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Die Kleinbürgerhochzeit

Eine Milieustudie in einem Akt von Bertolt Brecht

Musik von Hans-Dieter Hosalla

Aufführungen am 25. und 26. September sowie am 8. November 2009
in der Aula des Mädchengymnasium Borbeck,
Essen

Der 1919 nach einer Idee des Münchner Komikers Karl Valentin entstandene Einakter ist zweifellos eines der effektvollsten Stücke Brechts. Mit phänomenaler Beobachtungsgabe nimmt Brecht in seiner „Kleinbürgerhochzeit“ auf eine locker-frivole Art das Spießertum einer deutschen Kleinstadtfamilie während einer Hochzeit aufs Korn. Der „schönste Tag“ im Leben – die Hochzeitsfeier im Kreise von Eltern, Freunden, Verwandten – gerät zur desaströsen Farce, in deren Verlauf nicht nur die vom Bräutigam selbst gezimmerten Möbel zu Bruch gehen, sondern auch die Fassade bürgerlicher Wohlanständigkeit gnadenlos demontiert und ad absurdum geführt wird. Auf Möbeln ohne festen Halt, bei Anekdoten ohne Pointe und immer dreister werdenden Gesprächen unter den Festgästen bricht die Hochzeitsparty schon bald zusammen. Da helfen auch kein Kabeljau und keine Reden mehr. Am Ende wird die Wohnung zum Schlachtfeld und die Ehe zur Farce. Der Mensch in seinen Bemühungen um eine heile Welt wird zur Witzfigur, sein Traum vom eigenen Heim zum Albtraum.

Inhalt

Eine Hochzeitsgesellschaft befindet sich bei der Hauptspeise des Festessens. Die Mutter des Bräutigams tischt den Kabeljau auf, während der Vater der Braut alle Anwesenden an alten Geschichten teilhaben lässt. Die Stimmung ist gut, trotz gelegentlicher Sticheleien der Freundin der Braut, die mal gegen ihren Mann, mal gegen das Brautpaar zielen. Die Schwester der Braut findet inzwischen Gefallen am Sohn der Hausleute des Brautpaares.

Die Braut spricht voller Stolz über die vom Bräutigam selbst gezimmerten Möbel, während die Mutter schon Pudding mit Schlagsahne präsentiert, zubereitet mit drei Eiern, was den Freund des Bräutigams zu einem peinlichen Lachanfall reizt.

Nach und nach nimmt die oberflächliche Freundlichkeit erste Brüche an. Als der Mann eine Tischrede halten will, verbietet ihm seine Frau den Mund. Die darauf folgende Tischrede des jungen Mannes entlarvt der Mann als auswendig Gelerntes. Die Geschichten vom Vater werden immer unappetitlicher und verderben der Gesellschaft die Laune.

Als der selbstgezimmerte Schrank sich nicht öffnen lässt, rettet die Schwester zunächst die Situation, indem sie vorschlägt, man könne doch tanzen. Doch die spitzen Kommentare der Frau animieren den Bräutigam, mit ihr statt mit seiner Braut zu tanzen. Diese will nun ihrerseits mit dem jungen Mann tanzen, der eigentlich mit der Schwester das Tanzbein schwingen wollte.

Als sich nach dem Tanzen die Frau auf die Chaiselongue setzen will, knickt ein Bein ab; auch der Tisch hat beim Zurseiterücken Schaden genommen.

Als der Mann ein Lied singen will, vergisst er nach wenigen Takten den Text, beim nachfolgenden Tanz legen der Freund und die Braut – zur Verärgerung des Bräutigams – eine flotte Sohle hin.

Nachdem sich der Freund seine Hose an einem Stuhl kaputt gemacht hat, singt er die „Keuschheitsballade in Dur“, durch deren Anzüglichkeiten sich die schlechte Stimmung immer weiter steigert. Die Schwester und der junge Mann werden knutschend von der Braut im Hausflur erwischt und immer mehr Stühle brechen auseinander, weil der – vom Bräutigam ebenfalls selbstgemachte – Leim schlecht war.

