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She Loves Me

Eine Produktion
des Jungen Borbecker Musiktheaters
und des Gymnasiums Borbeck

Musik: Jerry Bock

Buch: Joe Masteroff

Gesangstexte: Sheldon Harnick

nach einem Stück von Miklos Laszlo

Regisseur der Uraufführung am Broadway: Harold Prince

Originale Broadway Produktion von Harold Prince in Zusammenarbeit mit Lawrence N. Kasha und Philipp C. McKenna

Deutsche Übersetzung von Frank Thannhäuser und Nico Rabenald

Aufführungen am 11. und 18. Februar 2000
in der Aula des Mädchengymnasium Borbeck,
Essen

Auf den ersten Blick ist die Parfümerie Duckelas ein Laden wie jeder andere, doch hinter den Kulissen brodelt es. Donald Duckelas ist ein liebenswerter, wenn auch etwas schrulliger Ladeninhaber. Insgeheim glaubt er aber, seine Frau betrüge ihn und beauftragt deshalb einen einigermaßen inkompetenten Detektiv namens Lutz Maria Ock mit der Ermittlung. Ilona Feldbusch (nomen est omen) und Stephan Kodaly sind ein Paar. Doch von Treue hält letzterer nicht viel, sagt fest verabredete Termine ab und flirtet mit Kundinnen, von denen es in einer Parfümerie nicht wenige gibt. Georg Nowack und Amalia Vanderbraan sind zwei einsame Menschen, die bei einer Briefpartner-Vermittlung mitmachen, um endlich die Liebe ihres Lebens zu finden. Im Laden herrscht zwischen beiden ein eher weniger freundliches, sogar feindschaftliches Verhältnis.

Inhalt

1. Akt

In der Parfümerie Duckelas geht es turbulent zu. Seit das Konkurrenzgeschäft „Ellen Betrix“ geschlossen ist, läuft der Laden besser, wenn auch noch lange nicht zur Zufriedenheit von Herrn Duckelas. So soll auch der Posten von Fräulein Horvath nicht wieder besetzt werden, die aufgrund ihrer Schwangerschaft ihren Posten als Verkäuferin aufgeben musste. Die Angestellten des Herrn Duckelas scheinen aber auch mehr mit ihren eigenen Dingen beschäftigt zu sein. So haben Stephan Kodaly und Ilona Feldbusch haben ein Verhältnis miteinander, Max Thurau, der Botenjunge, möchte unbedingt Verkäufer werden und Georg Nowack berichtet Jim Beam immer wieder von seiner unbekannten Brieffreundin, die er über eine Agentur vermittelt bekommen hat. Stephan Kodaly findet immer wieder neue Ausreden, um sich nicht mir Ilona zu treffen, kann sie aber immer wieder becircen, so dass sie ihm nicht den Laufpass gibt. Herr Duckelas hat hingegen Grund zur Sorge, da seine Frau bereits das dritte Treffen für die Weihnachtsfeier hat, und das im Juni. Daher lässt er sich einen Detektiven schicken, der seinen Verdacht, seine Frau habe mit jemandem aus der Parfümerie ein Verhältnis, bestätigen soll. Inzwischen bewirbt sich Amalia Vandenbraan um eine Stelle bei Duckelas. Während Georg sie abwimmeln will, überzeugt Amalia Herrn Duckelas, indem sie einer Kundin zahlreiche Produkte verkauft.

