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Romeo und Julia

Drama in fünf Akten von William Shakespeare

Original-Titel: Romeo and Juliet

Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel

Bearbeitung von Oliver Schürmann

Aufführungen am 29. und 30. April 2005
in der Aula des Mädchengymnasium Borbeck,
Essen

Mit der wohl bekanntesten Liebesgeschichte geht das TheaterLaien in das Jahr 2005. Im Gegensatz zu früheren Dramen Shakespeares, die von Ehrgeiz, Macht und Rachsucht handeln, ist dies die erste englische Tragödie, in der die Liebe das zentrale Thema ist. Es handelt sich bei Romeo und Julia nämlich um eine große, wirkliche und ungestörte Liebe, die allerdings von Anfang an „unsternbedroht“ ist: von unglücklichen Umständen, Zufällen, verpassten Chancen und einem alten Familienzwist. Rund zweieinhalb Stunden entführt diese aktuelle Inszenierung von Oliver Schürmann in die Welt Veronas, die vom Streit der Häuser Montague und Capulet geprägt ist.

Inhalt

Erster Akt

Mitglieder der Familien Capulet und Montague beginnen einen Straßenkampf, den der Fürst energisch beendet. Im Abgang sinnieren Graf und Gräfin Montague mit Benvolio über seltsame Stimmungsänderungen Romeos, die dieser im Gespräch mit Benvolio in Zweifeln an der Liebe zu Rosalinde begründet.

Derweil hat Graf Capulet in Graf Paris den idealen Gatten für Julia gefunden und lädt zu einem Fest in sein Haus. Romeo, Benvolio und Mercutio schleichen sich ungeladen auf die Feier, in deren Verlauf Romeo Julia zum ersten Mal begegnet. Tybalt meint Romeo zu erkennen und verursacht fast einen Eklat…

Zweiter Akt

Romeo schleicht sich in Capulets Garten, wo sich Romeo und Julia poetisch ihre Liebe gestehen. Danach bittet Romeo Pater Lorenzo um Hilfe für das junge Paar, die dieser zunächst ablehnt, dann aber doch beseelt von dem Gedanken, dadurch beide Häuser miteinander zu versöhnen, zusagt.

Romeo instruiert die von Julia deswegen geschickte Amme, wann Julia zur Kapelle des Paters kommen möge. Pater Lorenzo vollzieht heimlich die Trauung zwischen Romeo und Julia…

Dritter Akt

Mercutio und Tybalt geraten in Streit. Der folgende Fechtkampf endet durch Romeos übereiltes Eingreifen für Mercutio tödlich. Aus Rache tötet Romeo Tybalt und flieht hernach auf Benvolios Drängen. Der Fürst erscheint und fällt ein salomonisches Urteil: Romeo sei aus Verona verbannt…

Julia, unwissend der Geschehnisse, wartet auf Romeo. Die Amme kommt und klagt Julia an, dass sie den Mann liebe, der ihren Liebsten tötete. Julia nimmt sich und Romeo in Schutz und bringt die Amme dazu, Romeo einen Ring von sich zu überbringen.

Romeo versteckt sich unterdessen bei Pater Lorenzo. Als dieser ihm die vermeintlich gute Nachricht überbringt, Romeo sei „nur“ verbannt, beginnt Romeo, in der Kapelle zu wüten – empfindet er doch Verbannung schlimmer noch als Tod. Mit Hilfe der Amme gelingt es Lorenzo, Romeo zu beruhigen und zu einem letzten Wiedersehen mit Julia zu überreden.

Romeo und Julia sagen sich Lebewohl.

