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Kiss me, Kate!

Eine Produktion
des Jungen Borbecker Musiktheaters
und des Gymnasiums Borbeck

Music and Lyrics by Cole Porter

Buch: Samuel und Bella Spewack

Übersetzt von Günter Neumann

Aufführungen am 25. und 27. März 1998
in der Aula des Mädchengymnasium Borbeck,
Essen

Eine Theatertruppe spielt eine Theatergruppe, die eine Theatergruppe spielt? Da muss man ja durcheinander kommen! Fred Grahams Versuch, Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ auf die Bühne zu bringen, kostet ihn jede Menge Nerven: Eigentlich würde er sich ja nur zu gerne ganz der schönen Tänzerin Lois Lane widmen, doch stattdessen muss er sich mit unzuverlässigen Darstellern, lästigen Gangstern, einem wichtigen Politiker und vor allem mit den Launen seiner Ex-Gattin Lilli Vanessi herumschlagen! Lilli Vanessis Hauptrolle in dem neuen Stück ihres Ex-Gatten Fred Graham kostet sie jede Menge Nerven. Eigentlich will sie ja so schnell wir möglich den wichtigen Politiker Harrison Howell heiraten, doch stattdessen muss sie sich mit dem Flittchen Lois Lane, lästigen Gangstern und vor allem mit den schweren Misshandlungen durch Fred auseinandersetzen! Und so tobt der ewige Kampf der Geschlechter bald auf allen Ebenen …

Inhalt

Fred Graham, Produzent eine fahrenden Theatergruppe, will Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ aufführen. Mit der männlichen Hauptrolle, „Petrucchio“, hat er sich selbst besetzt. Für die weibliche Hauptrolle, die widerspenstige „Katharina“, hat er seine Ex-Frau Lilli Vanessi engagiert. Lilli ist mit dem wichtigen Politiker Harrison Howell verlobt, Fred hingegen hat eine Affäre mit Lois Lane, der er die Rolle von Katharinas jüngerer Schwester „Bianca“ zugeschanzt hat. Ziemlich schnell wird jedoch klar, dass es zwischen Fred und Lilli nach wie vor knistert.

Unmittelbar vor Beginn der Aufführung sendet Fred einen Blumenstrauß an Lois, der jedoch irrtümlich bei Lilli landet. Diese freut sich zunächst unbändig; als sie jedoch während der Aufführung endlich dazu kommt, die dem Strauß beigefügte Karte zu lesen, wird ihr der Irrtum bewusst und ihre Freude wandelt sich in Zorn um. Während der Szene in Shakespeares Stück, bei der Katharina und Petrucchio das erste Mal aufeinandertreffen, kommt es zum Eklat: Lilli beißt, tritt und ohrfeigt Fred, der sie schließlich im Gegenzug mitten auf der Bühne übers Knie legt. Nach dieser Demütigung weigert Lilli sich weiterzuspielen und bittet ihren Verlobten telefonisch, sie unverzüglich abzuholen.

Da kommen Fred unerwartet zwei Gangster zu Hilfe: Bill Calhoun, der Darsteller des „Lucentio“ und überdies Lois’ Freund mit Hang zum Glücksspiel, hat nämlich einen Schuldschein mit Freds Namen unterzeichnet. Fred gibt nun vor, den Schuldschein tatsächlich selbst unterschrieben zu haben, und behauptet, er könne seine Schulden nur dann bezahlen, wenn die Gangster Lilli davon abhalten würden, das Ensemble vorzeitig zu verlassen. Der Plan geht zunächst auf – Lilli muss weiterspielen.

Vor der Schlussszene von „Der Widerspenstigen Zähmung“ erfahren die Gangster jedoch, dass ihr Auftraggeber liquidiert wurde, und lassen Lilli daher doch mit ihrem Verlobten das Theater verlassen. Zu Freds Überraschung erscheint Lilli zu guter Letzt doch wieder auf der Bühne – sie hat sich offensichtlich trotz allem für ihn entschieden. Ein Happy-End gibt es also nicht nur für Katharina und Petrucchio, sondern auch für Lilli und Fred.