2. Akt

Die Zeit vergeht. Georg steht immer noch in engem Briefkontakt zu seiner Freundin, während sein Verhältnis zu Amalia immer angespannter wird. Kodaly und Ilona haben nach wie vor reichlich Stress in ihrer Beziehung während sich der Detektiv Lutz-Maria Ock immer öfter in der Parfümerie herumtreibt. Eines Abends im Spätherbst ist es dann endlich soweit: Georg hat die erste Verabredung mit seiner Brieffreundin. Doch ausgerechnet an diesem Abend will Herr Duckelas die Weihnachtsdekoration anbringen. Da Duckelas auch Georg verdächtigt, mit seiner Frau ein Verhältnis zu haben, eskaliert der Streit derart, dass Georg kündigt. Auch Amalia will sich am Abend endlich mit ihrem heimlichen Brieffreund treffen. Als auch Kodaly mal wieder für den Abend eine Verabredung – nicht mit Ilona – hat, macht diese endgültig Schluss und jagt Kodaly in die Wüste. Detektiv Ock hat herausgefunden, dass auch Frau Duckelas sich am Abend mit jemandem trifft. Vor dem Lokal findet Georg mit Jims Hilfe heraus, das es sich bei seinem Brieffreund ausgerechnet um Amalia Vandenbraan handelt. Georg setzt sich – ohne sich als Brieffreund erkennen zu geben – zu Amalia, doch der Abend gerät zur Katastrophe, Georg kann nur entnervt gehen. Auch für Amalia endet der Abend traurig – ihr Brieffreund hat sie offenbar versetzt. Als Herr Duckelas von Ock erfährt, dass Kodaly der Liebhaber seiner Frau ist, will er sich das Leben nehmen.

3. Akt

Nach seinem missglückten Selbstmordversuch hat Duckelas Max mit allerhand Aufgaben betraut und ist von ihm so begeistert, dass er ihn zum Verkäufer befördert. Auch mit Georg schließt Duckelas Frieden, weiß er doch endlich, dass nicht dieser, sondern Kodaly mit seiner Frau ein Verhältnis hat. Georg soll nun Kodaly rauswerfen. Georg sucht Amalia auf, die sich nach dem gestrigen „Date“ nicht wohl fühlt. Dabei entdecken beide auch die guten Seiten von ihrem Gegenüber. Und während Amalia versucht, die Gefühle zu Georg und ihrem Brieffreund auseinander zuhalten, stellt Georg freudig fest: „Sie liebt mich!“

4. Akt

Ilona berichtet Jim davon, dass sie sich in Ock verliebt hat, der inzwischen seinen Fall abgeschlossen hat. Während Max sich in seiner neuen Stellung intensiv um eine Kundin „kümmert“, verlässt Kodaly den Laden, nicht ohne hämisch darauf hinzuweisen, dass er neuer Geschäftsführer von „Ellen Betrix“ geworden ist. Weihnachten nähert sich ebenso langsam wie Georg und Amalia sich annähern. Als der 23. gekommen ist und Herr Duckelas nicht nur die vollen Kassen, sondern auch eine Kundin freudestrahlend in Augenschein nimmt, sieht es so aus, als ob sich alle glücklich gefunden hätten. Und schließlich klärt auch Georg auf, dass er Amalias heimlicher Brieffreund ist, so dass es tatsächlich zu einem Happyend kommt.

Thomas Krieger

Fotos

Besetzung

SPIELLEITUNGThomas Krieger
CHORLEITUNGStephan Müller
MUSIKALISCHE GESAMTLEITUNGArne Kovac
  
MAX Thurau, BotenjungeArne Reiß
JIM Beam, VerkäuferCarsten Steffens
ILONA Feldbusch, VerkäuferinBritta Steffens
Stephan KODALY, VerkäuferNils Schnor
GEORG Nowack, VerkäuferBjörn Huestege
Herr DUCKELAS, InhaberFrank Wilde
AMALIA VandenbraanTanja Beyersdorf
Lutz Maria OCK, PrivatdetektivSören Huestege
KELLNERConrad Baege
KUNDINNENThomas Krieger, Gaby Selke, Rebecca Ridder
  
CHORMaike von Ackern, Angelika Baege, Conrad Baege, Stephanie van Beek, Kristina Beilharz, Laura Birg, Annette Bitter, Jophia Carri, Stephanie Dorsch, Sabine Drees, Désireé Dziobaka, Anne Emde, Friederike Franke, Annicce Grimm, Annika Hartmann, Jessica Hölzer, Anja Hörnemann, Christine Kalenborn, Sarah Kesper, Susanne Klempel, Janine Liebsch, Katrin Millgramm, Christine Mondon, Anna Petri, Olga Reißig, Dominik Ridder, Rebecca Ridder, Annika Rupp, Reyhaneh Scharifi, Stefanie Schlüter, Annika Schreibert, Susanne Skipiol, Kathrin Skowasch, Vanessa Truglowski, Nathalie Weber, Simone Westerhausen, Marcel Witte
  