Gräfin Capulet will Julia von der bevorstehenden Hochzeit mit Graf Paris berichten, diese jedoch schiebt Trauer um ihren Vetter Tybalt vor, um die Trauung hinauszuzögern. Sie wird von ihrem Vater vor die Wahl gestellt innerhalb der nächsten drei Tage Paris zu ehelichen oder für immer von ihren Eltern verstoßen zu werden…

Vierter Akt

Julia bittet Pater Lorenzo um Hilfe, der Heirat entgehen zu können. Lorenzo braut ihr einen Trank, der sie scheintot werden lässt. Sie soll begraben werden und dann, wenn sie erwacht, aus der Gruft mit Romeo nach Mantua fliehen…

Fünfter Akt

Romeo wartet in Mantua auf Neuigkeiten aus Verona. Als er die Nachricht von Julias Tod erhält, kauft er Gift und will damit in Julias Gruft eilen, um neben ihr zu sterben. Lorenzo erfährt, dass sein Brief, der Romeo alles erklären soll, diesen nicht erreicht hat und eilt zu Julias Gruft, um bei ihrem Aufwachen bei ihr zu sein.

Graf Paris möchte seiner Fastangetrauten Blumen in die Gruft legen, eilt hin und trifft dort Romeo, der ihn in Notwehr tötet. Danach nimmt Romeo das gekaufte Gift und stirbt an der Seite Juliens, wonach diese erwacht, den Tod des Gatten erkennt und sich mit seinem Dolch das Leben nimmt.

Der Fürst erscheint und zwingt die inzwischen anwesenden Lorenzo, Amme, Peter und Page zur Aufklärung der ganzen Tragödie. Im Angesicht soviel Leides wollen sich Capulet und Montague versöhnen…

Oliver Schürmann

Fotos

Besetzung

INSZENIERUNG, BÜHNENBILD UND GESAMTLEITUNGOliver Schürmann
  
FÜRSTOliver Schürmann
PARIS, ein junger Edelmann, Verwandter des FürstenMeike Broscienski
MONTAUGUE undRené Böminghaus
CAPULET, Häupter zweier Häuser, welche in Zwist miteinander sindJörg Weitkowitz
OHM CAPULETAndré Remy
ROMEO, Montagues SohnMarco Heckhoff
MERCUTIO, Verwandter des Fürsten und Romeos FreundConrad Baege
BENVOLIO, Montagues Neffe und Romeos FreundTim Meier
TYBALT, Neffe der Gräfin CapuletMarc Weitkowitz
Bruder LORENZO, ein FranziskanerThomas Krieger
Bruder MARKUS, von demselben OrdenAndré Remy
PETER, Diener von Julias AmmeAnnika Rupp
Ein PAGE des ParisJennifer Choryan
Ein APOTHEKERAndré Remy
EIN MANNOliver Schürmann
GRÄFIN MONTAGUE, Ehefrau des MontagueClaudia Rupp
GRÄFIN CAPULET, Ehefrau des CapuletAntonia Metken
JULIA, Capulets TochterSandra Schmitt
Julias AMMEKinga Szilágyi
  
BELEUCHTUNGOliver Schürmann
MASKEFrauke Krüger
BAUTENJörg Weitkowitz, Marc Weitkowitz
REQUISITEOliver Schürmann, Jörg Weitkowitz
KOSTÜMEOliver Schürmann
SOUFFLEUSEClaudia Rupp
FECHTSZENENKlaus Figge
ABENDKASSEAndrea Böminghaus, Heike Remy

Autor

William Shakespeare

Über Shakespeare und sein Leben ist uns nur wenig bekannt; vieles basiert auf Gerüchten und es gibt sogar Theorien, die bestreiten, dass Shakespeare der Autor der unter seinem Namen bekannten Werke ist, da sie trotz einer minderen Bildung Shakespeares ungeheuer vielseitiges Wissen enthalten. Bereits das genaue Geburtsdatum des in dem englischen Ort Stratford geborenen Dramatikers ist nicht überliefert. Allerdings ist der 26. April 1564 als sein Tauftag im Kirchenregister von Stratford-upon-Avon eingetragen. Heute wird sein Geburtstag häufig auf den 23. April 1564 datiert.

William war das dritte Kind und der erste Sohn seiner Eltern John Shakespeare und Mary Arden, die seit dem Jahre 1557 verheiratet waren und insgesamt acht Kinder in die Welt setzten. John Shakespeare genoss recht großes Ansehen als Landwirt und Händler; 1565 wurde er zum Stadtrat und später zum Stadtverwalter gewählt, was der heutigen Stellung eines Bürgermeisters entspricht.

