Skip to content Skip to footer

Außer Kontrolle

Eine Farce von Ray Cooney

Deutsch von Nick Walsh

Original-Titel: Out Of Order

Aufführungen am 5. und 6. Oktober 2018
in der Aula des Mädchengymnasium Borbeck,
Essen

Staatsminister Richard Willey hat sich für ein abendliches Rendezvous mit der Sekretärin der Opposition in der Suite eines Nobel-Hotels verabredet. Statt einer aufregenden Nacht finden die beiden jedoch eine Leiche. George, Richards Sekretär, soll sich um die Angelegenheit kümmern. Doch er bleibt nicht der einzige Gast des Abends. Der eifersüchtige Ehemann, der geldgierige Kellner und nicht zuletzt die Ehefrau des Ministers sind nicht die Einzigen, die dafür sorgen, dass die Situation zunehmend außer Kontrolle gerät …

Lust auf mehr?

Unser Spielplan zeigt unsere kommende Aufführung. Kaufen Sie Karten direkt online oder verschenken Sie Gutscheine für das TheaterLaien!

Inhalt

Wir schreiben die frühen 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. In England stellt die Conservative Party die Mehrheit im House of Commons.

Nicht für jeden Politiker gehören Debatten und Sitzungen, die die Nacht überdauern, zum beliebtesten Teil des Mandats. So geht es auch Richard Willey. Seines Zeichens direkt dem Premierminister unterstellt, ist er als begnadeter Redner die Geheimwaffe der Regierung, wenn es um heikle Angelegenheiten geht. Mr. Willey behält in prekären Situationen einen kühlen Kopf und ist damit eine harte Nuss für Neil Kinnock und die Opposition im Parlament.

Richard steht ein Abend mit einer Parlamentssitzung, die seiner Einschätung nach Routine werden wird, bevor. So ist es naheliegend, seine Anwesenheit als „optional“ einzuschätzen und angenehmere Alternativen für die Nacht zu planen. Mr. Willey, dem sein Ruf als Schürzenjäger vorauseilt, hat ein Auge auf Neil Kinnocks junge Sekretärin, Jane Worthington, geworfen. Eine Parlamentssitzung, die für die ganze Nacht angesetzt ist, bietet für seinen Seitensprung das ideale Alibi gegenüber seiner Frau, Janes Chef ist beschäftigt und das Westminster-Hotel ist praktisch gegenüber des House of Commons gelegen. Alles ist perfekt – vielleicht zu perfekt.

In Hotelsuite 648 plant Richard Willey einen intimen, ungestörten Abend mit Jane Worthington. Er schmuggelt sie in die Suite und es scheint nur noch wenig Vorbereitung notwendig zu sein: der Hotelmanager freut sich über den hohen Gast, ist persönlich um dessen Wohlergehen bemüht und muss entsprechend noch formell aus der Suite verabschiedet werden. Allerdings muss noch sichergestellt werden, dass Richards Frau zu Hause beschäftigt ist, bevor vor einer beeindruckenden Kulisse mit Blick über der Themse, Tower und Parlament zum angenehmen Teil übergegangen werden kann. Alles kein Problem. Oder doch?

– An dieser Stelle beginnt der Spoiler-Teil. Wenn Sie, lieber Leser, das Stück mit all seinen Wendungen und Überraschungen erleben möchten, sollten Sie hier das Lesen beenden. –

Das Öffnen der Vorhänge gibt den Blick auf einen leblos im Fenster hängenden Körper frei. Der Anblick schockiert Jane und bringt Richard Willey in Bedrängnis: plötzlich fühlt er sich ertappt, spürt bereits die Presse im Nacken und sieht seine Karriere in Gefahr.

Mit der Routine eines Politikers, der es gelernt hat, mit heiklen Situationen umzugehen, versteckt Richard kurzerhand den Körper im Schrank und plant dessen „Entsorgung“ durch seinen Sekretär, George Pigden. Dieser eilt zum Hotel und ist wenig begeistert über den Plan, aber loyal genug, Mr. Willey zu unterstützen.