Als dann die Frau enthüllt, dass die Braut schwanger ist, wird sie von ihrem Mann gezüchtigt. Danach verlassen alle Gäste die verunglückte Feier.

Nach anfänglichem Streit kommt das Brautpaar dann doch noch zu seiner Hochzeitsnacht – im zusammenkrachenden Ehebett.

Thomas Krieger

Fotos

Besetzung

INSZENIERUNG UND BÜHNENBILDThomas Krieger
GESAMTLEITUNGTim Meier
  
DIE MUTTERAndrea Seidler-Krawinkel
DER VATERMarc Weitkowitz
DIE BRAUTFenja Steffen
DER BRÄUTIGAMThomas Krieger
DER JUNGE MANNMarian Ferlic
DIE SCHWESTERJulia Thelen
DIE FRAUAnika Winter
DER MANNThorben Pawlowski
DER FREUNDTim Meier
  
BELEUCHTUNG UND TONBurkhard Angstmann
BAUTENOliver Bank, Thomas Krieger, Marc Weitkowitz
REQUISITEThomas Krieger, Marc Weitkowitz
KOSTÜMEThomas Krieger
TANZEINSTUDIERUNGMarco Pfitzmann
SOUFFLEURConrad Baege
ABENDKASSEMeike Broscienski, Marco Heckhoff, Kathrin Pohl

Autor

Bertolt Brecht

„Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt“

Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Obwohl sein Vater katholisch war, wurde er nach dem Glauben seiner Mutter evangelisch getauft. 1917 machte Brecht das Notabitur, woraufhin er sich an der Universität in München immatrikulierte. Er belegte Kurse aus den Bereichen der Philosophie und der Medizin.

1918 wurde Brecht eingezogen und als Mediziner ans Augsburger Seuchenlazarett geschickt. Nach dem Krieg nahm er sein medizinisches Studium nicht mehr ernsthaft auf, stattdessen begann er das theaterwissenschaftliche Seminar zu besuchen. In dieser Zeit verkehrte er unter anderem mit dem Komiker Karl Valentin und entwickelte eigene dichterische Pläne. Schon bald war er dann auch dichterisch erfolgreich: Nach der Exmatrikulation 1921 erhielt Brecht 1922 den Kleist-Preis (nach dem Schriftsteller Heinrich von Kleist benannt und 1912, anlässlich seines 100. Todestages, zum ersten Mal verliehen; es war der bedeutendste Literaturpreis der Weimarer Republik) für Trommeln in der Nacht, was ihm eine Anstellung als Dramaturg bei den Münchener Kammerspielen einbrachte.

Im selben Jahr heiratete Brecht die Sängerin Marianne Zoff. Aus dieser Beziehung ging 1923 die Tochter Hanna hervor. Zu diesem Zeitpunkt hatte Brecht bereits einen Sohn namens Frank, der aus seiner Beziehung zu Paula Bannholzer hervorging. Eine Hochzeit des Paares war von Brechts Eltern verhindert worden.

1924 zog Brecht nach Berlin, wo er Dramaturg am Deutschen Theater wurde. Dort konnte er auch seine eigenen Stücke aufführen. Außerdem bekam er einen weiteren Sohn, Stefan, von einer dritten Frau, Helene Weigel, obwohl er noch mit Marianne Zoff verheiratet war, von der er erst 1927 geschieden wurde. 1929 heiratete Brecht dann Helene Weigel.

Wie man sieht, sind Brechts Beziehungen zu Frauen nicht gerade einfach. Diese Tatsache spielt auch für seine Theaterarbeit eine Rolle, und so nahmen seine Affären auch nach der Hochzeit mit Helene Weigel kein Ende. Dennoch blieb das Paar bis zu Brechts Tod zusammen.