William Shakespeare besuchte in seinem Geburtsort wahrscheinlich die Free Grammar School, wo er auch ein wenig Latein und noch weniger Griechisch lernte. 1582 heiratete er im Alter von 18 Jahren die ca. acht Jahre ältere Anne Hathaway; aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor, Susanna sowie die Zwillinge Judith und Hamnet. Ihr einziger Sohn verstarb schon 1596 im Alter von 11 Jahren. Über den Zeitraum der achtziger Jahre des 16. Jahrhunderts ist so gut wie nichts zu Shakespeares Leben bekannt. Vermutlich schloss er sich aber 1586 einer reisenden Schauspielgruppe an und gelangte mit ihr nach London.

Seit 1592 war er in London Schauspieler, Regisseur und Bühnenautor; im Jahre 1598 war er als größter englischer Dramatiker bekannt. Als die Theater 1593 wegen der Ausbreitung der Pest schließen mussten und erst im Herbst 1594 wieder geöffnet wurden, organisierten sich die verschiedenen Schauspielgruppen neu. William Shakespeare war von nun an Mitglied der Lord Chamberlain’s Men, der zu der Zeit erfolgreichsten Schauspielgruppe Londons, die auch in der Gunst der regierenden Königin Elisabeth I stand. Der damals beste Schauspieler Richard Burbage war ebenfalls Mitglied der Gruppe. Die Schauspieler waren im Besitz des Theaters The Globe, das im Jahre 1599 in London eröffnet wurde und schnell ein hohes Ansehen erlangte. Auch Shakespeare hatte Anteil an dem Theater, in dem auch viele seiner Dramen aufgeführt wurden. Im Laufe seiner Wirkungszeit in London verschaffte er sich ein hohes Ansehen, sowie ein ausreichendes Vermögen. Dieses zeigte sich zum einen an dem 1596 bewilligten Familienwappen, das nun an Shakespeares Denkmal in der Kirche zu Stratford hängt, sowie an dem Kauf eines großen Hauses am Rande von Stratford, wohin er sich vermutlich um das Jahr 1611 zurückzog.

Am 25. März 1616 unterschrieb er sein Testament, in dem er einen großen Teil seines Vermögens dem Sohn seiner ältesten Tochter Susanna vermachte und den Rest an seine zweite Tochter sowie seine Frau vererbte. William Shakespeare starb am 23. April 1616. Er liegt vor dem Altar der Kirche zu Stratford begraben, wo auch sein Denkmal steht.

Bis heute ist keine einzige Zeile seiner Handschrift gefunden worden; der Shakespeare-Forschung dient vor allem die Folio-Ausgabe von 1623 als Grundlage. Die von Shakespeares Schauspielerkollegen John Heminge und Henry Gondell herausgegebene Sammlung enthält 14 Komödien, 10 Königsdramen, sowie 12 Tragödien. Neben diesen Werken hat Shakespeare außerdem zahlreiche Sonette verfasst. Durch die Übersetzungen von Schlegel und Tieck in der Zeit von 1794 bis 1833 wurden Shakespeares Dramen auch der deutschen Theaterlandschaft zugänglich; sie wurden im 20. Jahrhundert zu den meistgespielten Stücken auf deutschen Bühnen.

Claudia Rupp

Aus dem Programmheft

Foyer

Sehr verehrtes Publikum der „Romeo und Julia“-Aufführungen des TheaterLaien!

Ich darf Sie als Gesamtleiter dieser Produktion recht herzlich in der Aula des Mädchengymnasiums Borbeck zu unserem zweiten Shakespeare-Abend nach Macbeth begrüßen.

Sechs Monate intensiver Proben liegen hinter uns, sechs Monate, in denen wir „Romeo und Julia“ kennen, hassen und lieben gelernt haben, Monate in denen wir „Romeo und Julia“ gekürzt und erweitert haben, Monate in denen wir einen Weg gefunden haben, Shakespeares Sprache zu verstehen, zu interpretieren und zu sprechen.