Thomas Krieger

Fotos

Besetzung

INSZENIERUNGFrank Wilde
BÜHNENBILDChristina Padberg
CHOREINSTUDIERUNGStephan Müller
MUSIKALISCHE LEITUNG UND ARRANGEMENTArne Kovac
  
FRED Graham/PetruchioBjörn Huestege
LILLI Vanessi/KatharinaBritta Steffens
LOIS Lane/BiancaTanja Beyersdorf
BILL Calhoun/LucentioFrank Wilde
GREMIOFelix Wißner
HORTENSIONils Schnor
HARRY Trevor/BaptistaCarsten Steffens
ERSTER GANGSTERVolker Werner
ZWEITER GANGSTERArne Reiß
HATTIEGaby Selke
HARRISON HowellSören Huestege
MONARamona Mohr
PAUL/KellnerSören Huestege
TAXIFAHRERLars Meyer
PFÖRTNERStephan Müller
DIENER PetruchiosLars Meyer
STEPPERINNENPia Floßdorf, Juliane Floßdorf
PAKETBOTENLukas Gwardak, Stefan Hermann, Thomas Krieger, Marcel Witte
  
CHORSandra Baumann, Laura Birg, Annette Bitter, Gerlinde Deckers-Fabian, Stephanie Dorsch, Sabine Drees, Désireé Dziobaka, Anne Emde, Friederike Franke, Lukas Gwadark, Aga Hampel, Annika Hartmann, Stefan Hermann, Melanie Hörnemann, Sabrina Janisch, Sarah Kaiser, Sarah Kesper, Thomas Krieger, Frauke Krüger, Markus Lachner, Michaela Leik-Wilczek, Alexandra Mayr, Yvonne Michen, Ramona Mohr, Christine Mondon, Martina Nikolajek, Anna Petri, Nina Ponwitz, Martha Rack, Rebecca Ridder, Annika Rupp, Claudia Rupp, Merle Sachenbacher, Stefanie Schlüter, Carlotta Schneller, Jessika Skipiol, Susanne Skipiol, Kathrin Skowasch, Nadine Skowasch, Kartin Sternal, Karen Steveling, Agnes Sliwa, Anne Strohschein, Vanessa Truglowski, Nathalie Weber, Simone Westerhausen, Christina Westkamp, Britta Wirth, Marcel Witte
  
FLÖTEHeike Haschke
KLARINETTEGregor Waldeyer
KLAVIERStephan Müller
SAXOPHONMarkus Fendrich
SCHLAGWERKStefan vom Bruch, Aylin Paksoy
VIOLINEGerald Angstmann, Annika Bruns
VIOLONCELLOJochen Bauer, Christine Klapdohr
  
KORREPETITIONBjörn Huestege
BELEUCHTUNGMarkus Luft, Christian Schleiffer
TONAlexander Grün
BAUTEN, REQUISITE UND KOSTÜMEChristina Padberg
SOUFFLEUSEGaby Selke
GETRÄNKEVERKAUFAndré Remy

Autor

Cole Porter

I. Seine Familie

Cole erhielt seinen Namen von den Nachnamen seiner Eltern, Kate Cole und Sam Porter. Kates Vater, James Omar (bekannt als J. O.), war sehr einflussreich in Coles Leben. Sein Geschäftssinn brachte ihm jede Menge Reichtum ein, trotz seines bescheidenen Anfangs als Sohn eines Schuhmachers. Seines fast zwanghaften Drangs zum Geldmacken zum Trotz heiratete er Rachel Henton und hatte mit ihr mehrere Kinder.

Kate Cole wurde 1862 bereits als das Kind des reichsten Mannes in Indiana geboren. Sie hatte stets die beste Kleidung, die beste Ausbildung und das beste Training in Fertigkeiten wie Tanzen und Musik. Ihr Vater setzte alle Erwartungen darauf, sie mit einem Mann zu verheiraten, der im Geschäftsleben stand, eine starke Persönlichkeit war und das Potential für eine gute erfolgreiche Karriere aufwies. Wie es jedoch häufig in solchen Dingen geschieht, heiratete Kate jemanden, der so ziemlich das Gegenteil von all dem war, nämlich einen schüchternen Drogisten aus ihrer Heimatstadt Peru in Indiana.