Von 1929 bis 1933 wurden Brechts Stücke am Theater am Schiffbauerdamm aufgeführt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte Brecht 1933 über Prag, Wien, Zürich und Frankreich nach Dänemark. 1939 verließ er Dänemark und ging nach Schweden, 1940 nach Finnland und schließlich nach Santa Monica in die USA. Im Gegensatz zu anderen deutschen Schriftstellern, die in die USA auswanderten, war Brecht dort nicht allzu erfolgreich. Zudem musste er sich 1947 vor dem „Ausschuss für unamerikanische Umtriebe“ verantworten. Der Ausschuss war 1938 eingerichtet worden, um Personen aus öffentlichen Ämtern in den USA fernzuhalten, die z.B. geheimen Tätigkeiten für politische Gegner nachgingen, wie z.B. Anhänger des Nationalsozialismus. 1945 wurde er zu einem Komitee umgewandelt, das hauptsächlich mögliche Kommunisten „überwachte“. Noch im Jahr seiner Zitierung von diesen Ausschuss verließ Brecht die USA über Paris nach Zürich.

1948 ließ Brecht sich im bald zur DDR gehörenden Teil Berlins nieder. Dort gründete er das Berliner Ensemble, wo er unter der Leitung seiner Frau Helene Weigel die Möglichkeit hatte, eigene und fremde Stücke nach seinen Vorstellungen zu inszenieren.

Obwohl Brecht 1950 die österreichische Staatsbürgerschaft annahm und auch sonst ein eher schwieriges Verhältnis zur Partei und zum Staat der DDR hatte, erhielt er 1951 den Nationalpreis der 1. Klasse der DDR und 1954 den Stalin-Friedenspreis. Am 14. August 1956 starb Brecht in Ost-Berlin.

Obwohl sein Werk auch andere Gattungen umfasst, ist Brecht heute vor allem für sein dramatisches Werk und seine Theaterkonzeption berühmt. Waren Brechts Stücke anfänglich provozierend und politisch, so entwickelten sich unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Kurt Weill Stücke, in denen es Brecht gelingt, eine Einheit zwischen Lehrhaftem und Künstlerischem zu schaffen. Leben des Galilei oder Mutter Courage und ihre Kinder sind nur zwei von vielen möglichen Beispielen.

Meike Broscienski

Aus dem Programmheft

Foyer

Sehr geehrtes Publikum,

ich freue mich, Sie heute Abend zu einer unserer beiden Aufführungen von Brechts „Die Kleinbürgerhochzeit“ begrüßen zu dürfen. Das TheaterLaien begibt sich mit diesem Stück quasi in eine „prähistorische“ Zeit. 1990 von einer Theatergruppe des Gymnasiums Borbeck aufgeführt, war es Auslöser für das Bestreben zweier GymBo-Schüler – Arne Kovac und Olli Schürmann -, Musiklehrer Stephan Müller für die Aufführung einer Oper zu begeistern. Gesagt, getan: 1991 wurde in Kooperation mit dem MGB die komische Oper „Die Kluge“ aufgeführt – eine Musiktheater-Aufführung, der viele andere folgen sollten und aus der das „Junge Borbecker Musiktheater“ und einige Jahre später auch das TheaterLaien hervorgingen.

Aber zurück in die Gegenwart: Mit der „Kleinbürgerhochzeit“ präsentieren wir Ihnen – im Gegensatz zum „Leben des Galilei“ vor dreieinhalb Jahren – ein frühes Brechtstück, das erst wenige Spuren vom Epischen Theater in sich birgt. Dennoch entwickelt es durch gezielte Effekte und brillanten Wortwitz eine ungeheure Kraft, die das Publikum mitreißt.

Nach fünfeinhalb Monaten freuen sich nun alle neun Schauspieler darauf, endlich die Früchte der harten, aber dennoch produktiven und amüsanten Probenarbeit auf die Bühne zu bringen, und hoffen, dass Sie auf Ihre Kosten kommen werden. Verantwortlich für das Gelingen der Aufführungen sind aber – wie immer – nicht nur die für Sie sichtbaren Schauspielerinnen und Schauspieler; ohne das Engagement vieler anderer Menschen, etwa in den Bereichen Bühnenbild, Technik, Kamera, Maske, Soufflage und Abendkasse, wäre an einen gelungenen Theaterabend nicht zu denken.