VIOLINEGerald Angstmann, Annika Bruns, Johannes Korsawe
VIOLONCELLOChristine Klapdohr
FLÖTEHeike Haschke
KLARINETTE, SAXOPHONUlrich Louis, Grgor Waldeyer
SCHLAGZEUGStefan vom Bruch
KLAVIERStephan Müller
  
KORREPETITIONBjörn Huestege
BELEUCHTUNGRobert Nienhaus, Benedikt Frank
TONAlexander Grün
REQUISITEChristina Padberg

Komponist, Autor, Songtexter

Jerry Bock

Jerrold Lewis Bock wurde am 23. November 1928 in New Haven im Bundesstaat Connecticut in den USA geboren. Schon früh erlernte er das Klavierspielen und konnte recht bald auch schwierige Melodien allein nach dem Gehör spielen. Er schrieb auf der High School und an der Universität von Wisconsin zu verschiedenen Anlässen Musiknummern und in den 40-er Jahren arbeitete er auch an verschiedenen Revuen fürs Fernsehen. Ab 1955 fertigte er auch verschiedene Arbeiten für den Broadway. Dort lernte Bock den Songtexter Sheldon Harnick kennen, und zusammen erschufen sie die bedeutendsten Musicals ihrer Zeit. Das 1959 uraufgeführte Musical „Fiorello“ hatte insgesamt 795 Aufführungen. 1963 folgte dann nach einigen anderen Werken „She Loves Me“, welches zu einem der bedeutesten Werke der beiden wurde. 1970 endete dann die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Bock und Harnick.

Sheldon Harnick

Sheldon Harnick wurde am 30. April 1924 in Chicago geboren. Bereits früh steuerte er Songtexte zu verschiedenen Produktion bei, bis er 1952 bei Broadway und Off-Broadway-Produktionen tätig war. Dort lernte er auch Jerry Bock kennen, mit dem ihm eine jahrelange und erfolgreiche Zusammenarbeit verband. Für die Texte in „Fiorello“ bekam er den Pulitzer-Preis verliehen, für „Fiddler auf dem Dach“ gewann er einen „Tony“. 1993 erhielt er eine Auszeichnung der amerikanischen Künstler-Akademie

Joe Masteroff

Der Amerikaner Joe Masterhoff schrieb die Bücher und Story-Vorlagen zu zahlreichen erfolgreichen Broadway-Produktionen, so zum Beispiel für das 1963 uraufgeführte „She Loves Me“ oder das 1966 erstmals aufgeführte „Cabaret“. Diese beiden Produktionen wurden im übrigen durch sein Engagement 1987 und 1998 („Cabaret“) bzw. 1993 („She Loves Me“) erneut aufgeführt.

Thomas Krieger

Aus dem Programmheft

Foyer

34 Vor-Worte

Lieber Theaterbesucher,

Sie lesen gerade das Vorwort. Es soll nicht vorwegnehmen, was in der heutigen Vorstellung im Vordergrund stehen wird.

Ich könnte mich vorsichtiger artikulieren und von den Vorbereitungen berichten, die die Voraussetzung dafür schafften, dass sich heute Abend der Vorhang öffnet. Oder von Vorgängern, die aus der gleichen Vorlage zwei Kinofilme produziert haben. Oder auch von unserer vorletzten Produktion.

Aber voraussichtlich interessiert Sie das so wenig wie die vorletzte Telefonrechnung und ich will sie nicht vorsätzlich langweilen. Sie warten schon seit dem Vormittag auf das Vorspiel, hoffen auf einen vortrefflichen Vortrag und einen kleinen Vordermann, der Sie bequem bis nach ganz vorne sehen lässt.

