, Mierke Witzcak, LEITUNG: Sabine Prause
REQUISITEN (INSTRUMENTE)Oliver Baum, Markus Nick, Nicolas Raabe, Björn Schamberger, Lutz Schmiemann, LEITUNG: Carola Dirmeier
ABENDKASSEAngela Dahl, Christina Detscher, Thomas Krieger

Autor

Carl Orff

1895: Carl Orff wird am 10. Juli in München geboren. Er entstammt einer Offiziersfamilie.

ab 1900: Orff beginnt, sich für Musik zu interessieren. Er lernt Klavier, Violoncello und Orgel, und schon bald spielt er mit seiner Mutter vierhändige Klavierstücke. Auf diese Weise lernt er einige Opern kennen. Er beginnt auch zu komponieren und hält seine Werke auf Schiefertafeln fest – schon bald (1904) verfasst er Musikstücke für sein eigenes Puppentheater.

1911: Die ersten Werke Orffs, mehrere frühe Liedsammlungen, werden gedruckt.

1912: Orff komponiert sein erstes Chorwerk („Also sprach Zarathustra“) und eine Oper („Gisei, das Opfer“).

1913: Orff studiert an der Akademie der Tonkunst in München.

1915: Bei den Münchener Kammerspielen ist Orff als musikalischer Mitarbeiter tätig.

1917: Einberufung zum Militärdienst.

1920: Der damals bedeutende deutsche Komponist Heinrich Kaminski gibt Orff Kompositionsunterricht.

1924: Die Günther-Schule in München wird gegründet, Orff als musikalischer Leiter beschäftigt. Hier hat Orff erstmals die Möglichkeit, seine Vorstellung von Musiktheater (die enge Verbindung zwischen Musik, Wort und Bewegung) auf der Bühne zu realisieren.

1930: Orff veröffentlicht erste Publikationen seines Schulwerkes, zieht sie allerdings kurz darauf wieder zurück.

1937: Uraufführung der „Carmina Burana“ in Frankfurt; hiermit setzt ein neuer Abschnitt in Orffs Leben ein, in dem er die Gültigkeit all seiner vorherigen Kompositionen abstreitet.

1943: In einer Inszenierung von Günther Rennert erlebt „Die Kluge“ ihre Uraufführung in Frankfurt.

1954: Orff beginnt mit einer Neufassung seines Schulwerkes, das nun in unglaublicher Geschwindigkeit als Basis für eine moderne Musikerziehung in der ganzen Welt benutzt wird.

1955: Ehrendoktorat der Universität Tübingen anlässlich seines 60. Geburtstages.

1961: An der Akademie für Musik und darstellende Kunst „Mozarteum“ in Salzburg wird ein „Orffinstitut“ gegründet.

1982: Gestorben am 29. März in München.

Andreas Döring, Arne Kovac

Aus dem Programmheft

„Tyrannis führt das Szepter weit“

„Die Kluge“ – 1943

Im Datum der Uraufführung klingt bereits eine Zeit an, die durch Ungerechtigkeit in einem gigantischen Ausmaß geprägt war: die Zeit der Herrschaft des Nationalsozialisten. Orff stand diesem Regime immer kritisch gegenüber. Sehr viele Anzei­chen lassen sich dafür in der Oper „Die Kluge“ finden.

Die Problematik zieht sich bis in die Bühnenaufbauten: Es gibt eine obere Welt des Königs und eine untere Welt der einfachen Leute. Ganz unten, im Kerker durch eine Laune des Königs eingesperrt, schreit der wütende Bauer: „Denn wer viel hat, hat auch die Macht, und wer die Macht hat, hat das Recht, und wer das Recht hat, beugt es auch, denn über allem herrscht Gewalt!“ Natürlich ist diese Aus­sage einerseits vollkommen in den Rahmen des Stückes inte­griert, aber isoliert gesehen han­delt es sich hierbei sicherlich um eine Anklage Orffs gegenüber den damaligen Verhältnissen. Doch damit nicht genug: Nach­dem der König des Bauern Tochter geheiratet und diesen freigelassen hat, hat er nur noch Augen für seine Frau. Kein Wunder, dass seine Rechtspre­chung darunter leidet. Wichtig jedoch wird es, als der Maul­eselmann diese Blindheit aus­nutzt und sich dabei der fal­schen Zeugenaussage der drei Strolche bedient: „Gebt acht, es soll euch schon was tragen, wenn ihr mir helft, dass ,recht‘ für ,unrecht‘ ich bekomm.“

Der Plan des Mauleselmanns glückt. Zwar hat er die Kluge nicht mit seinem Plan überrumpeln können, so dass sie schließlich dem Geschädigten doch noch zu seinem Recht verhilft, doch das Urteil des Kö­nigs ist zunächst einmal zu voll­sten Zufriedenheit des Maul­eselmannes ausgefallen. Und auch zur Zufriedenheit der Strolche, denn der Mauleselmann zahlt für die Unterstützung nicht schlecht.