Unser Dank geht auch wieder an die Hausmeister des MGB, die Herren Podbevsek und Prinz, die uns jederzeit gerne willkommen hießen und uns hilfreich zur Seite standen. Als in der Ferienzeit die Aula des MGB geschlossen war, bot uns die Jugend von St. Franziskus ihren Keller als Probenort an, den wir gerne in Anspruch nahmen. Auch hierfür vielen Dank!

Ich wünsche Ihnen nun viel Vergnügen und hoffe, Sie im Frühjahr bei der nächsten Aufführung des TheaterLaien wiederzusehen. Viel Spaß!

Ihr Tim Meier, Gesamtleiter

Brecht bricht – mit bürgerlicher Moral

Die Keuschheitsballade in Dur

An exponierter Stelle, nämlich ziemlich genau in der Mitte des Stücks, platziert Brecht die „Keuschheitsballade in Dur“. Bereits 1918, also ein Jahr bevor er Die Hochzeit niederschrieb, notierte er in seiner Sammlung „Lieder zur Klampfe von Bert Brecht und seinen Freunden“ eine Notenskizze zu dem Gedicht „Der Jüngling und die Jungfrau oder Die Keuschheitsballade in Dur“; das Gedicht selbst fehlt dort, findet aber 1919 in den Einakter Die Hochzeit Eingang. Spätestens zur Uraufführung im Jahr 1926 wurde es mit der Musik von Hans-Dieter Rosalla unterlegt.

Klingen in der Kleinbürgerhochzeit als frühes Brecht-Stück zwar erst sanfte Töne des Epischen Theaters an, kann man die „Keuschheitsballade“ doch ohne Zweifel zu solchen zählen. Auf der Oberfläche – der leicht angetrunkene Freund des Bräutigams singt für die Hochzeitsgesellschaft ein (ziemlich versautes) Lied – ist noch kein Verfremdungseffekt auszumachen. Doch ein genauerer Blick auf Inhalt und Aussage der Ballade wird dieses Vor-Urteil widerlegen:

Der Jüngling und die Jungfrau hegen Gefühle und sexuelles Interesse für- und aneinander. Da aber nach bürgerlicher Moralvorstellung, die Brecht stets scharf kritisiert, eine junge Frau, die sich Geschlechtsverkehr vor der Ehe wünscht, eine „Dirne“ ist, nehmen beide vorerst Abstand von ihrem Verlangen. Die Frau, weil sie in den Augen ihres Freundes eben nicht als eine solche „Dirne“ gelten, der Mann, weil er seine Freundin nicht „entweihen“ will. So kommt es zwischen beiden lediglich zu gegenseitigen Küssen auf die „Stirne“. Durch diese scheinbare Lösung ist das Problem jedoch nicht aus der Welt, vermochten die Stirnküsse nämlich nicht, die „Flammen“ der sexuellen Begierde „zu löschen“. Stattdessen suchen sich beide heimlich einen anderen Geschlechtspartner: Er geht zu „einer Hur“, deren „Leib“ zwar „Lethe“, also alles andere vergessen machend ist und die ihn in die „Feste der Natur“ einführt; die ihn aber auch zum „Speien“ bringt. Seine Freundin hingegen „hängt […] sich an einen strammen Kerl, der keine Skrupel hegt.“ Der Ort der sexuellen Vereinigung – eine Treppe – zeigt bereits an, dass es sich um einen flüchtigen Akt handelt, der die „Gier“ der Frau dennoch erst richtig weckt.

So wird der Schein nach außen gewahrt, allerdings zu dem teuren Preis, dass sie sich gegenseitig hintergangen haben. Schuld daran sind nach Brecht nicht die Verliebten selbst, sondern die moralischen Vorstellungen der bürgerlichen Gesellschaft, die er durch den sarkastischen Duktus, in dem die Ballade gehalten ist, als Heuchelei zu entlarven sucht.