Bin ich in meiner Einschätzung zu voreilig? Täusche ich mich in den Vorlieben der Zuschauer? Vorsicht ist von Vorteil, will man nicht unnötige Vorurteile produzieren. Solche werden in der Geschichte, die wir Ihnen vorspielen, noch genug vorkommen.

Jetzt habe ich Ihnen zumindest einen kleinen Vorgeschmack, wenn auch keine Vorschau gegeben. Doch wir müssen vorankommen. Vorsorglich wünsche ich Ihnen vorzügliche Unterhaltung mit „She Loves Me“. Das hatte ich mir wirklich vorgenommen.

Soviel vorab,

Ihr Arne Kovac

Fern aller Galubwürdigkeit

Ein zynischer Blick auf die Zweierbeziehungen in „She Loves Me“

„She Loves Me“ – sie liebt mich. Große Worte. Aber wer liebt denn hier eigentlich wen? Das Stück heißt ja nicht „Georg liebt Amalia“ oder „Herr Duckelas liebt Kundin 1“. Dem Titel gemäß könnte jeder jeden, jede jede, jeder jede oder jede jeden lieben. Selbst inzestuöse Liebesbeziehungen wären prinzipiell nicht ausgeschlossen.

Aber da in „She Loves Me“ keine Geschwister oder Menschen in ähnlichen verwandtschaftlichen Verhältnissen auftreten, hält sich dieses Risiko in kalkulierbaren Grenzen. Jugendfrei und sittengerecht ist dieses Musical in jeder Beziehung. Ja, diese Beziehungen sind so jugendfrei und sittengerecht, dass es einem übel aufstößt.

„Hätte ich das gewusst!“, werden Sie sagen. Wenn es Zweierbeziehungen in der Art, wie sie in „She Loves Me“ vorkommen, wirklich gibt, dann kann man der Welt nur wünschen, dass alle Menschen sich ein Beispiel daran nehmen. Der Beruf des Partnerschafts- und/oder Eheberaters würde der Psychologie-Geschichte angehören. Soviel Harmonie, soviel herzzerreißende Menschlichkeit braucht keine Therapie.

Oder doch??? Würde nicht die Menschheit an ihrem „inneren“ Frieden, an der Harmonie, an ihrer wesensgemäßen Menschlichkeit zugrunde gehen??? Seien wir doch ehrlich! Glaubt irgendwer daran, dass Georg und Amalia, nachdem sie sich nach einem endlosen peinlichen Verwirrspiel endlich gefunden zu haben scheinen, ein Paar fürs Leben sind? Allein, dass sie sich nur über ihre Briefe und die schönen Künste definieren, zeigt schon, dass diese Partnerschaft nicht die geringste Chance haben wird. Wer hat eigentlich in einem Anflug kortikaler Inkontinenz der Welt eingeredet, es käme nur auf die berühmten, sagenumwobenen, wie auch immer gearteten, aber immerhin viel zitierten „inneren Werte“ an?

Amalia ist es, wie sie selbst sagt, völlig gleichgültig, wie ihr Brieffreund aussieht, es zählen für sie nur seine Briefe – viele, viele Briefe. Merkt sie nicht, dass sie sich ins Unglück stürzt?! Georg ist da etwas cleverer. Er schwärmt zwar auch von Briefen – vielen, vielen Briefen, aber er sagt zumindest an keiner Stelle, dass das alles sei, worauf er Wert lege. Vielleicht hat der arme Kerl ja wirklich noch eine Chance, könnte man denken. Aber dann kommt Weihnachten. Die durch zuviel Harmonie und Glückseligkeit zu einem Wackelpudding gelierende Luft erstickt jeglichen Rest gesunden Menschenverstandes im Keime und es kommt zu folgendem, an Peinlichkeit kaum mehr zu übertreffenden Gesprächsfetzen zwischen Georg und Amalia:

Amalia: „Das war ein Tag, was Herr Nowack!?“
Georg: „Ganz bestimmt, Fräulein Vanderbraan!“
Amalia: „Oh, vielen Dank für das Buch. Es war phantastisch.“
Georg: „reut mich, dass es Ihnen gefallen hat. Nehmen Sie heute den Bus nach Hause, Fräulein Vanderbraan?“
Amalia: „Ja!“
Georg: „Darf ich sie zur Bushaltestelle begleiten?“
Amalia: „Sehr gerne, Herr Nowack.“

Nein, wie niedlich!! Na dann kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen!