Als Ergebnis unserer Arbeit erwartet Sie die wohl berühmteste Liebesgeschichte in einer modernen Inszenierung, die bewusst in Bühnenbild und Kostümen eher zeitneutral gestaltet ist, um die Aktualität der „geistigen“ Liebe, der Frage nach Freundschaft und uneigennütziger (und unüberlegter?) Hilfsbereitschaft, sowie dem Sinn der Aufrechterhaltung von Feindschaft, deren Ursprung man schon gar nicht mehr kennt, in der Vergangenheit, dem Jetzt und mit Sicherheit auch in der Zukunft zu untermauern.

Aber nicht nur das Stück an sich hat die Probenarbeit so interessant gemacht, sondern auch die SchauspielerInnen, wo sich zu den „alten Hasen“ diesmal einige „Frischlinge“ hinzu gesellt haben, die sehr schnell zu einem homogenen Ensemble zusammengewachsen sind. Mein besonderer Dank an dieser Stelle gilt Thomas Krieger und dem Vorstand des TheaterLaien e.V., die grünes Licht für dieses Projekt gaben, Marco Heckhoff, der mir bei der Erstellung des Gesamtkonzeptes ideenreich und kritisch zur Seite stand, sowie all jenen, die vor, auf und hinter der Bühne, sowie vor, während und nach den Aufführungen durch kleine und große, erkennbare und oft für Sie verborgene Handschläge tun und taten, der Tuttmannschule und dem Mädchengymnasium Borbeck für die gelungene Kooperation sowie den Herren Podbevsek und Franken, wodurch „Romeo und Julia“ von William Shakespeare zu dem werden konnte, was Sie heute Abend erleben.

Ich hoffe, Sie werden mitleiden, entsetzt sein, vielleicht feuchte Augen bekommen und zwischendurch auch lachen und wünsche Ihnen in diesem Sinne einen schönen Abend.

Ihr Oliver Schürmann

Tragödie im bunten Kleid?!

Eine der ersten und auch wichtigsten Fragen bei der Konzeptionierung des Stückes war die nach dem Bühnenbild und einhergehend nach der Wahl der Kostüme.

Es sollte kein Stück werden, das einer bestimmten Zeit (oder gar der Originalzeit) oder bestimmten geographischen Orten zugeordnet werden kann. Die Konflikte, die Liebe, die Freundschaften, die Charaktere der einzelnen Protagonisten kann man sowohl im Damals, wie auch im Heute wiederfinden.

Auch heute noch gibt es Konflikte – wie zwischen den Montagues und den Capulets – zwischen einzelnen Personen, Familien, Ländern, Völkern und Kulturen, deren Ursprung weit weit zurückliegt, wo vielleicht die x-te Generation sich bereits fragt, warum eigentlich, und der eigentliche Grund wird – wie im vorliegenden Stück – gar nicht mehr genannt oder sogar gar nicht mehr gewusst, nur weil keiner auf die Idee kommt, das Kriegsbeil zu begraben und es traditionell – vielleicht allein um des Streitens Willen – weiterführt.

Ebenso ist das Thema Liebe ein nie enden wollendes, insbesondere die Liebe, die im Kopf entsteht, daher auch anregender, intensiver und dauernder ist. Romeo und Julia finden über diesen Weg des poetischen, niveauvollen und daher auch die Gehirnzellen anstrengenden Gedankenaustausches aus ihrer jeweils tristen, unbefriedigten, sich um die Familienfehde drehenden begrenzten Welt heraus und zueinander. Sie gehen sogar soweit, dass sie an diesem besonderen Miteinander derart festhalten, dass sie sich sogar für diese Liebe unabhängig voneinander töten.

Um den Gedanken der Zeitlosigkeit des Stückes noch herauszuheben, sollte das Stück nicht nur gespielt werden, sondern dem Zuschauer auch ganz bewusst dargelegt werden, dass wir hier ein Stück erzählen, als ein Stück im Stück spielen. Es beginnt mit dem Sichtbarwerden der Schauspieler, wobei der Erzähler sich noch als Fürst umkleidet, um dann ins Stück eingreifen zu können. Die Schauspieler sollten teilweise auf offener Bühne ihre eigenen Bühnenbilder umbauen, um zu zeigen: Wir spielen hier für Euch dieses Stück.