Der Plan, die Aktion möglichst unauffällig im Hintergrund durchzuführen, wird jedoch von dem Umstand erschwert, dass der Hotelmanager besonderen Wert auf die Sicherheit und Zufriedenheit des Gastes legt. Inzwischen hat ein anderer Hotelgast einen mutmaßlichen Einbrecher gemeldet, der laut seiner Aussage versuchte, über den Balkon einzudringen. Richard, George und Jane sind daher gezwungen, neue Ausreden zu erfinden, die den Hotelmanager und den Kellner davon abhalten, den leblosen Körper aufzufinden und die Polizei zu rufen. Außerdem muss die Anwesenheit von Jane selbst gerechtfertigt werden, die daher fortan Georges Braut spielt, die mit ihm die Flitterwochen in der Nachbarsuite verbringen will.

Zum diskreten Abtransport wird der Plan gefasst, den Körper als betrunkenen Gast der Hochzeitsfeier im Rollstuhl aus dem Haus zu schieben. Der benötigte Rollstuhl sowie andere Utensilien werden vom Kellner gerne bereitgestellt, der die Chance ergreift, von der Situation zu profitieren: jeder Handgriff muss ab sofort mit einem übertrieben hohen Trinkgeld erkauft werden.

Kaum scheint die Situation unter Kontrolle, taucht Janes zwischen Wut und Verzweiflung wechselnder Ehemann Ronnie auf der Suche nach seinem Privatdetektiv auf. Offenbar war der Seitensprung nicht so unentdeckt geblieben, wie Mr. Willey es sich erhofft hatte. Die Identität des Körpers ist damit geklärt und die Geheimhaltung der Vertuschungsaktion noch wichtiger geworden. Ronnie wird auf eine falsche Fährte geschickt und der Plan kann weiter verfolgt werden.

Dann geschieht das Unerwartete: der vermeintliche Tote erwacht, hat zwar durch den Schlag sein Gedächtnis verloren, die Erinnerung scheint aber nach und nach zurückzukehren. Immer neue Fronten tun sich auf und das Netz der eilig erdachten Lügen breitet sich aus. Widersprüche müssen erklärt werden und gerade, als sich für einen Moment die Situation zu beruhigen scheint, taucht Richards Ehefrau auf. George weiß sich nicht anders zu helfen, als ihr den schmachtenden Liebhaber vorzuspielen, der sie in der Nachbarsuite verführen will.

Zu allem Überfluss ist Georges Mutter von seiner Hochzeit unterrichtet worden und hat ihre Betreuung, Schwester Foster, vorbei geschickt, nach dem Rechten zu sehen. Als dann im Parlament das Fehlen Richards in der zwischenzeitlich außer Kontrolle geratenen Debatte bemerkt wird, ist das Chaos komplett und der Zusammenbruch des Lügengeflechts kann nur noch um Haaresbreite abgewendet werden.

Marcel Witte

Fotos

Besetzung

INSZENIERUNG UND BÜHNENBILDThomas Krieger
GESAMTLEITUNGMelanie Eckrodt
  
RICHARD Willey, Staatsminister der RegierungThomas Krieger
Der MANAGEROliver Schürmann
Der KELLNERMarcel Witte
JANE WorthingtonJulia Thelen
Ein KÖRPERJörg Heikaus
GEORGE PigdenMarco Heckhoff
RONNIE WorthingtonFlorian Wittbold
PAMELAMelanie Eckrodt
GLADYSAnika Winter
RADIOSTIMMETim Meier
  
BELEUCHTUNG UND TONBurkhard Angstmann, Uwe Helling
SOUFFLEUSEJenny van der Horst
BAUTENJörg Heikaus
REQUISITEMelanie Eckrodt
KOSTÜMEJulia Thelen
TECKNIKJin Soo Hwang
MASKEJulia Thelen
FOTOSBirgit Hemmer
BREZELVERKAUFRobert Beilstein, Birgit Hemmer, Roman Henke, Klaudia Henke-Albert, Tim Meier, Sigrd Schanze
ABENDKASSEIngeborg Billen, Willi Billen, Fenja Steffen

Autor

Ray Cooney

Raymond George Alfred Cooney wurde am 30. Mai 1932 in London geboren.