Die anderen mehr oder weniger handelnden Personen verstricken sich ebenfalls in allerhand Beziehungsdickicht. Herr Duckelas, dessen Frau mit Stephan Kodály fremdgeht, lässt sich notgedrungen auf die erfrischend unaufdringlich herumflennende Kundin 1 ein, die – bei uns von einem Mann gespielt – gewisse homoerotische Neigungen des Herrn Duckelas freilegt. Jim krallt sich noch eben Kundin 2, Max krallt sich noch eben Kundin 3, Ilona krallt sich noch eben den Bibliotheksdetektiven Ock, und das Beziehungspaket ist geschnürt; so fest geschnürt, dass einem die Luft wegbleibt.

Ist nicht das chaotische und sehr schwindelige Verhältnis zwischen Ilona Feldbusch und Stephan Kodály die einzig glaubwürdige Beziehung des Stückes? Die Zukunft mag darüber entscheiden. Wünschen wir Georg, Amalia und all den anderen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr, auf das sie endlich klug werden.

Das Schlusswort soll Paul Watzlawick haben, der zurecht fordert:

„Es ist höchste Zeit, mit dem jahrtausendealten Ammenmärchen aufzuräumen, wonach Glück, Glücklichkeit und Glücklichsein erstrebenswerte Lebensziele sind. Zu lange hat man uns eingeredet – und wir haben treuherzig daran geglaubt -, dass die Suche nach dem Glück uns schließlich Glück bescheren wird.“

Björn Huestege

Zitate aus der Probenarbeit

Rebecca Ridder:
„Was soll ich denn an dieser Stelle singen? Fis oder a?“ –
Arne Kovac:
„Tja, mal sehen…! Sing‘ doch entweder fis oder neun!“

Björn Huestege zu Britta Steffens:
„Eigentlich brauche ich jetzt einen Ständer!“ –
Britta Steffens schweigt.

Presse

Ehebruch und Rita Süßmuth auf der Bühne Mädchengymnasium

Ein Hauch von Broadway bei der Premiere von „She loves me“

„Es gibt kein bezaubernderes und entzückenderes Musical am Broadway“, schrieb einst die New York Post über Jerry Bocks Er­folgsstück „She loves me“. Das Junge Borbecker Musiktheater und der Chor des Gymnasiums Borbeck boten am Freitag vor rund 400 Zuschauern eine mo­disch aufgepeppte Neuinszenie­rung des Stücks.

Der Funke springt von der ersten Minute an über. Ob nun Herr Duckelas von seiner Ehefrau betro­gen wird, Amalia van der Brahn im Café für Pärchen auf ihre große Liebe wartet oder der „Junge für al­les“ zum Verkäufer befördert wird – man fühlt von Anfang bis Ende mit den Charakteren, die neben dem Verkauf von musikalischen Bonbonieren und Zellulitis-Creme namens „Rita Süßmuth“ mit ihrem turbulenten (Liebes-)Leben voll ausgelastet sind.

Die hervorragenden Darsteller, die trotz ihrer Jugend teilweise schon auf jahrelange Bühnenerfah­rung zurückgreifen, lasen den Zu­schauer in einigen Momenten komplett vergessen, das es sich bei ihrer Truppe um ein Amateurthea­ter handelt: Frank Wilde in der Rol­le des nickeligen Chefs und ge­knickten Ehemanns begeisterte ebenso wie seine Schauspielkolle­gen zwei Stunden lang mit außer­gewöhnlichem schauspielerischem und gesanglichem Können, das am Schluss mit minutenlangem Ap­plaus belohnt wurde.