Dazu war es notwendig, ein Bühnenbild zu finden, das aus leicht/schnell beweglichen, immer wieder verwertbaren Elementen besteht und mit den jeweiligen Ort kennzeichnenden und somit wandelbaren Elementen – nebst einiger weniger Requisiten – ergänzt wird.

Als wiederkehrende Elemente sehen wir vier große schwarze Türen, die sowohl als Haus- und Zimmertüren, als auch als Klosterwandelgang und Gartenlabyrinth dienen. Zugleich haben sie auch eine symbolische Funktion – wo bleiben Türen offen, wo geschlossen, wer kann durchgehen und wer nicht und wer schließt Türen, um allein und ungestört zu sein?!

Die wandelbaren Elemente repräsentieren die jeweiligen Orte des Geschehens: Straße und Platz in Mantua sind grün gehalten, Grün als Farbe der Hoffnung: Die Bürger der Stadt hoffen, der Streit der beiden Familien findet ein Ende, Anhänger der Capulets und Anhänger der Montagues hoffen jeder für sich, seine Familie werde den Streit gewinnen (ein jeder hofft vielleicht, er wäre der siegbringende Held), Romeo hofft, statt der dürftigen eher körperlich und/aber unbefriedigenden Liebe zu seiner Rosalinde etwas anderes zu finden. Der Ballsaal Capulets ist in einem tristen blau, Blau als Farbe der Treue meint hier die Treue zur Tradition, leider auch die Treue des nicht fähig sein sich zu wandeln und zu ändern. Julias Zimmer leuchtet in weiß, Weiß als Farbe der Unschuld und des Reinen. Julia kam bis dato weder in Sachen Liebe (obwohl es für sich schon lägst Zeit gewesen wäre – die Mutter war in diesem Alter bereits verheiratet), noch weltanschaulich mit negativen Gedanken in Berührung und führt noch in allen Belangen das Leben eines unberührten Kindes.

Und weder die Nacht mit Romeo (sie sind ja verheiratet), noch das Aufbegehren gegen die Heiratspläne der Eltern, welches aus einer wahren Liebe entstand lässt einen Makel auf ihrer „weißen Weste“ erscheinen. Auch beteiligt sie sich in keiner Weise aktiv an dem Zwist der beiden Häuser, sie ist nur das spätere Opfer desgleichen.

Die Zelle des Paters, hier als eine Art Klostergang dargestellt zeigt sich in einem satten lila. Lila als Farbe der Kirche, Lila als Farbe der Passion, die sich Lorenzon selber aufbindet. Bis jetzt eher gelangweilt und sich etwas wehmütig nach einem großen Durchbruch als Kirchenmann Kräuter und Pflanzen züchtend, sieht er plötzlich als Freund und Beichtvater Romeos die Chance, großes zu vollbringen. Er möchte nicht nur den beiden Liebenden helfen, sondern damit einhergehend auch den Streit der verfeindeten Capulets und Montagues schlichten. Leider verkleinert sich dabei zunächst seine Passion vom Vereinen der Liebenden und den beiden Häusern auf die Passion des Vereinen der Liebenden in einer anderen Stadt, um dann noch mal auf die Aufgabe des Rettens von Julias Leben geschmälert zu werden. Da sich aber witzigerweise am Ende doch die zerstrittenen Häuser einander die Hand reichen und Romeo und Julia (wenn auch im Tode) für immer vereint sind, also seine Passion im Grunde erfüllt ist, ist auch die Gruft in lila gehalten, der Farbe des Pater Lorenzo.