Innerhalb des Stücks zieht dieser Sarkasmus jedoch nicht. Fast alle Anwesenden nehmen das Lied mit Empörung, ja als „Zote“ auf. Eine Ausnahme bildet hier die Frau, die sich köstlich über die Ballade zu amüsieren scheint; nachdem die Braut dem Freund, der die Ballade zum Besten gegeben hat, aus Scham antwortet, sie habe das Lied „vielleicht nicht verstanden“, setzt jene entgegen, dass es ja auf die Braut nicht ziele. Das hat seinen Grund. Anders nämlich als beim besungenen Liebespaar ist es zwischen Braut und Bräutigam schon vor der Hochzeit zum Geschlechtsakt gekommen, so dass die Braut schwanger in die Ehe geht; ein Geheimnis, das im Laufe des Stücks noch preisgegeben wird – natürlich von der Frau.

Auch wenn diese im Laufe des Stücks durch ihre boshaften Bemerkungen stets als Störenfried der ach so gutbürgerlichen Hochzeitsgesellschaft auffällt: im Prinzip ist sie es, die Brecht am stärksten funktionalisiert, um die bourgeoise Scheinheiligkeit ad absurdum zu führen. Mit ihrer Rechtfertigung: „Wenn eine schwanger ist, dann ist sie eben schwanger“, durchbricht sie eine Moral, die Brecht als verlogen und falsch ansieht. Dass sie dadurch das Ende der Feier und somit symbolisch das Scheitern des bürgerlichen Ethos einläutet, ist nur konsequent.

In Bezug auf die Keuschheitsballade lassen sich nach diesen Beobachtungen also zwei Rezipientenebenen ausmachen. Zum einen die Hochzeitsgesellschaft, die das Lied entsetzt zur Kenntnis nimmt, ohne den intendierten Sinn zu begreifen; zum andern das Publikum, von dem sich Brecht verspricht, dass es seine über den eigentlichen Inhalt des Stücks hinausgehenden Implikationen versteht.

Analoges lässt sich auch über die Funktion des Vortragenden sagen. Der Freund des Bräutigams, der kurz vor seinem musikalischen Auftritt auf anzügliche Weise mit der Braut tanzt, hat sicherlich keine moralische Läuterung seiner Zuhörer im Sinn. Dadurch aber, dass die Ballade sich thematisch und in Bezug auf die Vortragssituation (gesungen wird eher zum Publikum als zur Hochzeitsgesellschaft) vom Rest des Stücks ablöst, trägt der Schauspieler, der den Freund verkörpert, seine Rolle für kurze Zeit ‚vor sich her‘; eine Methode, die in den späteren Brecht-Stücken im Zuge der Umsetzung des Epischen Theaters zum Normalfall wird. Unterstützt wird dies vom Kommentar des Freundes über sein Lied („Ja, es ist gut. Besonders die Moral!“), ein Hinweis Brechts ans Publikum, die dahinter stehende Moralkritik oder, wie Fritz Hennenberg es nannte, die „bissige Entlarvung von Ideologie“ zu verstehen.

Tim Meier

Zitate aus der Probenarbeit

Thomas Krieger:
„Noch netter!“ –
Marian Ferlic:
„Noch netter geht’s nicht. Ich habe doch auch noch meinen Charakter!“

Anika Winter:
„Was ist denn die ‚Magenkrankheit‘?“ –
Marc Weitkowitz:
„Wenn man krank am Magen ist.“ –
Thomas Krieger (gefühlte fünf Minuten später):
„Da hat man keinen Magen mehr?“

Marian Ferlic:
„Habt ihr den Thomas früher auch gesiezt?“ –
Tim Meier:
„Ich hab den Thomas nie gesiezt.“ –
Marc Weitkowitz:
„Das fehlt auch noch!“ –
Marian Ferlic:
„Bei ‚Tom Sawyer‘ hab ich den Thomas gesiezt, aber dann war der so unfreundlich, da ich den auch geduzt.“

Familienleben im Chaos

Theater-Laien gaben die „Kleinbürgerhochzeit“

„Bei den Modernen wird das Familienleben so in den Schmutz gezogen!“, lässt Bertolt Brecht den Vater in „Die Kleinbürgerhochzeit“ monieren. Und weil Brecht ebenfalls ein Moderner ist, nimmt er das Familienleben in seiner Milieustudie auch mächtig aufs Korn. So sorgten Streit, Lästereien und kaputte Möbel für Begeisterung bei den Zuschauern des TheaterLaien.