1946 begann er mit der Schauspielerei. In der 1950ern und 1960er trat er häufig in den Farcen von Brian Rix im Whitehall Theatre auf. In dieser Zeit wirkte er bereits als Co-Autor an der Komödie One for the pot (dt.: Einer für alles) mit, die 1961 uraufgeführt wurde. Auch in seiner weiteren schriftstellerischen Karriere arbeitete er oft mit anderen Autoren zusammen, so unter anderem mit John Chapman, Gene Stone und Earl Barret.

1962 heiratete er Linda Dixon. Mit ihr hatte er zwei Söhne. Einer der Söhne, Michael, der 1967 geboren wurde, ist ebenfalls als Autor tätig. Aus seiner Feder stammt unter anderem das Stück Cash on Delivery (dt.: Und ewig rauschen die Gelder), welches von uns 2008 aufgeführt wurde und großen Anklang beim Publikum fand.

1983 gründete und leitete Ray Cooney das Theatre of Comedy Company in London. Er produzierte und schrieb zahlreiche Stücke wie It Runs in the Family (dt.: Und alles auf Krankenschein), Funny Money und Run for Your Wife (dt.: Verflixtes Doppel), sein bislang größter Erfolg, der mit neun Jahren Spielzeit am Londoner West End Theatre die am längsten laufende Komödie ist. Sein Werk Move Over, Mrs. Markham (dt.: Wie wär’s denn, Mrs. Markham?), das er zusammen mit John Chapman verfasste, wurde von uns 2014 auf die Bühne gebracht.

Einige seiner Stücke wurden auch verfilmt, wobei er beispielsweise in der Filmadaption seines Werkes Not Now, Darling (dt.: Jetzt nicht, Liebling) selbst als Schauspieler mitwirkte. Auch im deutschen Fernsehen waren einige seiner Stücke zu sehen.

Mit akribischer Genauigkeit kann der Autor absurd erscheinende, aber mit zwingender Logik ablaufende bürgerliche Katastrophen konstruieren, die in atemberaubendem Tempo über die Bühne jagen und die Bühnenfiguren von einer Notlüge in die nächste treiben. Ray Cooney zählt dadurch zu einem der erfolgreichsten Komödienautoren unserer Zeit.

Thomas Krieger, Oliver Schürmann

Aus dem Programmheft

Foyer

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,

irgendwann ist immer das erste Mal. Nachdem ich im vergangenen Frühlingsstück das erste Mal auf die Bühne des TheaterLaien e.V. durfte und für dieses Stück neben einer Rolle erstmalig mit der Gesamtleitung betraut wurde, habe ich nun das Vergnügen, mein erstes Foyer für unser Programmheft zu schreiben. Ich kann Ihnen sagen, eine ganz schöne Herausforderung! Immerhin ist dies vermutlich der erste Artikel, den Sie lesen. Er entscheidet darüber, ob Ihr Interesse geweckt wird, auch die nächsten Seiten zu lesen, oder das Programmheft gleich wieder zur Seite gelegt wird. Drücken wir mir also die Daumen, dass es nicht das letzte Foyer aus meiner Feder sein wird und fangen an:

Zunächst möchte ich Sie ganz herzlich zu unserer Aufführung von Ray Cooneys Außer Kontrolle begrüßen. Wir freuen uns, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben, und hoffen, Ihnen in den nächsten zwei Stunden das ein oder andere Lächeln entlocken zu können.