Ebenso ist mit den Kostümen verfahren worden. Vom Schnitt her eher zeitneutral, die Farbgebung dann ist auf den Charakter abgestimmt. Die aktuellen Streithähne Benvolio, Mercutio und Thybalt treten in roten Hemden auf. Rot als Farbe des Blutes, von hell nach dunkler werdend, je nach Grad ihrer „Rauflust“. Julia erscheint in reinem weiß, Romeo ist ebenfalls weiß behemdet, obwohl er auch den Tod von drei Personen verschuldet. Mercutio stirbt zwar durch sein Eingreifen, jedoch wollte Romeo nur den entbrandeten Streit zwischen ihm und Tybalt unterbrechen. Tybalts Tod kann man als Affekthandlung bezeichnen, brachte dieser doch kurz vorher einen von Romeos besten (einzigen?) Freunden um. Und der Tod Paris ist ein Akt der Notwehr, er wurde in Julias Gruft von diesem bedroht und angegriffen. Zwar kann man diese Tode nicht entschuldigen, aber erklären und keiner entstand aus niederen Beweggründen. Die Eltern Romeos und Julias zeigen sich in schwarzgrau Tönen, um die Tristigkeit, die Eingefahrenheit ihrer Gedanken und die Kälte ihrer Beziehungen zu verdeutlichen, bei den Capulets mehr noch als bei den Montagues. Der Ohm Capulet ist ganz in schwarz, quasi als Pate, der wahrscheinlich der einzige ist, der noch weiß, warum die Capulets mit den Montagues im Streit liegen.

Der Pater trägt seiner Rolle entsprechend eine Kutte, mönchsartig in braun, so dass die Amme als Pendant ebenfalls in braun erscheint. Sie ist wie Lorenzo Romeo der Beichtvater Julia eine Busenfreundin an Mutterstatt, lässt sich gleichsam auf das Spiel des Paters ein und hilft den beiden Liebenden. Graf Paris und der Fürst erscheinen in Königs-blau, eben um ihre etwas gehobenere Stellung hervorzuheben und Page und Peter sind grün bekleidet in der Hoffnung, alles richtig zu machen und ihren Herren gut zu dienen. Der Apotheker und Bruder Markus sind entsprechend ihrem Beruf gekleidet, einfach und schlicht, der Apotheker sehr ärmlich gekleidet, um ihm das verbotene Geschäft mit dem Gift etwas zu erleichtern.

Bleibt noch der Erzähler, der jeweils in weißem Hemd, Jackett und Zylinder auftritt. Ein Schauspieler hilft ihm auf der Bühne beim Umkleiden – zunächst bei der Verwandlung vom Erzähler zum Fürst, am Ende bei der Verwandlung vom Fürst zum Erzähler. Auf diese Weise bildet er den Rahmen als gut situierter Geschichtenerzähler, der zu Beginn das Publikum in das Stück einführt und das Ensemble in das Bühnengeschehen hineinzieht und am Ende für das Publikum das Stück resümiert und das Ensemble wieder aus dem Bühnengeschehen herausführt.

Oliver Schürmann

Zitate aus der Probenarbeit

Jörg Weitkowitz:
„Jetzt habe ich auch weniger Text, da kann ich schneller laufen.“

Oliver Schürmann:
„Spielst du die Julia? Du musst nur im Bett liegen, aber alle anderen fummeln an dir herum.“ –
Conrad Baege:
„Das ist schön.“

Klaus Figge:
„… dass du nicht so stehst, sondern so.“ –
Conrad Baege:
„Ach so!“

Oliver Schürmann
„Kannst du mal stehen bleiben, wo du stehst, wenn du stehst?“

Thomas Krieger:
„Ich wollt‘ jetzt nicht so in der Mitte durch …“ –
Oliver Schürmann:
„Nee, fand‘ ich ja auch süß von dir.“

Oliver Schürmann:
„Ihr seid jetzt sprachlos. Ich beton‘ es noch mal: Sprachlos!“

Oliver Schürmann:
„Man muss hören können, wie du die Augen zukneifst!“

Jörg Weitkowitz:
„Ja, ich muss mich noch an die Wortfolge gewöhnen!“

Meike Broscienski:
„Ich hab‘ voll Rückenschmerzen an den Nieren.“

Oliver Schürmann:
„Wenn du lauter anfängst, kannst du auch leiser werden …“

Marc Weitkowitz:
„Ich hab‘ zu früh gesprochen.“ –
Tim Meier:
„Nee, ich bin zu spät gegangen.“