Nachdem das Ensemble wie gewohnt im Frühjahr mit „Zeugin der Anklage“ ein spannendes Stück auf die Bühne gebracht hatte, gab es für den Herbst Amüsantes für die Zuschauer. „Die Kleinbürgerhochzeit“ war mit nur einem Akt und rund einer Stunde Spieldauer ein für TheaterLaien-Verhältnisse kurzes Stück, doch passte die Milieustudie mit ihren skurrilen Wendungen, witzigen Dialogen und gut getimten Pausen bestens zum Ensemble unter der Gesamtleitung von Tim Meier.

„Die Kleinbürgerhochzeit“ erzählt vom angeblich schönsten Tag im Leben: dem Hochzeitstag. Was aber als fröhliche Feier im kleinen Rahmen mit Eltern, Verwandten und Freunden geplant ist, wird schnell zum Desaster: Die viel gelobten, vom Bräutigam selbst gezimmerten Möbel brechen eins nach dem anderen zusammen, der Brautvater erzählt eine langatmige pointenlose Geschichte nach der anderen, der Freund des Bräutigams baggert die Braut an und die Freundin der Braut verkündet deren Schwangerschaft – die Stimmung wird immer schlechter, bis sich schließlich alle – inklusive des Brautpaares – in den Haaren haben.

Fenja Steffen und Thomas Krieger überzeugten als frisch vermähltes Ehepaar, denen ihre eigenen Feierlichkeiten nach und nach immer mehr aus den Händen gleiten. Sie zeigten sich erst als glückliches Paar, das zueinander steht, wurden dann immer kühler und feindseliger einander gegenüber und schafften es in den letzten Zügen des Stückes doch noch, ihre Beziehung wieder zu erwärmen. Marc Weitkowitz begeisterte als redseliger Brautvater: Dem 35-Jährigen scheinen die Rollen von Herren im fortgeschrittenen Alter zu liegen.

„Die Kleinbürgerhochzeit“ forderte dem Ensemble nicht nur schauspielerisches Geschick ab, auch Musik, Gesang und Tanz mussten zumindest Teile der Schauspieler auf die Bühne bringen. Glück für die Zuschauer, dass das einige Schauspieler des TheaterLaien sängerisch aktiv sind, sonst hätte man das Stück vielleicht niemals auf die Bühne gebracht. Tim Meier jedenfalls bewies in seiner Rolle als Freund des Bräutigams bei der „Keuschheitsballade in Dur“ echtes Gesangstalent. Gleichzeitig begleitete er sich selbst mit der Gitarre – die Gitarrengriffe für dieses Lieb und den Walzer, zu dem einige Ensemblemitglieder auf der Bühne das Tanzbein schwangen, hatte er extra für das Brecht-Stück eingeübt. Von seiner Unerfahrenheit auf der Klampfe merkte man allerdings nichts, und auch die tanzenden Schauspieler brauchten sich nicht hinter dem Vorhang verstecken.

Ein weitere Highlight des Stückes waren die vom Bräutigam gebauten Möbel, die während der Feierlichkeiten nacheinander auseinander fielen. Da brach erst ein Fuß von der Chaiselongue, dann mehrere Stühle zusammen und schließlich riss man Beine vom Tisch, Schränke auseinander und ließ Klinken über die Bühne fliegen: Die Vorbereitung der Requisiten war bei diesem Stück eine wahre Meisterleistung.

