Skip to content Skip to footer

Die Physiker

Eine Komödie in zwei Akten von Friedrich Dürrenmatt

Aufführungen am 18. und 19. April 2008
in der Aula des Mädchengymnasium Borbeck,
Essen
sowie am 3. Juni 2008
im Schloss Hardenberg,
Velbert

In der alten Villa des Sanatoriums „Les Cerisiers“ werden nur noch drei Patienten behandelt, allesamt Physiker. Die übrigen sind wegen eines unvorhersehbaren Vorfalls in den Neubau übergesiedelt worden. Einer der drei Wissenschaftler, der sich für Sir Isaac Newton hält, hat seine Krankenschwester erdrosselt. Drei Monate später tut es „Albert Einstein“ seinem Kollegen „Newton“ gleich und erdrosselt ebenfalls seine Krankenschwester. Die Regierung hält es für unverantwortlich, die drei Verrückten weiterhin von Schwestern betreuen zu lassen, und fordert kategorisch Pfleger. Vom dritten Physiker, Möbius, der glaubt, König Salomo erscheine ihm, sieht die Leiterin des Sanatoriums, Fräulein Doktor von Zahnd, hingegen keine Gefahr ausgehen. Sein Zustand ist seit fünfzehn Jahren unverändert. Schon bald wird jedoch klar, dass in „Les Cerisiers“ nicht alles so ist, wie es scheint.

Inhalt

Erster Akt

Kriminalinspektor Richard Voß ist außer sich: Schon zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten wurde im Sanatorium „Les Cerisiers“ eine Krankenschwester von einem der Patienten getötet. Während Voß seinen tobenden Staatsanwalt im Rücken wähnt, wird ihm von Oberschwester Marta Boll erklärt, dass der Täter, der sich für Albert Einstein hält, zur Beruhigung Geige spielt, von der Irrenärztin am Klavier begleitet. Daher kann er ihn nicht vernehmen. Stattdessen lernt Voß Sir Isaac Newton kennen, der vor drei Monaten seine Krankschwester tötete. Dieser vertraut Voß das Geheimnis an, dass er in Wirklichkeit Albert Einstein sei, dieses aber auf Rücksicht auf den „falschen“ Einstein nicht verrate. Schließlich kann Voß dann doch noch mit der Irrenärztin Frl. Doktor Mathilde von Zahnd sprechen. Diese erklärt, dass in der alten Villa ihres Sanatoriums neben Newton und Einstein nur noch ein weiterer Patient lebt, ein gewisser Johann Wilhelm Möbius, ebenfalls ein Physiker. Alle anderen Patienten wurden nach dem ersten Unglücksfall in den Neubau verlegt. Möbius, der behauptet, ihm erscheine König Salomo, lebt bereits seit fünfzehn Jahren in „Les Cerisiers“. Voß besteht darauf, dass künftig die Betreuung der Patienten nur noch von Pflegern übernommen werden soll, um weitere Tötungen zu vermeiden. Frl. Doktor von Zahnd lässt sich schließlich darauf ein.

Nachdem sich der Inspektor verabschiedet hat, bekommt Möbius Besuch von seiner geschiedenen Frau, die vor drei Wochen Missionar Rose geheiratet hat. Da dieser eine Stellung auf den Marianen – im Stillen Ozean – angenommen hat, kommt Frau Rose mit den drei Buben, um sich von Möbius zu verabschieden. Möbius jagt die ganze Familie in einem Anfall hinaus. Erst als er mit seiner Krankenschwester Monika Stettler alleine ist, beruhigt er sich wieder. Sie hat ihn durchschaut: Möbius erfindet seine Anfälle nur. Er gibt zu, dass er seiner Frau und seinen Kindern die Last, sich Sorgen um ihn zu machen, ersparen wollte und sich deshalb so aufgeführt hat. Monika erklärt Möbius, dass sie ihn nicht für verrückt halte und gesteht ihm schließlich ihre Liebe. Sie hat die Erlaubnis von Frl. Doktor Frau Zahnd, mit ihm das Sanatorium zu verlassen. Auch mit Möbius‘ ehemaligem Professor hat sie gesprochen, so dass er seine wissenschaftlichen Arbeiten fortsetzen kann. Doch bevor Monika Möbius‘ Sachen packen kann, tötet Möbius sie.