Das Paar heiratete ohne volles Einverständnis von J. O., erhielt aber für die Hochzeit und auch danach finanzielle Hilfestellung. Weil er einer der reichsten Männer in Indiana war, „musste“ seine Tochter dabei gesehen werden, wie sie die richtigen Dinge tat und trug, ohne finanzielle Ängste leiden zu müssen. Diese Unterstützung von J. O. finanzierte den Rest von Sam und Kates Leben und auch das von ihrem Sohn, der am 9. Juni 1891 geboren wurde.

II. Seine frühen Jahre

Cole Porter begann im Alter von sechs Jahren damit, Klavier und Violine zu spielen. Er wurde in beidem sehr gut, mochte aber den Klang der Geige nicht, so dass das Klavier sehr wichtig für ihn wurde. Ein tägliches Übungspensum von zwei Stunden pro Tag waren notwendig dafür, dass er seine Fähigkeiten so weit entfalten konnte, dass er besser als seine Altersgenossen war. Beim Üben verbrachten seine Mutter und er viel Zeit damit, bekannte Melodien auf dem Klavier zu parodieren. Historiker haben spekuliert, dass es diese Parodien waren, die Coles Sinn für Humor für die Lieder schliffen, die er später schreiben sollte. Zugunsten Coles zurechtgeschliffen wurde auch die Wahrheit: Als Cole vierzehn Jahre alt war, veranlasste die Mutter eine Fälschung der Schulaufzeichnungen, so dass es schien, er sei ein besonders intelligenter Zwölfjähriger, also seinen Altersgenossen noch weiter überlegen.

Das Geld, das J. O. seinem Enkel widmete, erlaubte Kate viele solcher ungewöhnlichen Begünstigungen in ihrer Gemeinde. Zum Beispiel finanzierte Kate Studentenorchester, wenn diese im Austausch dafür Cole Violinsolos anboten und beeinflusste anscheinend auch die Kritiken der Medien bei diesen Konzerten. Außerdem subventionierte sie die Veröffentlichung von Coles frühen Kompositionen. Klein Cole komponierte bereits 1901, also im zarten Alter von zehn Jahren, ein Lied, das seiner Mutter gewidmet war. Seine Mutter sicherte ab, dass 100 Kopien produziert wurden, so dass sein Stück zu Freunden und Verwandten verschickt werden konnte.

Im Jahre 1905 wurde Cole Porter in der Worcester-Schule angemeldet. Ein wichtiger Einfluss für Coles Musik war Dr. Ambercrombie, der ihn die Beziehung zwischen Wort, Versmaß und Musik lehrte: „Words and music muss be so inseparably wedded to each other that they are like one.“ (Text und Musik müssen so untrennbar verknüpft miteinander sein, dass sie wie eins sind).

III. Seine Jahre in Yale

Cole Porter wurde in Yale schnell bekannt für die Kampflieder, die er schrieb und von denen viele heute in Yale als Klassiker gelten. Während dieser Zeit hatte seine Homosexualität einen starken Einfluss auf Coles Leben. Einige Biographen haben spekuliert, dass seine spätere Präferenz für große starke Männer und die große Anzahl an Yale-Football-Kampfliedern kein Zufall sei.

Der vielleicht größte Einfluss in seiner musikalischen Entwicklung waren die für College-Verhältnisse großen Produktionen für die Delta Kappa Epsilon Brüderschaft, Yales Theatervereinigung sowie Soloauftritte im Yale Glee Club. Die meisten dieser Shows waren verrückte und stets komplizierte Musicals, die oft von der Überlegenheit oder dem sexuellen Fortschritt von Yales Männern handelten. Diese Shows waren in erster Linie für eine Zuhörerschaft aus Yale gedacht. Cole hatte stets einen Einfluss auf die energiegeladene Art der Verknüpfung von Handlungsfäden und die ausgeklügelte Surrealität, die alle seine Musicals auszeichnet. Dabei ist recht verwunderlich, wie er es schaffte, pro Jahr mehrere große Musikshows zuzüglich einiger einzelner Songs zu komponieren, wenn man den Arbeitsaufwand und ver­schiedene soziale Verpflichtungen an einer amerikanischen Eliteuniversität berücksichtigt.