Die Farce, welche 1990 von dem Engländer Ray Cooney veröffentlicht wurde, ist übrigens eine der meistgespielten Komödien in Deutschland. Ein Stück, das uns allen schon in den Proben sehr viel Spaß bereitete. Der besondere Reiz des Stückes lässt sich in einem Zitat von Sigmund Graff beschreiben: „Das Grundprinzip des Theaters ist die Indiskretion. Es verrät dem Publikum sämtliche Geheimnisse der auftretenden Personen, die immer nur in einem Teil der Szenen erscheinen, während das Publikum alle Szenen belauscht und dadurch alles erfährt.“

Die Umsetzung eines solchen Stückes ist nicht möglich ohne eine Vielzahl fantastischer Menschen, die gemeinsam ein Ziel verfolgen. Mein besonderer Dank gilt deshalb

Thomas: für detaillierte Regieanweisungen, klare Vorstellungen und eine Menge Geduld;

Anika, Julia, Jörg, Florian, Marcel, Marco und Olli: für fantastische Probenabende und eine Menge Lachtränen;

Jenny, Jin Soo, Jörg, Daniel, Burkhard, Birgit und allen beteiligten Mitgliedern des TheaterLaien e.V.: für die tolle Unterstützung vor und hinter der Bühne;

dem Mädchengymnasium Borbeck: für die Nutzungsmöglichkeit der Aula als Probenort und Spielstätte;

St. Franziskus: für die Ausweichmöglichkeit in den Ferien.

Darüber hinaus geht ein großer Dank natürlich auch an Sie, das Publikum. Ohne Ihren Applaus würden unsere Theaterprojekte nur halb so viel Freude bereiten.

Ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß bei der Aufführung und möchte Sie herzlich einladen, im Anschluss noch mit uns ins Gespräch zu kommen.

Melanie Eckrodt

Skandalträchtig?

Zur politischen Lage Großbritanniens Ende der 1980er Jahre

Als Out Of Order (dt. Außer Kontrolle) am 09.10.1990 uraufgeführt wurde, hatte Margaret Thatcher ihren politischen Zenit bereits überschritten. Nur wenige Wochen später, am 28.11.1990, gab sie nach drei Amtszeiten ihren Rücktritt bekannt. Obwohl der Rücktritt Ende November situativ als plötzlich und überraschend von der Presse aufgenommen wurde, hatte sich der Niedergang der Regierung Thatcher bereits Jahre zuvor abgezeichnet. Ray Cooney machte die Instabilität der konservativen Regierung zur Basis seiner atemberaubenden Komödie. So führte er dem Zuschauer die ganze Misere der britischen Politik der vergangenen Jahre auf ironischüberspitzte Weise nochmal vor Augen. Damit traf er den Nerv der Zeit und des Theaterpublikums, welches durch politische Affären und Skandale das Ende der Regierung Thatcher herbeisehnte. Zweifellos eine erfolgsversprechende Mixtur, die Cooney über dem Hotelzimmer des Westminster-Hotels vergoss.