Klaus Figge:
„… oder direkt in den Magen schlagen.“ –
Marc Weitkowitz:
„Wie sieht das denn aus hier?“ –
Klaus Figge:
„Ja, Faust machen und dann …“

Thomas Krieger:
„Ihr seid doch nüchtern bekloppter als ich besoffen …“

Oliver Schürmann:
„Wir gehen als Pärchen zu zweit und zu dritt nochmal nach vorne.“

Presse

Nur die weißen Socken passten nicht ins Bild

TheaterLaien spielten Romeo und Julia

Mit Shakespeares „Romeo und Julia“ wagte sich das Ensemble der TheaterLaien am vergangenen Freitag und Samstag an eine der bewegendsten Liebesgeschichten der Weltliteratur. Und das mit Erfolg: Das von Oliver Schürmann inszenierte Stück begeisterte die Zuschauer.

Sechs Monate lang hatten die Schauspieler für die Aufführung von „Romeo und Julia“ geprobt. Das zahlte sich nun aus: Der Text saß und alle Szenen – ob stürmische Kämpfe oder emotionale Ausbrüche – überzeugten in der gut gefüllten Aula des Mädchengymnasiums.

Bei der Inszenierung des Stücks war es den Mitgliedern der TheaterLaien um Oliver Schürmann wichtig, zu zeigen, dass das Thema des Stücks – Konflikte zwischen zwei Parteien sowie Liebe und Freundschaft – keiner bestimmten Zeit und keinem bestimmten Ort zugeordnet werden kann. „Das Thema Stücks“, so waren sich alle einig, „hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren.“ Um die Zeitlosigkeit hervorzuheben, wollten die Schauspieler den Zuschauern ganz genau vor Augen halten, dass sie ihnen nur ein Stück erzählten. So bauten die Schauspieler immer wieder vor den Augen der Zuschauer die Kulissen um; Oliver Schürmann schlüpfte erst während des Prologs auf der Bühne in das Kostüm des Fürsten.

Oliver Schürmann erwies sich als wahres Multitalent: Er hatte das Stück nicht nur bearbeitet, gestaltet und inszeniert sondern zeichnete auch für Technik, Requisite und Kostüme verantwortlich. Zudem stand er als Fürst auf der Bühne.

Mit Marco Heckhoff als Romeo und Sandra Schmitt als Julia hatte sich das Team der TheaterLaien eine gute Besetzung für die beiden Rollen ausgesucht.

Romeo wirkte sehr authentisch in seiner innerlichen Zerrissenheit: Marco Heckhoff vermochte es problemlos, Romeo mal aufbrausend und kämpfend, mal glücklich und dann wieder am Boden zerstört zu spielen.

Auch Sandra Schmitt – eine der körperlich größten im Ensemble – wurde der Julia gerecht: Sie verkörperte zunächst die kindlich-unschuldige Julia, wurde dann die glücklich Verliebte, um am Ende die Julia zu sein, die fest entschlossen ist, nicht ohne ihren Romeo weiterleben zu wollen. Allein das etwas merkwürdige weiße Kleid und ihre weißen Socken störten das Bild.

Doch obwohl die beiden Hauptdarsteller ihre Sache gut machen, wurde ihnen die Show ein wenig gestohlen. Thomas Krieger als Pater Lorenzo und Kinga Szilgyi als Amme waren einfach brillant. Vor allem Kinga Szilgyi brachte das Publikum mit ihrer Darstellung der Amme immer wieder zum Lachen: Sie schaffte es perfekt, die Amme als äußerst geschwätzige Freundin Julias zu geben, die hin und wieder zu hysterischen Anfällen neigt.

Sie und Thomas Krieger, der Romeos väterlichen Freund Lorenzo äußerst sympathisch spielte, waren sichtlich erfreut über den johlenden Applaus, mit dem ihre Auftritte am Ende der Abende belohnt wurden.

Auch der Rest des Ensembles konnte sich freuen: Als alle auf der Bühne standen, wollte das Publikum gar nicht mehr aufhören zu klatschen. Viele der Zuschauer werden beim nächsten Stück der TheaterLaien, dass für die zweite Hälfte des Jahres geplant ist, sicher wieder dabei sein.