Zweiter Akt

Der neuerliche Mord scheint Kriminalinspektor Voß nicht mehr sonderlich zu beunruhigen. Erst recht nicht, als er sieht, wen Frl. Doktor von Zahnd als Pfleger engagiert hat: Den ehemaligen Boxweltmeister Uwe Sievers sowie weitere Boxmeister. So verlässt er unversehens die Heilanstalt, sehr zum Entsetzen Möbius‘. Dieser wollte sich nämlich von Voß verhaften lassen. Kurz darauf erklärt Newton dem verduzten Möbius, er sei in Wirklichkeit der berühmte Physiker Kilton, der Möbius‘ Dissertation über die Grundlagen einer neuen Physik gelesen hat und nun von seinem Geheimdienst in die Heilanstalt geschickt wurde, um den Grund von Möbius‘ Verrücktheit herauszubekommen. Auch Einstein ist in Wirklichkeit Geheimagent – er ist der Physiker Eisler – und auf Möbius angesetzt. Beide wollen den größten Physiker aller Zeiten mit seinen bahnbrechenden Entdeckungen für sich gewinnen und in die Gemeinschaft der Physiker zurückbringen. Doch statt mit einem der beiden mitzugehen, erklärt Möbius beiden, warum er wirklich im „Les Cerisiers“ ist: Er befürchtet, dass die Menschheit mit den von ihm gemachten Entdeckungen nicht umgehen kann und sich selbst vernichten wird. Er sieht es als seine Pflicht an, sein Wissen zurückzunehmen, um so die Menschheit zu retten. Darum spielt er nun den Verrückten. Es gelingt Möbius, seine beiden Physiker zu überzeugen, ebenfalls in der Heilanstalt zu bleiben und somit sein Geheimnis und seine Entdeckungen zu bewahren.

Doch schon kurz darauf stellt sich heraus, dass Frl. Doktor von Zahnd längst das Spiel der drei durchschaut hat. In dem Wahn, der König Salomo erscheine ihr, hat sie die Erfindungen Möbius‘ wirtschaftlich ausgeschlachtet und will nun die Weltmacht erlangen. Alle Befürchtungen von Möbius haben sich damit bewahrheitet. Durch ihre Morde haben sich die drei Physiker selbst diskreditiert und auch ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt. „Die Welt ist in die Hände einer verrückten Irrenärztin gefallen.“

Thomas Krieger

Fotos

Besetzung

INSZENIERUNG UND BÜHNENBILDTim Meier
GESAMTLEITUNGThomas Krieger
  
FRÄULEIN DOKTOR Mathilde von Zahnd, IrrenärztinSabine Drees
Marta Boll, OBERSCHWESTERAnika Winter
MONIKA Stettler, KrankenSCHWESTERKathrin Pohl
Uwe Sievers, OBERPFLEGERRoland Baege/Jörg Weitkowitz
MCARTHUR, PflegerMarian Ferlic
MURILLO, PflegerMartin Schlegel
Herbert Georg Beutler, genannt NEWTON, PatientThomas Krieger
Ernst Heinrich Ernesti, genannt EINSTEIN, PatientOliver Schürmann
Johann Wilhelm MÖBIUS, PatientMarco Heckhoff
MISSIONAR Oskar ROSEMarc Weitkowitz
FRAU Missionar Lina ROSEJulia Thelen
ADOLF-FRIEDRICH,Sophie Adams
WILFRIED-KASPARAdrian Scheid
und JÖRG-LUKAS, ihre BubenJulian Tschech
Richard Voß, KriminalINSPEKTORTim Meier
GUHL, PolizistThorben Pawlowski
BLOCHER, PolizistChristoph Maaßen
GERICHTSMEDIZINERINSophie Adams
Irene Straub, KrankenschwesterSabrina Seyfferth
  
VIOLINERoland Baege
  
BELEUCHTUNGBurkhard Angstmann
MASKEJanine Cresnik, Sabrina Seyfferth
BAUTENRoland Baege, Marian Ferlic, Thomas Krieger, Tim Meier
MALEREIENRoland Baege
REQUISITESabine Drees
KOSTÜMETim Meier
SOUFFLEURChristoph Maaßen
ABENDKASSELisa Mathofer, Frederic Thelen

Autor

Friedrich Dürrenmatt

Seine Theaterstücke und Kriminalromane sind oft durch groteske Elemente und das Verfahren der Verfremdung geprägt. Dabei gerät seine Literatur immer auch zum Angriff auf die verlogene Doppelmoral der Gesellschaft.

Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Konolfingen bei Bern geboren. Er studierte Philosophie, Germanistik und Naturwissenschaften in Zürich und Bern (nicht, wie meist angegeben wird, Theologie), arbeitete als Zeichner und Graphiker und schrieb Literatur- bzw. Theaterkritiken für die Züricher Weltwoche. Viele seiner literarischen Motive finden sich auch in seinen zahlreichen Zeichnungen und Bildern aus dieser Zeit wieder.

Anfang der 40er Jahre begann er seine schriftstellerische Arbeit mit kafkaesken Erzählungen, die später in dem Prosaband „Die Stadt“ gesammelt wurden. Darüber hinaus entstanden erste Texte fürs Kabarett.

Die Mehrzahl der Theaterarbeiten Dürrenmatts ist durch den außerordentlich sicheren und effektvollen szenischen Zugriff des Autors charakterisiert: eine überaus reiche theatralische Phantasie verbindet sich mit geistvollem Sprachwitz. Die zum Teil absurde und makabre, aber stets amüsante Satire lebt von grotesken Verzerrungen. Dürrenmatts Vorbilder sind Aristophanes, Nestroy und Wedekind. Zweifellos gibt es in seinen Werken auch einen Einfluss Bertolt Brechts.

1947 wird sein erstes Stück aufgeführt: „Es steht geschrieben“. Mit diesem Stück über die Sekte der Wiedertäufer im Münster des 16. Jahrhunderts, das als Neufassung 1967 unter dem Titel „Die Wiedertäufer“ erschien und „Romulus der Große“ (1948, Neufassung 1958), über den Untergang Roms, verbindet sich ein Sinn für komische Ironie und das Absurde mit einer szenischen Darstellung des Gewalt.

Die Theaterstücke „Die Ehe des Herrn Mississippi“ (1952, Neubearbeitung 1957) und „Ein Engel kommt nach Babylon“ (1954, Neubearbeitung 1957) machten ihn als Dramatiker einem breiten Publikum bekannt. Nach dem Erfolg der ersten Theaterstücke ließ sich Dürrenmatt als freier Schriftsteller in Neuchâtel nieder.

Mit „Der Besuch der alten Dame“ (1956) und „Die Physiker“ (1962, Neufassung 1980) avancierte er zu einem der bedeutendsten Dramatiker der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur.

Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt Dürrenmatt 1983 den Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur und 1986 den Georg-Büchner-Preis.

Bekannt wurde er auch als Erzähler („Der Richter und sein Henker“ (1951), „Der Verdacht“ (1952), „Die Panne“ (1956) und „Das Versprechen“ (1958)).

Im Zentrum seiner Arbeit aber steht das Theater; er schrieb nahezu 30 Stücke, von denen er manche mehrfach überarbeitet hat. Im spielerischen, burlesken und komödiantischen Treiben auf der Bühne verbirgt sich Dürrenmatts konsequenter Moralismus. Er benutzt die Komödie als die für ihn einzige noch mögliche dramaturgische Form, um Heuchelei, Falschheit und Absurdität der Welt vorzuführen (Tragikomödie). Sein Hang zur makabren Groteske, der das Absurde der Wirklichkeit zu-gleich verhüllt und entschärft, trägt manchmal dazu bei, dass sein Grundthema (Gerechtigkeit und Gnade) und seine Intentionen (auf die potentielle kriminelle Energie der Macht und die Verführbarkeit des Menschen hinzuweisen) verwischt oder überlagert werden.

Dürrenmatts spätere, vom Autor durchweg als „Komödien“ bezeichnete Dramen, fanden geringere Resonanz bei Publikum und Kritik. Hierzu gehören „Der Meteor“ (1966), „Porträt eines Planeten“ (1971), „Der Mitmacher“ (1973) und „Achterloo“ (1983).

Seine letzten Romane „Justiz“ (1985) und „Durcheinandertal“ (1989) lassen nochmals sein Interesse an juristisch-moralischen Fragestellungen und die illusionslose Weltsicht ihres Verfassers erkennen.

Dürrenmatt trat außerdem als Autor von Hörspielen („Gesammelte Hörspiele“ (1961)) und Essays („Zusammenhänge“ (1976), „Albert Einstein“, (1979)) hervor. Seine apokalyptisch-visionären Bilder wirken wie Illustrationen des literarischen Werks.