Ein Blick auf die historischen Hintergründe des politischen Niedergangs der „Eisernen Lady“ führt schnell zur Westland-Affäre Mitte der 1980er Jahre. Kurz gefasst ging es bei der Affäre um die Rettung des britischen Hubschrauberherstellers Westland und die Frage, ob das angeschlagene Unternehmen zukünftig mit europäischen oder amerikanischen Wettbewerbern zusammenarbeiten sollte. Thatcher proklamierte in diesem Kontext den amerikanischen Weg. Dies sorgte nicht nur für Widerspruch in den Reihen der Opposition (Labour), sondern auch in der eigenen Partei. Thatcher, so die Befürchtung, treibe die Abschottung Großbritanniens gegenüber Europa auf ein neues Level. Ein Vorwurf, der sich im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung Deutschlands und der Anerkennung der deutschen Grenzen wenige Jahre später noch zuspitzen sollte. Im Kontext der Westland-Affäre warf Außenminister Heseltine Thatcher öffentlich Intoleranz und Europafeindlichkeit vor. Heseltine und seine Verbündeten desertierten und wollten Thatcher entmachten. Um dieses Ziel zu erreichen, schien den parteiinternen Feinden der Premierministerin jedes Mittel recht. Es folgte eine „Verschwörung“, in deren Umfeld unzählige geheime und vertrauliche Unterlagen in den Medien veröffentlicht wurden. Wochenlang gab es in der britischen Presse nur ein Thema: Die Westland-Affäre und die Frage, ob Thatchers diese überstehen werde. Sie überstand sie, denn am Ende stellten sich alle Konservativen – auch die Rebellen im eigenen Lager – hinter ihre Premierministerin. Das Parlament hatte mit einer Mehrheit von 160 Stimmen den Schuldspruch abgelehnt. Wie so oft in der englischen Geschichte hatten die Konservativen im entscheidenden Moment an einem Strang gezogen, um die Regierung zu retten. Zwar mussten Außenminister Heseltine und Handelsminister Brittan ihren Hut nehmen, aber die Affäre war noch lange nicht überstanden. Die Glaubwürdigkeit der Regierung hatte stark gelitten, und die Opposition, angeführt von Neil Kinnock, forderte weitere Enthüllungen und angemessene Bestrafungen für die Beteiligten der Affäre. Fortan kam die Regierung nicht mehr zur Ruhe. Statt sich in Vorbereitung auf die Wahlen 1987 den zentralen Themen zu widmen, wie die Eigentumserweiterung, die Inflationskontrolle, die Eindämmung der Arbeitslosigkeit, die Übermacht der Gewerkschaften, die hohen Staatsausgaben oder die Reform des Sozialsystems, verwickelte sich die Regierung in weitere Affären. Thatchers Reputation war schwer geschädigt und ihre moralische Autorität nicht mehr die gleiche. Zwar gelang ihr noch der Wahlsieg und damit eine dritte Amtszeit, aber diese war geprägt von „Misstrauen, Antipathien und der Provozierung eines Machtungleichgewichts durch Favoritentum und Ausschluss zahlreicher Kabinettskollegen aus dem inneren Kreis der Entscheidungsfindung.“1 Der innenpolitische Druck nahm stetig zu. Thatcher verließ sich mehr und mehr auf externe Berater und hatte kaum mehr Vertrauen in ihr eigenes Kabinett. Immer öfter wurde sie von ihren eigenen Ministern unter Druck gesetzt. Dass nahezu alle Konflikte in der Öffentlichkeit unter starkem medialen Interesse ausgetragen wurden, führte zu einer zunehmenden Ablehnung Thatchers in der Bevölkerung. Mit dem Rücktritt des Finanzministers Lawson (1989) und des Außenministers Howe (1990) war die Abenddämmerung der Regierungszeit Margaret Thatchers, welche in der Westland-Affäre ihren Ausgangspunkt hatte, vollständig der Nacht gewichen.

In dieser politisch hoch aufgeladenen Zeit zwischen 1985 und 1990 verfasste Cooney seine Komödie Out Of Order. Er nahm die politischen Skandale, den Vertrauensverlust und das ständige Misstrauen, das – medial vermittelt – den Alltag der Menschen prägte, als Grundlage für die Handlungen des Hauptdarstellers Staatsminister Richard Willey. Übersetzt man den Originaltitel des Stückes nicht mit Außer Kontrolle, sondern direkter mit „Außer Betrieb“, so erhält man definitiv eine Zustandsbeschreibung der britischen Regierung Ende der 1980er Jahre. Dies ist sicher kein Zufall. Das Stück ist gespickt mit Anspielungen. Die Handlung spielt natürlich im Westminster-Hotel direkt gegenüber der politischen Machtzentrale, dem Westminster Palace mit dem berühmten Londoner Wahrzeichen „Big Ben“. Dort im Hotel plant Richard Willey einen intimen Abend mit der Sekretärin des Oppositionsführers Neil Kinnock. Anders als Willey, Worthington und Pigden, ist Neil Kinnock eine realexistierende Persönlichkeit. Er war seit 1983 Vorsitzender der Labour-Partei und bis 1992 Fraktionsvorsitzender im Unterhaus. Bei den Britischen Unterhauswahlen 1987 verlor er als Spitzenkandidat seiner Partei gegen Margaret Thatcher und 1992 gegen Thatchers Nachfolger John Major. Hier wählte Cooney also ganz bewusst und explizit namentlich den großen Gegenspieler der damaligen Regierung und zeigt am Beispiel der Liebschaft zwischen dem Staatsminister und der Sekretärin des Oppositionsführers die ganze Misere der britischen Politik, die maßgeblich durch Misstrauen und Illoyalität gekennzeichnet war. In dieser politischen Gesamtsituation hielten die Theaterbesucher ein solches Verhalten auch in der Realität für möglich. Weitere Anspielungen folgen: „Noch ein Skandal für die Regierung und wir rutschen bei der nächsten Meinungsumfrage hinter die Liberalen“, „Staatsminister bei Sex-Orgie mit Sekretärin und Leiche erwischt“ und „Er würde mich auffordern zurückzutreten. Ich wäre der dritte in den letzten zwölf Monaten.“ Alle Aussagen zeigen die Nähe zur realpolitischen Situation und zur medialen Ausschlachtung in Großbritannien. Als aufmerksamer Zuschauer werden Sie heute Abend noch viele derartige Anspielungen erkennen.