Das Ensemble ging im Verlauf der Aufführung immer mehr aus sich heraus und ließ sie in einem mitreißenden Finale enden. Ledig­lich die allzu zahlreich vorhande­nen Requisiten ohne speziellen Funktionswert auf der Bühne lenk­ten teilweise vom eigentlichen Ge­schehen ab. Weniger ist manchmal einfach mehr.

Fazit: Die Premiere von „She loves me“ war ein beindruckendes Ergebnis von intensiver siebenmo­natiger Theaterarbeit.

Wer am Freitag, 18. Februar, um 19 Uhr noch eine Lücke in seinem Terminkalender hat, sollte sich die zweite Aufführung des Musicals im Mädchengymnasium auf gar kei­nen Fall entgehen lassen.

Borbecker Nachrichten vom 17.02.2000

Verona kassiert in der Parfümerie

Musical ,She loves me‘ im Mädchengymnasium

BORBECK. Wer kennt ihn nicht, den Kino-Klassiker „E-mail for you“? Mit ei­ner überzeugenden Inter­pretation brachten eine Reihe ehemaliger Schüler des Gymnasium Borbeck die amüsante Liebesko­mödie am Wochenende als Musical unter dem Ti­tel „She loves me“ auf die Bühne vom Mädchengym­nasium Borbeck.

Es handelt sich um ein uraltes und doch immer wieder aktuel­les Thema. Die Begegnung zwi­schen Mann und Frau, das erste Kribbeln im Bauch und nach einigen hindernisreichen Kapriolen ihre Liebesbeziehung. Dennoch, ganz so einfach war es im Falle der Kinovorlage „E-­mail for you“ nicht. Denn hier kennen sich die Liebenden be­reits, ohne jedoch voneinander auch nur zu ahnen.

Bis deutlich wird, dass es sich bei dem angebeteten Briefpart­ner um einen wenig geliebten Arbeitskollegen handelt, ver­geht einige Zeit. Derweil strapa­zieren Dialoge und Handlung die Lachmuskeln der Zuschau­er gewaltig. Das war auch auf den Brettern des Borbecker Mädchengymnasiums nicht anders, und die etwa 300 Besu­cher hatten sichtbaren Spaß.

Ort des Geschehens ist die „Parfümerie mit Noblesse“ des eigenwilligen Geschäftsman­nes „Donald Douglas“, in dem sich die komische Begegnung zwischen Georg Nowak und der schönen Amalie „Fonder­bran“ begibt. Ungeachtet ihrer offensichtlichen Abneigung verlieben sich die beiden stimmgewaltigen Angestellten über ihren Briefkontakt. Wäh­rend dessen läuft rund um die Affäre in zahlreichen Neben­schauplätzen nicht minder Schillerndes ab.

Das gilt für den leichtverwirr­ten Kriminalinspektor „Ock“, der zwischen „Einbruch“ und „Ehebruch“ anfänglich nicht sauber zu unterscheiden weiß, ebenso wie für den Parfümerie-Verkäufer Jim mit seinen ver­zweifelten Versuchen, die hauseigene „Rita-Süßmuth­-Creme“ gegen Cellulitis an die Frau zu bringen.

Alle Schauspieler, ehemalige Schüler des Gymnasium Borbeck, bestechen dabei durch schauspielerisches Geschick und ansprechende gesangliche Qualitäten. Bei der Auswahl der Charaktere und Typen geraten Ähnlichkeiten mit lebenden Personen nicht zufällig, son­dern erwünscht, wie das Bei­spiel der flotten und denkfaulen Kassiererin Verona Feldbusch zeigte. Grandios war überdies die musikalische Begleitung durch das junge Borbecker Mu­siktheater unter der Leitung von Arne Kovac.

Und zur Freude aller Gäste finden auch in der Interpretati­on der einstigen Pennäler die Verliebten nach ihrem emotio­nalen Hürdenlauf letztlich zu­einander und sorgten für das oft geschmähte, aber vom Publi­kum gewürdigte „Happy End“.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 15.02.2000