1946 heiratete Dürrenmatt Lotti Geißler, mit der er drei Kinder hatte. Ein Jahr nach dem Tod von Lotti Geissler heiratete er 1984 Charlotte Kerr.

Friedrich Dürrenmatt starb am 14. Dezember 1990 in Neuchâtel an den Folgen eines Herzinfarkts.

Marc Weitkowitz

Aus dem Programmheft

Foyer

Lieber Zuschauer,

ich freue mich, Sie heute Abend als Gast des TheaterLaien begrüßen zu dürfen.

Heute Abend erwartet Sie mit „Die Physiker“ eine Komödie von Friedrich Dürrenmatt, – unserem zweiten Dürrenmatt-Stück nach unserer Inszenierung von „Der Besuch der alten Dame“ aus dem Jahre 2003 -, wobei der Begriff „Komödie“ das Stück nur teilweise richtig kategorisiert. Hierzu ist zu bemerken, dass Dürrenmatt seine Bühnenwerke meistens mit „Komödie“ untertitelt hat. Und in der Tat gibt es hier wie in vielen anderen Dürrenmatt-Stücken zahlreiche komische Szenen. Das Stück spielt in einem Irrenhaus, und Dürrenmatt lässt kaum eine Gelegenheit aus, diesem Umstand durch zahlreiche pointierte Dialoge Rechnung zu tragen. Doch spätestens im zweiten Teil nimmt die Komödie immer groteskere Züge an und wird nach und nach immer weniger komisch, ja, sie regt den geneigten Zuschauer zum Nachdenken an. Und so folgt Dürrenmatt der Philosophie seiner meisten Werke: „Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat.“ Und diese ist wahrlich nicht zum Lachen.

Während Sie nun hoffentlich gespannt und erwartungsfroh diesem Theaterabend entgegen sehen, wird hinter den Kulissen noch einmal letzte Hand an Maske, Kostüme und Requisiten gelegt, der ein oder andere wird einen Blick in das Textbuch werfen, in sich gehen oder andere mit seiner Nervosität anstecken. Wieder andere werden noch einmal die vergangenen Monate Revue passieren lassen und mit Wehmut, Erleichterung oder Vorfreude den baldigen Beginn der Vorstellung herbeisehnen. Mit anderen Worten: Alle Vorbereitungen für eine hoffentlich gelungene Aufführung sind getroffen.

Mein Dank gilt an dieser Stelle wie immer allen an diesem Stück Beteiligten, ob auf oder hinter der Bühne. Sie alle werden sicherlich heute Abend ihr Bestes geben und versuchen, Sie am Ende mit einem unvergesslichen Erlebnis nach Hause zu entsenden. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei der Stadt Essen, dem Mädchengymnasium Borbeck, insbesondere den Hausmeistern Podbevsek und Prinz und der Pfarrjugend von St. Franziskus, die uns die Räumlichkeiten für Proben und Aufführungen zur Verfügung gestellt haben.

Mein letzter Dank an dieser Stelle gilt Ihnen: Für Ihr Kommen und Ihren Applaus, mit dem Sie unsere Leistung und unsere Arbeit – hoffentlich – würdigen. In diesem Sinne wünsche ich einen unterhaltsamen und nachdenklich stimmenden Abend.

Ihr Thomas Krieger“ „

Wissen ist Macht

Wissen ist Macht – nichts wissen macht auch nichts. Getreu diesem Motto habe ich damals (oder aus der Sicht von „unser Herr Krieger“1: vor kurzem) den Physikunterricht in weiten Teilen ignoriert.

Glaubt man dem Stück „Die Physiker“, war das wohl eine kluge Wahl. Zeigt uns Dürrenmatt doch, wie belastend für den Einzelnen und zugleich gefährlich für die Gemeinschaft zu viel Wissen sein kann.

Hierbei scheint die Macht des Wissens einzig und allein destruktiven Zwecken dienlich. Erstaunlicherweise wird von den drei Physikern Kilton, Eisler und Möbius nicht einmal in Betracht gezogen, dass die „Weltformel“ und das „System aller möglichen Erfindungen“2 der Menschheit zum Guten gereichen könnten.