Eine steile These zum Abschluss: Margaret Thatcher wird von Cooney im Stück nicht direkt erwähnt und durch einen männlichen Premierminister ersetzt. Allerdings kann in der fiktiven Person des Staatsministers Richard Willey durchaus eine versteckte Verbindung zu Thatcher vermutet werden. So stammte die Familie ihres Vaters aus Ringstead. Dies ist eine Ortschaft mit engem Bezug zu der historischen Region „Hundred of Willey“. Ist dies ein bloßer Zufall? Entscheiden Sie selbst!

Marco Heckhoff

Vgl. Campbell (2008): The Iron Lady, S.534; Gurr (2011): Freundschaft, S.196.“ „

Zitate aus der Probenarbeit

Jörg Heikaus:
„… und als ich aufgemacht wurde, wurde gar nicht berücksichtigt, dass ich da hänge …“

Florian Wittbold:
„Ich bin in den Swimmingpool gefallen, nicht in die Sauna.“

Thomas Krieger:
„Du bist doch auch verheiratet – Du hast doch ein Brautkleid an!“ –
Marcel Witte:
„Ach, ich dachte, ich wär’ die von der Mitternachtsmesse.“

Presse

TheaterLaien außer Kontrolle

Vorführungen am Freitag und Samstag

Das TheaterLaien in Borbeck zeigt am Freitag, 5. Oktober, und Samstag, 6. Oktober, jeweils um 19 Uhr die Farce „Außer Kontrolle“ von Ray Cooney in der Aula des Mädchengymnasium Borbeck, Fürstäbtissinstraße 52.

Der Inhalt: Staatsminister Richard Willey (Thomas Krieger) hat sich für ein Rendezvous mit der Sekretärin der Opposition (Julia Thelen) in der Suite eines Nobel-Hotels verabredet. Statt einer aufregenden Nacht finden die beiden jedoch eine Leiche (Jörg Heikaus). George (Marco Heckhoff), Richards Sekretär, soll sich um die Angelegenheit kümmern. Doch er bleibt nicht der einzige Gast des Abends. Der eifersüchtige Ehemann (Florian Wittbold), der geldgierige Kellner (Marcel Witte) und nicht zuletzt die Ehefrau des Ministers (Melanie Eckrodt) sind nicht die Einzigen, die dafür sorgen, dass die Situation zunehmend außer Kontrolle gerät …

Inszenierung und Bühnenbild stammen von Thomas Krieger, die Gesamtleitung hat Melanie Eckrodt. Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 7 Euro. Karten gibt es unter www.theaterlaien.de, unter Tel.: 614 16 45 oder an der Abendkasse.

Borbeck Kurier vom 02.10.2018

TheaterLaien

Das TheaterLaien zeigt Freitag, 5. Oktober, und Samstag, 6. Oktober, um 19 Uhr die Farce „Außer Kontrolle“ in der Aula des MGB, Fürstäbtissinstraße 52. Infos: www.theaterlaien.de.

Borbeck Kurier vom 02.10.2018