Unmittelbar auf Yale folgte eine misslungene Jura-Karriere in Harvard. Coles Großvater, der alle Rechnungen bezahlte, missbilligte die Künstlerlaufbahn seines Enkels und versuchte Cole zu bewegen, Richter zu werden. Cole besuchte anfangs in der Tat Jura-Vorlesungen, aber sein Hauptaugenmerk galt stets der Musik. J. O. wurde nicht darüber informiert, dass Cole in seinem zweiten Jahr von der Jura-Schule zur Schule für Künste und Wissenschaften in Harvard wechselte. Später brach seine Studien ganz ab, zog in den Yale Club in New York und begann seine professionelle Musikkarriere.

IV. Karriere und Reise

Coles erste Show am Broadway, „See America First“, war ein Flop. Dennoch war er in New Yorks Szene prominent und lebte auch weiterhin im Yale Club. Im Juli 1917 brach er nach Paris und dem kriegsbeeinträchtigten Europa auf. Paris war ein Ort, wo Cole sozial florierte. Er verbreitete erfundene Geschichten über seine angebliche Arbeit bei der französischen Fremdenlegion und Armee, was ihm erlaubte, ein schönes Leben als reicher Amerikaner in Paris zu führen, Angehöriger der Schickeria mit wachsendem Status zu sein und dennoch zu Hause als „Kriegsheld“ bewundert zu werden.

1919 lernte Cole die Amerikanerin Linda Thomas kennen. Die zwei wurden schnell gute Freunde, und finanzieller Status sowie soziale Position machten ideale Heiratskandidaten aus den beiden. Sie heirateten am 19. Dezember 1919 und begannen ein glückliches (wenn auch sexloses) und größtenteils erfolgreiches Leben zu führen.

V. Die späteren Jahre

Nach ein paar Eintagsfliegen wie „Don’t Fence Me In“ unterzeichnete Cole einige Verträge mit der Filmindustrie. Der erste Film, der einen Song von Cole Porter enthielt, war „Die Schlacht von Paris“ (1929), aber die beiden Stücke aus diesem Film hatten wenig Auswirkungen auf seine Karriere wegen der im allgemeinen geringen Qualität des Filmes. Cole war zufrieden mit vielen Aspekten Hollywoods, insbesondere der liberalen Einstellung zur Homosexualität. Obgleich nicht endgültig geklärt ist, warum Linda das neue Zuhause in Hollywood nicht mochte, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Hauptreibung von Coles nun öffentlicheren sexuellen Eskapaden herrührte. Zu jener Zeit war es wenig akzeptabel, ein exzentrischer schwuler Künstler zu sein, und Linda fürchtete um Coles guten Ruf und Karriere. Charles Schwartz bemerkt in seiner Biographie über Cole Porter, dass Oscar Wilde gerade einmal vierzig Jahre vorher inhaftiert worden war.

1937 war Cole in einen Reitunfall verwickelt, bei dem er sich beide Beine brach. Dies war eine Tragödie für den Komponisten, der aus sozialen und sexuellen Gründen viel Wert auf sein Aussehen legte. Seine dynamische Energie und ununterbrochene Besessenheit, sein Aussehen durch aufwendige tägliche Rituale zu erhalten, konnten diesen Schlag für Gesundheit und Ego nicht kompensieren. Er verbrachte mehrere Monate im Krankenhaus, was eine gewaltige Ohrfeige für seine mentale und physische Gesundheit bedeutete. Noch schlimmer wurde es, als ihm ein Bein amputiert werden musste. Trotzdem konnte all das ihn nicht davon abhalten, weiter Musik zu komponieren. In dieser Zeit entstanden Songs wie „Most Gentlemen Don’t Like Love“, „Tomorrow“, „From Now On“, and „Get Out Of Town.“

1945 gab er seine Erlaubnis zum dem biographischen Film „Night and Day“. Traurigerweise hatte der Film jedoch wenig Bezug zum wirklichen Leben von Cole Porter. Wichtige Lebensabschnitte fehlten, wie seine verwöhnte und kontrollierte Kindheit. Stattdessen wurden die großen Geschichten präsentiert, die Cole Porter selbst der Welt erzählt hatte. Obwohl er beispielsweise nie in der französischen Armee gedient hatte, berichtete der Film detailliert von seinen Heldentaten.