Schön wäre es, wenn wir nun folgende Erkenntnis dem Stück entnehmen würden: Physik an und für sich ist gefährlich. So könnte man energisch (und zur Freude Etlicher) ein generelles Physikunterrichtsverbot fordern (die Schüler sollen ja schließlich nicht zu den Wegbereitern der Apokalypse ausgebildet werden) und, falls dieses nicht erlassen werden sollte, zumindest mit ruhigem Gewissen während des Physikunterrichts wichtige Dinge (wie zum Beispiel Tetris 9.8 auf dem Handy spielen) erledigen. Ich hätte meine Freude daran gehabt (wenn damals schon Tetris 9.8 oder Handys existiert hätten).

Für einen kurzen Moment sieht es sogar so aus, als lägen wir richtig mit unserer etwas plumpen These. Immerhin verbietet auch Möbius seinem Sohn pauschal Physiker zu werden.

So einfach wird es uns letztlich aber leider doch nicht gemacht. „Die Wirklichkeit ist uns [Physikern] nicht gewachsen“, sagt Möbius und will damit sagen: Die Menschheit kann mit den Erkenntnissen der Wissenschaft nicht umgehen.

Dass die Physik bei Dürrenmatt eigentlich für sämtliche Naturwissenschaften steht, liegt auf der Hand. Dürrenmatt wählte, auf Grund der damals aktuellen Schreckenserfahrung mit der Atombombe, für sein Stück die Physik als Beispiel.

Würde dieses Stück heute geschrieben, hätten wir es möglicherweise nicht mit Physikern sondern mit Experten der Gentechnologie zu tun. Die Aussage bliebe jedoch die gleiche: Die Menschen können mit den Gefahren der Wissenschaft nicht umgehen.

Diesem Problem kann man nun auf zwei Weisen begegnen. Entweder versucht man wissenschaftliche Erkenntnisse generell zu unterdrücken oder aber die Menschen müssen lernen, verantwortungsvoll mit der Wissenschaft umzugehen. Die erste Alternative ist zum Scheitern verurteilt, wie sich am Ende unseres Stückes herausstellt. Bleibt nur die Hoffnung in die Weiterentwicklung der Menschheit in eine verantwortungsbewusste Gesellschaft. Diese Möglichkeit erscheint jedoch so abwegig, dass sie in „Die Physiker“ nicht einmal thematisiert wird. Möglich, dass Dürrenmatt sich täuscht. In Bezug auf Gentechnologien gibt es immerhin schon Ethikkommissionen zur Genüge, die sich mit den möglichen Konsequenzen dieser Wissenschaft auseinander setzen sollen. Ob das ausreicht, dem destruktiven Potenzial der Biologie, Physik oder Chemie entgegenzutreten? Oder ob wir damit im Gegenteil die Wissenschaft zu stark einengen und so auch mögliche positive Entdeckungen verhindern? Wer weiß.

Christoph Maaßen

1Der Chef vom TheaterLaien
2Beide entdeckt von Johann Wilhelm Möbius

Presse

Theaterlaien spielen „Die Physiker“

Unter der Leitung von Thomas Krieger führen die Theaterlaien aus Essen am Dienstag, 3. Juni, um 19 Uhr, in der Vorburg vom Schloss Hardenberg das Stück „Die Physiker“ auf.

„Die Physiker“ ist eine groteske Tragikomödie des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt, die 1961 geschrieben und im Jahr 1962 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde.

Die Geschichte spielt in der alten Villa des Sanatoriums „Les Cerisiers“. Dort werden nur noch drei Patienten behandelt – allesamt Physiker. Einer der drei Wissenschaftler hält sich für „Isaac Newton“ und hat seine Krankenschwester erdrosselt. Drei Monate später erdrosselt „Albert Einstein“ ebenfalls seine Krankenschwester. Aus diesem Grunde fordert die Regierung, die drei Physiker unter die Aufsicht von Pflegern zu stellen. Allein vom dritten Physiker scheint nach Ansicht der Leiterin des Sanatoriums keine Gefahr auszugehen, da sein Zustand seit 15 Jahren unverändert sei.

Doch schon bald wird klar, dass in „Les Cerisiers“ nicht alles so ist, wie es zu sein scheint.

Stadt-Anzeiger Velbert vom 31.05.2008

TheaterLaien: „Die Physiker“ im Gymnasium

Das Stück „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt zeigt das „TheaterLaien“ am Freitag, 18. April, um 19 Uhr in der Aula des Mädchengymnasium Borbeck. Der Eintritt zu der Komödie in zwei Akten kostet fünf, ermäßigt drei Euro. Karten unter www.theaterlaien.de und unter 6 14 16 45.