Die Strolche setzen das Geld direkt in Wein um. Während sie den Sieg des Unrechts – noch dazu mit des Königs Wein – feiern, steigen sie symbolisch auch bis auf die obere Ebene des Königs auf. Diese Strolche zeichnen sich in ihrem Verhalten eher als Schelme, denn als Gauner oder Diebe aus: Das wird schon in ihrem ersten Auf­tritt deutlich. Schelme aber ge­nießen Narrenfreiheit, und so tragen sie, völlig besoffen eine Litanei vor, in der sie, wieder im Rahmen des Stückes, die könig­liche Rechtsprechung anklagen. Doch wenn man die Litanei mit den Ohren von damals hört, dann kann man erahnen, wie sehr die Strolche den Menschen aus der Seele gesprochen ha­ben müssen: „Justitia [das Recht] lebt in großer Not; Pietas [die Frömmigkeit] liegt auf dem Stroh; Humilitas [die Mensch­lichkeit] schreit Mordio; Superbia [die Überheblichkeit] ist auser­korn […]; Tyrannis [die Gewalt­herrschaft] führt das Zepter weit; Invidia [die Missgunst] ist worden los.“

Auch der Eselmann, der sein Füllen durch die Unaufmerk­samkeit des Königs verliert, klagt nach dem Richter­spruch an: „Wo gibt es noch ein Recht, wo noch Gerechtigkeit? Der König sei vermaledeit!“ Wieder eine (mit den Ohren von 1940) unüberhörbare Kri­tik, ein unüberhörbarer Ruf nach Gerechtigkeit. Natür­lich ist es Orff nicht mög­lich gewesen, diese Kritik so unverhüllt auszuspre­chen. Den Eselmann kann er nicht wie die Strolche in ein Narrengewand stec­ken, denn ein Merkmal des Eselmanns ist seine etwas naive Art, so dass er, noch dazu in dieser Situa­tion, nicht zu „höherem Blödsinn“ fähig ist. Hier lässt Orff die Kluge eingrei­fen, die den König rasch verteidigt und die Vorwürfe erblassen lässt: „Ein König kann sich auch ‚mal irren;…“ Diese Entkräftung wertet zwar den König auf der Bühne wieder auf, nicht jedoch das Hitler-Re­gime, denn von einem einmali­gen Irrtum der NS-Führung kann wohl kaum die Rede sein.

Zum Schluss des Stückes klin­gen diese Anklagen am natio­nalsozialistischem Regime noch einmal an, als der dritte Strolch feststellt: „Ja, könnte da so je­der oder jede grad tun und sa­gen, was ihm so beliebt,…“ und der erste Strolch ihm beipflich­tet: „das wär ein schönes Land, wo’s so was gibt!“

Andreas Döring

Presse

Carl Orffs „Kluge“ war maßgeschneidert

Gymnasien glänzten mit Opernaufführung

Etwas Besonderes sollte es schon sein. Doch die Zauberflöte oder La Bohème schienen etwas hochgegriffen. Mit Carl Orffs Oper „Die Kluge“ jedoch gelang den Oberstufenschülern des Gymnasiums an der Prinzenstraße und des Mädchengymnasiums der große Wurf. Unter tosendem Beifall des Publikums wurde die Aufführung an der Fürstäbtissinstraße stürmisch gefeiert.

Die Opern-Geschichte ist schnell erzählt: Ein Bauer, hervorragend dargestellt von Andreas Döring, ist im Kerker des Königs gefangen. „Ach, hätt‘ ich meiner Tochter nur geglaubt“, lamentiert er vor sich hin. Der König, neugierig geworden, befragt den Bauern nach dem Grund seines Geschreis.

Der Bauer hatte zuvor auf dem Acker einen Mörser gefunden und liefert ihn beim König ab. Leider fehlte der dazugehörige Stößel. Seine kluge Tochter hatte ihn jedoch zuvor gewarnt. „Der König wird glauben, du hättest den Stößel gestohlen.“

Der tyrannische Herrscher (überzeugend: Oliver Schürmann) möchte das gescheite Geschöpf kennenlernen. Drei Rästel gibt er der Klugen auf, die sie prompt löst. Der König nimmt sie daraufhin zur Frau. Kerstin Schürmann stellte die geheimnisvolle Kluge besonders charmant dar.

Eines Tages soll der König einen ungewöhnlichen Streitfall schlichten. Der Besitzer eines Maulesels (prima: Thomas Roth) beansprucht das Füllen einer Eselin für sich, weil es näher an dem Maulesel gelegen hat. Für das ungerechte Urteil sorgt nicht zuletzt die falsche Zeugenaussage von drei Strolchen (fabelhaft: Sascha Lintermann, Stephan Müller und Franz-Joseph Gründges).

Doch die Kluge gibt dem enttäuschten Esel-Besitzer (brillant: Martin Schaefer) einen weisen Rat. Nach mancherlei Wirrungen kommt es schließlich doch zum guten Ende.

Mehr als ein Jahr arbeiteten die Schüler an den Vorbereitungen zur Aufführung. Hilfreich zur Seite standen Franz-Joseph Gründges (als Regisseur) und die Musiklehrer Stephan Müller und Monika Twiehaus.

Sorgfältig stimmten sie die Original-Partitur auf die Möglichkeiten des Orchesters ab, das unter ihrer Leitung eine außerordentliche Leistung seines Könnens lieferte.

Eine Oper, maßgeschneidert für die Aufführung durch Schülerinnen und Schüler. Eine Aufführung, die durch das große Engagement der schauspielernden Sänger die Zuschauer in ihren Bann zog. Für den tadellosen Ablauf sorgten nicht zuletzt die zahlreichen Schülerinnen und Schüler hinter den Kulissen, die sich um Technik, Beleuchtung, Bühnenbild, Requisiten, Maske und, und, und mit Liebe kümmerten.

Borbecker Nachrichten vom 05.04.1991

Opernaufführung Orff: Die Kluge

„Die Kluge“, eine Oper in einem Akt von Carl Orff wird am Donnerstag, 21. und Freitag, 22. März, jeweils um 19.30 Uhr in der Aula des Mädchengymnasiums Borbeck aufgeführt. Die Inszenierung ist ein Coproduktion des Mädchengymnasiums und des Gymnasiums Borbeck.

Karten im Vorverkauf: Buchhandlung Gnoth, Rudolf-Heinrich-Straße; Borbecker Nachrichten, Vinckestraße 16.

Borbecker Nachrichten vom 15.03.1991