An dieser Stelle folgte die größere Produktion „Kiss Me, Kate“, die auf auf Shakespeares berühmter Vorlage „Taming of the Shrew“ basierte. Cole war sehr skeptisch bezüglich dieser Produktion, begann aber schließlich mit seiner Arbeit, die sich als sehr erfolgreich erweisen sollte.

Die folgenden Jahre sahen einige weniger erfolgreiche Werke und die Amputation seines rechten Beines im Frühjahr 1958. Nach dieser Operation verkümmerte seine Kreativität, und er starb am 15. Oktober 1964. In Übereinstimmung mit seinen Wünschen wurde er zwischen seiner Frau Linda und seinem Vater Sam Porter beerdigt.

Arne Kovac

Aus dem Programmheft

Foyer

Liebe TheaterbesucherInnen,

nach einer Vorbereitungszeit von mehr als einem Jahr, wobei die eigentliche Probenarbeit nur etwa die letzten sechs Monate in Anspruch genommen hat, können wir Ihnen nun unsere Sichtweise von Cole Porters Erfolgsmusical „Kiss me, Kate“ vorstellen.

Viele von Ihnen kennen vielleicht ein paar unserer vergangenen Produktionen, wie zum Beispiel „Die Hochzeit des Figaro“ (1996) oder „Die pfiffige Magd“ (1994). Die Probenarbeit bei „Kiss me, Kate“ war aufgrund der sehr lockeren und freundschaftlichen Atmosphäre äußerst angenehm. Persönliche Konflikte zwischen den Mitwirkenden konnten dadurch glücklicherweise vermieden werden. Die Zahl der Mitwirkenden bei „Kiss me, Kate“ ist bei weitem höher als bei unseren vorigen Produktionen, denn der gesamte Chor des Gymnasiums Borbeck – komplettiert durch Lehrer und Ehemalige – stand uns dankenswerterweise zur Verfügung.

Ich persönlich möchte mich an dieser Stelle bei allen Mitwirkenden von ganzem Herzen bedanken. Jeder Einzelne hat seinen unverzichtbaren Teil zu „Kiss me, Kate“ geleistet. Dafür meinen aufrichtigsten Dank. Lassen Sie mich zum Abschluss zwei, wie ich finde, sehr zutreffende Aussagen zweier bekannter Opernsänger zitieren:

Kunst ist Fragen. Kunst ist der Ort, an dem das Unmögliche möglich dargestellt werden darf.

Thomas Hampson

Wir haben es in der Kunst mit drei Dingen zu tun, die undefinierbar sind: Schönheit, Liebe und Wahrheit.

Jon Vickers

Im Namen des ganzen Ensembles wünsche ich Ihnen gute Unterhaltung.

Ihr Björn Huestege

Stilpluralismus

Beim ersten Hören von Porters „Kiss me, Kate“ stellt sich das Gefühl ein, dass das Stück sehr viele „Ohrwürmer“ enthält, viele Musiknummern wird man sofort nachpfeifen können. Denkt man länger über die Musiknummern nach, so wird einem vermutlich schnell klar, dass alle Stücke sehr unterschiedlicher Natur sind. Besonders deutlich wird das, wenn man Musicals wie „West Side Story“ von Leonard Bernstein oder „Phantom der Oper“ von Andrew Lloyd Webber zum Vergleich heranzieht. Die Musiknummern aus „Kiss me, Kate“ erscheinen dann vergleichsweise recht unzusammenhängend. Man würde dem Werk vielleicht jegliche innere Geschlossenheit absprechen.