Borbecker Nachrichten vom 10.04.2008

Kreidestrich für die Leichen?

TheaterLaien bringen „Die Physiker“ auf die Bühne

„Akt 1, Szenen eins und zwei stehe heute auf dem Plan“, ruft Tim Meier seinen Schauspielkollegen zu, und langsam versammeln sich alle auf der Theaterbühne. Der 24-Jährige führt Regie beim aktuellen Projekt des TheaterLaien: Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“.

„Im Frühjahr spielen wir meistens ein ernsthaftes Stück, im Herbst dann eine Komödie“, erklärt Jung-Regisseur Tim Meier das Konzept des TheaterLaien. Dürrenmatts „Die Physiker“ war beim Ensemble schon länger im Gespräch, für das Frühjahr 2008 haben sich die Schauspieler den Klassiker endlich vorgenommen.

Am Freitag und Samstag, 18. und 19. April, soll das Stück in der Aula des Mädchengymnasiums Borbeck zur Aufführung kommen. Die Proben laufen so derzeit auf Hochtouren, Ende März steht für die Schauspieler noch ein probenintensives Wochenende in Bad Honnef an.

Auch wenn „Die Physiker“ erst das zweite Stück ist, bei dem Tim Meier Regie führt, ist er begeistert bei der Sache: „Regie zu führen ist zwar sehr zeitaufwändig, macht aber auch großen Spaß.“ Schließlich muss der Regisseur Probenplan, Bühnenbild, Stückinszenierung und sogar die Applausordnung vorbereiten: „Viele Einfälle kommen aber auch spontan während der Proben.“ Neben der Regie hat Tim Meier auch selbst eine Rolle in dem Theaterstück übernommen: Er spielt den Kommissar.

Zwei Mal in der Woche, dienstags und mittwochs, probt das TheaterLaien. Auf dem Probenplan stehen immer nur einige wenige Szenen, so dass nicht alle 18 Schauspieler, die an diesem Stück beteiligt sind, zu jeder Probe da sein müssen.

„Anika, stell dir vor. du bist der Herr im Haus. Du bist nicht schnippisch, sondern robust!“ Zu Beginn einer neuen Szene erklärt Tim Meier seinen Schauspielkollegen, wie er sich die Szene vorstellt und wie die Charaktere gespielt werden sollen.

„Sind die Stoffservietten genehmigt?“ fragt Sabine Drees noch schnell, bevor es auf die Bühne geht. Tim Meier nickt die Servietten ab – auch das gehört zu seinen Aufgaben: Requisiten und Kostüme absegnen. Dabei geht es oft um Kleinigkeiten wie die Frage, ob die Leiche auf der Bühne mit Kreide oder einem Pinsel umrahmt werden soll.

Danach geht es mit einem ersten Versuch los: Mit Textskripten und den nötigsten Requisiten bewaffnet betreten alle Schauspieler der ersten Szene die Bühne, Tim Meier als Kommissar steht selbst mittendrin.

Weit kommen sie in der Szene nicht: Schon nach ein paar Sätzen unterbricht Tim, um Verbesserungsvorschläge zu machen. „Übertreib es ruhig maßlos“, bittet er Anika Winter, die die Rolle der Oberschwester spielt, „Tu interessiert und wichtig. Dein Job macht dir Spaß“, weist er .“Gerichtsmedizinerin“ Sophie Adams an, die hinter ein paar Stühlen auf dem Bühnenboden Vermessungen vornimmt. Mehrere weitere Anläufe folgen, bis alle ihre Texte weglegen können und schließlich die komplette Szene ein Mal durchgespielt wird.

„Das Ziel ist, den Text bis spätestens zur Premiere auswendig zu können“, schmunzelt Tim Meier und schwingt sich dann von der Bühne. Damit er die ganze Bühne im Blick hat, spielen sie die Szene noch einmal, während der Regisseur seinen Text aus dem Publikum spricht.

Irgendwann gelingt die Szene dann auch zu Tims Zufriedenheit. Trotzdem wird sie gemeinsam mit den anderen Szenen des Stücks in den Wochen bis zur ersten Aufführung noch öfter geprobt werden: In den Wochen vor der Premiere stehen schließlich Proben der kompletten Akte, ein Durchlauf und die kostümierte Generalprobe mit allen Requisiten an, damit die Premiere auch sicher ein voller Erfolg wird.

Borbecker Nachrichten vom 13.03.2008