Brechts Einakter hat es also in sich. Das Ensemble des TheaterLaien jedenfalls erntete viele Lacher und noch mehr Applaus für ihre kleinbürgerliche Hochzeit.

Borbecker Nachrichten vom 01.10.2009

TheaterLaien spielen Brecht

Zwei Vorstellungen am Wochenende

Am Freitag, 25., und Samstag, 26. September, öffnet sich der Vorhang für „Die Kleinbürgerhochzeit“ von Bertolt Brecht. Die TheaterLaien präsentieren die Milieustudie jeweils um 19.30 Uhr in der Aula des Mädchengymnasiums Borbeck, Eingang Drogandstra0e.

Der 1919 nach eine Idee des Münchner Komikers Karl Valentin entstandene Einakter ist zweifellos eines der effektvollsten Stücke Brechts. Mit phänomenaler Beobachtungsgabe nimmt Brecht in seiner „Kleinbürgerhochzeit“ auf eine locker-frivole Art das Spießertum einer deutschen Kleinstadtfamilie während einer Hochzeit aufs Korn. Der schönste Tag im Leben gerät zur desaströsen Farce, in deren Verlauf nicht nur Möbel zu Bruch gehen, sondern auch die Fassade bürgerlicher Wohlständigkeit gnadenlos demontiert und ad absurdum geführt wird.

Am Ende wird die Wohnung zum Schlachtfeld und die Ehe eine Farce. Der Mensch in seinen Bemühungen um eine heile Welt zur Witzfigur, sein Traum vom eigenen Heim zum Albtraum.

Die Kleinbürgerhochzeit“ ist nicht das erste Stück Brechts, welches die TheaterLaien gekonnt in Szene setzen.

Karten für die beiden Vorstellungen am Freitag und Samstag zum Preis von 5 Euro gibt es an der Abendkasse oder unter der Rufnummer 6141645.

Borbeck Kurier vom 23.09.2009

TheaterLaien bringen Brecht auf die Bühne

Bald Premiere für Kleinbürgerhochzeit

Eine „Milieustudie in einem Akt“ hat Brecht seinen 1919 nach einer Idee des Münchner Komikers Karl Valentin entstandenen Einakter genannt. Jetzt bringen die Borbecker „TheaterLaien“ die „Kleinbürgerhochzeit“ im Mädchengymnasiums auf die Bühne.

Mit phänomenaler Beobachtungsgabe nimmt Brecht in seinem Stück auf eine locker-frivole Akt das Spießertum einer deutschen Kleinstadtfamilie während einer Hochzeit aufs Korn.

Der „schönste Tag“ im Leben – die Hochzeitsfeier im Kreise von Eltern, Freunden, Verwandten – gerät zur desaströsen Farce, in deren Verlauf nicht nur die vom Bräutigam (Thomas Krieger) selbst gezimmerten Möbel zu Bruch gehen, sondern auch die Fassade bürgerlicher Wohlanständigkeit gnadenlos demontiert und ad absurdum geführt wird.

Auf Möbeln ohne festen Halt, bei Anekdoten ohne Pointe und immer dreister werdenden Gesprächen unter den Festgästen bricht die Hochzeitsparty schon bald zusammen. Da helfen auch kein Kabeljau und keine Reden mehr. Am Ende wird die Wohnung zum Schlachtfeld und die Ehe zur Farce.

Der Mensch in seinen Bemühungen um eine heile Welt wird zur Witzfigur, sein Traum vom eigenen Heim zum Albtraum.

Premiere ist am Freitag, 25. September, um 19.30 Uhr in der Aula des Mädchengymnasiums, Eingang Drogandstra0e. Eine weitere Aufführung gibt es am Samstag, 26. September, ebenfalls im Mädchengymnasium. Der Eintritt kostet fünf Euro, ermäßigt 3 Euro. Karten kann man sich unter 614 16 45 reservieren lassen oder per Mail (karten@theaterlaien.de oder unter www.theaterlaien.de) bestellen.

Borbecker Nachrichten vom 17.09.2009