Wie lässt sich das kompositorisch rechtfertigen?

Man muss sich vor Augen führen, dass Musicals in aller Regel einen großen, zunächst vordergründigen Unterhaltungswert haben. Das betrifft im Besonderen viele Broadway-Musicals. Musicals wie „West Side Story“ oder „Phantom der Oper“ würde man spontan sicherlich nicht mit reinem Unterhaltungstheater verbinden. Die Frage, ob jedoch „Kiss me, Kate“ ein rein unterhaltendes Werk ist, ist alles andere als leicht zu beantworten.

Meiner Meinung nach ist Porters bekanntestes Musical ein Musterbeispiel für Doppelbödigkeit. Genau dieser Aspekt wir von der Musik aufgegriffen. Was erst einmal wie eine bloße Aneinanderreihung von sogenannten Gassenhauern aussieht, entpuppt sich als Maske, hinter der sich die tragischen Seiten des Stückes wunderbar verbergen lassen. „Kiss me, Kate“ spielt in einer Welt, in der Schein und Sein fast nicht voneinander zu trennen sind. Wer möchte am Ende des Stückes eindeutig entscheiden, ob das Finale des 2. Aktes das Ende von „Der Widerspenstigen Zähmung“ ist oder ob hier nicht eigentlich die reale Handlung, wenngleich wohl stark idealisiert, zu Ende geführt wird?!?

Kein Zuschauer und Zuhörer wird bei seiner ersten Begegnung mit diesem Stück leugnen, dass sich die beiden Handlungsebenen ständig mischen. Das gesamte Werk ist ein Karussell, das sich im Verlauf im schneller bewegt. Hinterher wissen dann weder die Personen auf der Bühne, noch das Publikum, woran sie eigentlich sind. Es stellt sich vielleicht dem ein oder anderen die Frage, wie es eigentlich mit den Personen auf der Bühne weitergehen wird. Diese Frage kann nicht geklärt werden, da sich, um im Bild zu bleiben, das Karussell so schnell bewegt, dass jegliche Übersicht über das, was auf der Bühne und im Kopf der handelnden Personen vorgeht, unmöglich ist. Interessant ist hierbei, dass das ganze Werk sehr rasch endet, nachdem sich doch vorher alles so langsam entwickelt hat. Ein Ende, das sich im ursprünglichen natürlichen Tempo entwickelt, scheint nicht möglich. Insofern lässt sich die musikalischen Uneinheitlichkeit der Porterschen Stücke durchaus rechtfertigen.

Dennoch hat jede musikalische Nummer ihren eigenen Wert. Es gibt auch nicht ein Stück, dessen Form sich nicht aus dem Inhalt des Werkes oder der jeweiligen Situation ergibt. Als Beispiel sei hier Lois Lanes Song „Why can’t you behave?“ erwähnt. Lois‘ zunächst oberflächlich und flatterhaft erscheinender Charakter bekommt eine ganz andere Dimension: „Why can’t you behave?“ ist ein Blues. Nun gehört der Blues wahrlich nicht zu der Art von Musikstilen, die man als vordergründig und oberflächlich bezeichnen würde. In diesem Song werden Lois‘ ursprüngliche Sehnsüchte nach einem Leben auf dem Land mit ihrem geliebten Bill mehr als deutlich.

Ein anderes, vom Inhalt her sehr ähnliches Stück ist „So in Love“, das sowohl von Lilli als auch von Fred gesungen wird. Wenn auch die musikalische Sprache eine andere ist – man könnte vielleicht sogar schon von opernhaft sprechen, was auch zu den übrigen Stücken von Fred-Petruchio und Lilli-Kate durchaus passen würde – so ist der ursprüngliche Inhalt von Lois‘ erstem Song soweit nicht entfernt.

Interessant wird es, wenn man Lois‘ „Why can’t you behave?“ mit ihrem zweiten Song „Always true to you“ vergleicht. Von Sehnsucht nach einem Landleben mit Bill ist da nicht mehr viel zu spüren. Auch für Lois dreht sich das Karussell zu schnell.