Borbecker Nachrichten vom 05.05.2005

Alte Fehde zerstört junges Liebesglück

Theaterlaien zeigen „Romeo und Julia“

Von Sonja Mersch

Borbeck. Zwei Häuser in Verona, gleich an Würde, erwecken neuen Streit aus altem Groll, und Bürgerblut befleckt die Bürgerhand.“ Mit diesen Worten beginnt die tragische Geschichte eines „unsternbedrohten“ Liebespaares: Romeo und Julia. Mit dem Shakespeare-Klassiker feiern die Theaterlaien am Freitag, 29. April, Premiere im Mädchengymnasium Borbeck.

Den berühmten Prolog spricht Regisseur Oliver Schürmann selbst, denn er mimt zugleich den Fürsten von Verona. Kaum sind seine Worte verklungen, bricht auch schon der erste Kampf los: Romeos Freunde Mercutio und Benvolio provozieren Tybalt, der aus der verfeindeten Familie Capulet stammt. Die erbitterten Fechtszenen, bei denen es im Laufe des Dramas bekanntlich auf beiden Seiten Tote gibt, haben die Darsteller mit einem professionellen Trainer einstudiert. Klaus Figge choreografiert normalerweise Kampfszenen am Schauspielhaus Bochum.

Das Bühnenbild in Borbeck ist zeitlos: drei schwarze Tür-und ein Fensterrahmen, dazwischen farbige Vorhänge, die in jeder Szene wechseln. So symbolisiert etwa das Blaugrau in der Ballszene das triste Leben im Hause Capulet. „Die Familie steckt in veralteten Traditionen und ist unfähig, zu handeln“, erklärt der Regisseur. Er findet, dass der Shakespeare-Stoff auch heute noch aktuell ist. Darum lässt er die Laienspieler zwar in Versen sprechen, zieht ihnen aber keine Renaissance-Kleider an. Statt dessen: schwarze Hosen für die Männer, dazu je nach Gewaltbereitschaft ein hell-oder dunkelrotes Hemd. Julia (Sandra Schmitt), die ihren geliebten Romeo (Marco Heckhoff) wegen der Familienfehde nur heimlich heiraten kann, trägt unschuldiges Weiß.

Ein halbes Jahr hat die 16-köpfige Truppe vom Verein Theaterlaien an dem Stück geprobt. „Anfangs hatten wir Bedenken wegen der schwierigen Sprache. Aber die Geschichte ist so bekannt, das hat geholfen“, sagt Schürmann, der am Ende als Fürst verkündet: „Dieser Morgen bringt uns einen düsteren Frieden.“ Erst am Grabe Romeos und Julias versöhnen sich deren Familien.

Premiere ist am Freitag, 29. April, um 19 Uhr, in der Aula des Mädchengymnasiums Borbeck, Fürstäbtissinstraße 52. Die zweite Vorstellung beginnt Samstag, 30. April, um 18 Uhr. Karten gibt es für fünf (drei) Euro unter 6141645, www.theaterlaien.de oder an der Abendkasse.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 26.04.2005

TheaterLaien wagen sich an Romeo & Julia

An zwei aufeinanderfolgenden Abenden bringen die „TheaterLaien“ Ende des Monats den William Shakespeare-Klassiker „Romeo und Julia“ auf die Bühne des Mädchengymnasiums an der Fürstäbtissinstraße. Die erste Vorstellung ist am Freitag, 29. April, um 19 Uhr, die zweite am Samstag, 30. April, um 18.30 Uhr. Karten für das Drama in fünf Akten kosten fünf, ermäßigt drei Euro. Bestellen kann man Tickets unter 6 14 16 45. Im Gegensatz zu früheren Dramen Shakespeares, die von Ehrgeiz, Macht und Rachsucht handeln, ist dies die erste englische Tragödie, in der die Liebe das zentrale Thema ist. Rund zweieinhalb Stunden entführt die aktuelle Inszenierung von Oliver Schürmann in die Welt Veronas, die vom Streit der Häuser Montague und Capulet geprägt ist.

Borbecker Nachrichten vom 14.04.2005