Wie schon kurz angedeutet, grenzt die musikalische Sprache einzelne Personengruppen voneinander ab. So lässt sich deutlich ein Unterschied zwischen Fred-Petruchios und Lilli-Kates und Bill-Lucentios und Lois-Biancas musikalischem Stil erkennen. Ein banales Beispiel: Lois und Bill würden nie auch nur in Ansätzen auf die Idee kommen, einen Wiener Walzer zu tanzen!!!

Nach diesen nur kurzen Ausführungen wird hoffentlich trotzdem deutlich, dass die scheinbare Oberflächlichkeit und Ungeschlossenheit eben nur „scheinbar“ vorhanden sind. Dieser musikalische Stilpluralismus lässt sich auf ein sehr durchdachtes und alles andere als oberflächliches Konzept zurückführen.

Björn Huestege

Zitate aus der Probenarbeit

Stephan Müller:
„Leute, ihr habt 32 Takte. Ihr solltet die Gelegenheit ergreifen, wenigstens einen davon mitzusingen.“

Presse

Junges Musiktheater bringt „Kiss me, Kate“ auf die Bühne

Borbecker haben schon sechs Aufführungen einstudiert

Sie nennen sich „Junges Borbec­ker Musiktheater“, doch man kennt sie schon seit langem. Schließlich standen sie schon mit fünf verschiedenen Inszenierun­gen auf der Bühne.

Sie ließen Carl Orffs „Die Kluge“ schluchzen, den „Dorfbarbier“ das Dorf rasieren, sie verübten den „Mord im Morgengrauen“, schick­ten „Die pfiffige Magd“ auf die Büh­ne und feierten „Figaros Hochzeit“. Jetzt haben sie Cole Porters „Kiss me, Kate“ ausgegraben. Ein Ever­green unter den Musicals.

„‚Kiss me, Kate‘ ist Porters be­kanntestes Musical. Das liegt an den zahlreichen Ohrwürmern“, er­klären Arne Kovac und Björn Hue­stege vom Jungen Borbecker Mu­siktheater-Ensemble.

Die Handlung dreht sich – wie so oft – um die Liebe. Und außerdem um eine nicht besonders erfolgrei­che Schauspielgruppe, die eine Tournee mit Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ star­tet. Ein Stück im Stück also, bei dem Björn Huestege den Produzen­ten und männlichen Hauptdarstel­ler Frederick Graham mimt, der gleichzeitig Ex-Ehemann des Hol­lywood-Stars Lilli Vanessi (gespielt von Britta Steffens) ist und die Fä­den in der Hand hält.

Frederick und Lilli lieben sich noch immer – doch sie gestehen es sich erst sehr spät ein. Es gibt noch ein zweites Paar mit Beziehungs­problemen: Die lispelnde Lois Lane (gespielt von Tanja Beyersdorf) möchte gern ein Star werden und schläft sich durch alle Betten. Da­mit hat ihr spielsüchtiger Freund Bill Calhoun (gespielt von Frank Wilde) berechtigt seine Probleme.

Für große Verwirrung sorgt dann noch ein Schuldschein, den Bill mit Fredericks Namen unterschrieben hat. Frederick gerät ganz schön in die Bredouille, als zwei skurrile Gängster auf den Plan treten, um das Geld einzutreiben! Die Zu­schauer dürfen sich also auf eine spritzige Inszenierung mit vielen Gags freuen, bei der Frank Wilde die Regie führt. Unter der musikali­schen Leitung von Arne Kovac spielt ein kleines Kammerorche­ster. Es singen Solisten des Jungen Borbecker Musiktheaters und der Chor des Gymnasiums Borbeck (Einstudierung: Stephan Müller). Bühnenbild und Kostüme stammen von Christina Padberg.

Aufführungen sind am Mittwoch und Freitag, 25. und 27. März, je­weils um 19 Uhr in der Aula das Mädchengymnasiums. Der Eintritt kostet 10, ermäßigt 5 DM. Telefoni­sche Kartenvorbestellung bei Arne Kovac, 8 67 50 77 oder 183-3926.

Borbecker Nachrichten vom 05.03.1998